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Klimaneutral bis 2045: Unternehmensallianz für Wasserstoff

27.04.2023 09:10 Uhr | Lesezeit: 2 min
Eine Übersicht der Leitungsverläufe.
Verschiedene Unternehmen beteiligen sich mit  ihren Wasserstoffprojekten an der Allianz.
© Foto: bp

Sieben Unternehmen, darunter bp, verbinden ihre Wasserstoffprojekte in Nordwestdeutschland miteinander. Ziel ist es, Wilhelmshaven als künftigen Standort für Wasserstoffimport und -produktion mit den industriellen Verbrauchszentren in Nordrhein­-Westfalen und Niedersachsen zu vernetzen.

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Während bp und Uniper in Wilhelmshaven verschiedene Projekte zum Import beziehungsweise zur Erzeugung von Wasserstoff planen, bringen Gasunie, Nowega, NWO und Thyssengas bestehende Transportleitungen sowie Pläne für neu zu errichtende H2-Pipelines in das Gesamtvorhaben ein. Über einen Nord-Süd-Korridor zwischen Wilhelmshaven und der Chemieregion Köln sowie einen West-Ost-Korridor zwischen Wilhelmshaven und Salzgitter sollen neben den Wasserstoff-Verbrauchsstandorten von bp und Salzgitter in der Rhein-Ruhr-Region beziehungsweise in Salzgitter weitere Unternehmen an die Wasserstoff-Infrastruktur in der Rhein-Ruhr-Region und in Salzgitter (Niedersachsen) angebunden werden. Dazu haben die beteiligten Unternehmen eine Absichtserklärung (Letter of lntent) unterzeichnet. Indem die Projektpartner im Rahmen der rechtlichen und regulatorischen Möglichkeiten zusammenarbeiten, unterstützen sie die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen.

Die Unternehmen beteiligen sich mit verschiedenen Wasserstoffvorhaben an der Allianz. Damit repräsentieren die geplanten Projekte die gesamte H2-Wertschöpfungskette. Im Detail verteilen sich die Rollen wie folgt:

  • bp und Uniper als industrielle Erzeuger und Verbraucher von Wasserstoff wollen jeweils am Standort Wilhelmshaven ein Ammoniak-Importterminal errichten. Das angelandete Ammoniak soll dann vor Ort durch ein thermo-chemisches Verfahren ("Cracken") in Wasserstoff und Stickstoff zerlegt werden. Der im Ammoniak gebundene grüne Wasserstoff wird auf diese Weise zurückgewonnen. Ammoniak als H2-Träger ermöglicht den effizienten Transport von kohlenstoffarmem Wasserstoff per Schiff über größere Distanzen zur Nutzung in Deutschland.
  • Darüber hinaus plant Uniper den Aufbau einer Großelektrolyse in Wilhelmshaven, welche mit Hilfe von Offshore-Windstrom aus der Nordsee grünen Wasserstoff produzieren soll. Sowohl bp als auch Uniper haben ihre Vorhaben als Project of Mutual lnterest (PMI) und Projects of Common lnterest (PCI) bei der Europäischen Kommission eingereicht. Die Entscheidung über eine Anerkennung wird in diesem Jahr erwartet.
  • Gasunie und Thyssengas haben Ende Februar ihre Planungen für einen H2-Nord-Süd-Korridor zwischen Wilhelmshaven und der Chemieregion Köln öffentlich gemacht. Die rund 400 Kilometer lange Transportverbindung soll bis 2028 durch Umstellung bestehender Transportleitungen sowie ergänzenden Neubau entstehen. Sowohl Gasunie als auch Thyssengas haben für ihre jeweiligen Teilabschnitte PCI-Anträge (Projects of Common lnterest) bei der Europäischen Kommission eingereicht. Durch eine Anbindung an das durch Gasunie geplante Wasserstoffnetzwerk Hyperlink im Norden sowie die von Nowega und Thyssengas verantworteten Teilprojekte der Wasserstoffinitiative GET H2 trage der geplante Nord-Süd-Korridor maßgeblich zum Aufbau eines integrierten Wasserstoffnetzes bei.
  • Hierdurch werden sowohl die bp Raffinerien im Emsland und Ruhrgebiet als auch viele weitere potenzielle H2-Verbraucher entlang der Trasse erreicht. Darüber hinaus sind Gasunie und Nowega für den Aufbau des notwendigen West-Ost-Korridors zur Anbindung des Partners und Wasserstoffabnehmers Salzgitter verantwortlich.
  • Die Infrastruktur-Betreiber Nowega und NWO bringen ebenfalls Teile ihres bestehenden Leitungsnetzes in die Allianz ein. Die Umstellung der Bestandsleitungen durch Nowega und NWO vermindert den notwendigen Neubaubedarf erheblich und ermöglicht eine großräumige Erreichbarkeit weiterer Ein- und Ausspeiser.

PwC befürchtet Wasserstoff-Lücke im Süden

2030 dürften 80 Prozent der Wasserstoffnachfrage auf die Stahlindustrie, die Halbleiterbranche, Ölraffinerien und die Chemie-, Keramik- und Glasindustrie entfallen. Zu dieser Einschätzung kommt PwC Strategy&. "Größter Abnehmer wird voraussichtlich das Rhein-Ruhr-Gebiet mit seiner Stahl- und Chemieindustrie", heißt es in der Studie. Zu den großen Wasserstoff-Knotenpunkten werden außerdem das Saarland, die bayerische Oberpfalz, das Dreieck Frankfurt-Stuttgart-Würzburg, die Achse Bremen-Hamburg und die Region Berlin-Leipzig-Magdeburg gehören. Im Maschinenbau und der Nahrungsmittelindustrie sei Wasserstoff ein Nischenthema, aber Stahlwerke "experimentieren längst mit Pilotanlagen, um auf Basis grünen Wasserstoffs fossilfreien Stahl zu produzieren. Halbleiterfabriken planen eigene Elektrolysekapazitäten".

Während weite Teile des Landes mit einem 5.100 Kilometer langen Leitungsnetz versorgt werden sollen, zeichne sich aber im Süden eine doppelte Versorgungslücke ab: "Nach aktuellem Stand ist beispielsweise für die Achse Freiburg-München bis 2030 weder eine ausreichende Anbindung an das europäische Wasserstoffnetz sichergestellt, noch wird die Region über ausreichend PV- oder Windkraftanlagen verfügen, um grünen Wasserstoff vor Ort herzustellen. Ebenso fehlt eine ausreichende Anbindung an Stromtrassen, um sich mit grünem Strom aus dem Norden zu versorgen", schrieben die Strategieberater.

In Betrieb, im Bau oder in Planung seien in Deutschland Wasserstoff-Projekte mit fünf Gigawatt Leistung. Wesentliche Wasserstoffimporte nach Deutschland seien erst ab 2035 zu erwarten, sagte Co-Autor Dirk Niemeier.

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