In genau 150 Jahren gibt es keine fossilen Energien mehr, Empörung ist wie Toastbrot fürs Volk und vielleicht listen Reiseveranstalter eines Tages Tankstellen als Wohnmöglichkeit auf. Zu diesen Erkenntnissen kommt Beauvoire, von dem man zwar nicht den Vornamen erfährt, wohl aber seinen Beruf: Beauvoire ist Tankwart einer Tankstelle am Rand von Paris.
Autor Alexandre Labruffe schreibt in seinem Buch „Erkenntnisse eines Tankwarts“ (Original „Chroniques d´une station-service“) über den Alltag von Beauvoire, der nicht nur Treibstoff, Snacks und Getränke verkauft, sondern auch philosophiert und eine unerlaubte Party in der Tankstelle schmeißt. Ärger mit seinem Chef bekommt er aber aus einem anderen Grund. An der Tankstelle lernt Beauvoire schließlich auch seine spätere Freundin kennen. Als müsste Beuavoir sich nicht schon genug Gedanken machen über abzuholende Bücher und darin versteckte Botschaften, findet er auch noch heraus, dass seine Freundin ein seltsam anmutendes Hobby hat.
Labruffe hat außergewöhnliches Werk geschaffen. Theoretisch ist das knapp 140 Seiten fassende Buch schnell gelesen. Praktisch aber macht der Text den Leser mindestens so nachdenklich wie die Hauptperson Beauvoire. Etwa wenn der Tankwart über die Cola-Zerofizierung seiner Kunden nachdenkt (Cola Zero ist einer der meistverkauften Artikel in Beauvoires Tankstelle – aber warum eigentlich?). Zum Nachdenken regen auch sprachliche Kostbarkeiten an. So bezeichnet Beauvoire etwa das Benzin auf einer Seite als „Nektar des Vergessens“. Auf der gleichen Seite im Buch fragt er sich aber, „welches Viech den gestochen hat“ (er meint seinen Chef, der ihm gesagt hatte, man müsse das Kundenerlebnis optimieren).
Die "Erkenntnisse eines Tankwarts" gibt es beim Verlag Klaus Wagenbach (hier klicken).