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Kritische Rohstoffe: EU-Abgeordnete befürchten Abhängigkeiten

02.11.2022 10:58 Uhr | Lesezeit: 4 min
Elektromobilität; Ressourcen; Batterieproduktion; Rohstoffe; Akkuproduktion; E-Autos; Kupfermine; Zambia; Kobaltmine
Die EU-Abgeordneten befürchten, dass Europa weiterhin von Rohstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt aus Drittländern abhängig sein wird.
© Foto: picture-alliance / Balance/Photoshot. | Steve Robinson

Fünfzig Abgeordnete des Europäischen Parlaments haben sich in einem Schreiben an die EU-Kommission gewandt, da sie befürchten, dass Europa bei der Beschaffung wichtiger Materialien von Drittländern abhängig werden könnte. Auch die Uniti veröffentlichte ein Informationsblatt zur deutschen Rohstoffabhängigkeit von China mit Forderungen an die Politik.

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In einer schriftlichen Anfrage an die Europäische Kommission verweisen die EU-Abgeordneten der christdemokratischen EVP-Fraktion auf eine Studie der belgischen Universität KU Leuven. Die Studie zeigt, dass Europa ohne neue Investitionen in heimische Minen und Raffinerien weiterhin von Importen von Rohstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt sowie seltenen Erden abhängig sein wird.

Die EU-Abgeordneten wollen von der Kommission wissen, wie sich die Umstellung auf Elektromobilität auf die "geostrategische Abhängigkeit“ der EU auswirken wird und inwieweit sich die Probleme mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen auf den Preis von Elektrofahrzeugen auswirken werden. In dem Schreiben fordern sie die Kommission dazu auf, eine Analyse der möglichen Abhängigkeitsverschiebung vorzulegen, die sich aus dem Green Deal ergibt. Zusätzlich soll sie darlegen, wie sie diese Abhängigkeiten zu verringern plant.

Zu den Unterzeichnern der schriftlichen Fragen gehören die deutschen EU-Abgeordneten Markus Pieper, Berichterstatter für die Richtlinie über erneuerbare Energien, und Jens Gieseke, Schattenberichterstatter für die EU-Flottengrenzwerte für Autos und Lieferwagen (beide CDU). Der Brief wurde von der österreichischen EU-Abgeordneten Barbara Thaler initiiert. "Wenn wir weiterhin politisch auf einer vollständigen Elektrifizierung des Individualverkehrs bestehen und keinen Wettbewerb zwischen alternativen Kraftstoffen, einschließlich E-Fuels und Biokraftstoffen, zulassen, werden alle Versprechungen zur europäischen Rohstoffpolitik nur ein Lippenbekenntnis sein“, sagte sie gegenüber dem Mediennetzwerk Euractiv. Nach den EU-Vorschriften ist die Europäische Kommission verpflichtet, auf alle schriftlichen Anfragen innerhalb von sechs Wochen zu antworten.

Auch die Uniti warnt vor Rohstoffabhängigkeit

Mit dem Ausbau der Elektromobilität nehme die Abhängigkeit Deutschlands von China bei Rohstoffen weiter zu, heißt es in der Pressemitteilung von Uniti. In der Folge würden Versorgungsrisiken und die Abwanderung von Wertschöpfung aus Deutschland nach China drohen. Uniti-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn warnt davor, ähnliche Fehler wie bei der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu wiederholen: "Bei der Elektromobilität begibt sich mit der deutschen Automobilindustrie eines der wichtigsten Standbeine der heimischen Wirtschaft in eine gefährliche, einseitige Rohstoffabhängigkeit von China." Das asiatische Land dominiert nicht nur die für die Elektromobilität relevanten Rohstoffmärkte, sondern darüber hinaus die Produktion auf jeder Stufe der Lieferkette für die Batterien von E-Autos. So befinden sich beispielsweise drei Viertel der Produktionskapazitäten für Batteriezellen in China. Daher frodert der Uniti Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen die Politk auf, technologieoffener zu sein. "Einseitige Abhängigkeiten bei Rohstoffen, bei Energiepfaden und in der Technologienutzung könnten damit vermieden werden", so Kühn. 

Hier gibt es die Uniti-Informationsbroschüre zum Download.

(Anmerkung der Redaktion: Dieser Bericht erschien am 24. Oktober 2022 und wurde am 2. November 2022 aktualisiert.)


Kritische Rohstoffe: Das Gold der Energiewende

Deutschland ist bei vielen Rohstoffen auf Importe angewiesen, da der Bedarf nicht durch eigene Vorkommen abgedeckt werden kann. Dazu zählen neben Energie-Rohstoffen Metalle und Industriemineralien wie Kobalt, Lithium und Nickel, die ganz am Anfang von industriellen Wertschöpfungsketten stehen. Die Europäische Kommission definiert insgesamt 23 Rohstoffe als entscheidend für die Herstellung der Schlüsseltechnologien wie Batterietechnik, Robotik und Erneuerbaren Energien. Bei neun von ihnen sieht das Münchner ifo-Institut dringenden Handlungsbedarf für Deutschland. In einer Studie im Auftrag der IHK wurden Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, seltene Erden und Titan als krisenanfällige Ressourcen identifiziert.

Die Zunahme von Elektrofahrzeugen sowie von E-Bikes und E-Scootern kann die Abhängigkeit von Rohstoffen für Batterien weiter steigern. Etwa 65 Prozent des weltweit geförderten Kobalts stammt aus der Demokratischen Republik Kongo und die meisten Lithiumminen der Welt befinden sich in Südamerika. Asien verfügt über die größten Nickellager der Welt. China, Japan und Südkorea sind zusammengenommen der weltweit größten Batteriehersteller und machen Asien zum globalen Kraftzentrum für Batterien für E-Fahrzeuge. Nordamerika ist der zweitgrößte Produzent, während Europa an dritter Stelle steht.

Eine Lösung, um die Abhängigkeit der EU von Drittländern zu verringern, ist, sicherzustellen, dass importierte Rohstoffe in der Union bleiben. Der Entwurf der EU-Batterieverordnung setzt verbindliche Ziele für die Rückgewinnung und Wiederverwendung von Rohstoffen. Bislang werden nur sieben Prozent der seltenen Erden in der EU recycelt. Zudem könnte die Produktion der Batterien laut ISI (Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung) zukünftig in der EU erfolgen, um weniger abhängig von China zu sein. Des Weiteren wird daran geforscht, Batterien ohne die Verwendung kritischer Rohstoffe herzustellen. 



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