In einer schriftlichen Anfrage an die Europäische Kommission verweisen die EU-Abgeordneten der christdemokratischen EVP-Fraktion auf eine Studie der belgischen Universität KU Leuven. Die Studie zeigt, dass Europa ohne neue Investitionen in heimische Minen und Raffinerien weiterhin von Importen von Rohstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt sowie seltenen Erden abhängig sein wird.
Die EU-Abgeordneten wollen von der Kommission wissen, wie sich die Umstellung auf Elektromobilität auf die "geostrategische Abhängigkeit“ der EU auswirken wird und inwieweit sich die Probleme mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen auf den Preis von Elektrofahrzeugen auswirken werden. In dem Schreiben fordern sie die Kommission dazu auf, eine Analyse der möglichen Abhängigkeitsverschiebung vorzulegen, die sich aus dem Green Deal ergibt. Zusätzlich soll sie darlegen, wie sie diese Abhängigkeiten zu verringern plant.
Zu den Unterzeichnern der schriftlichen Fragen gehören die deutschen EU-Abgeordneten Markus Pieper, Berichterstatter für die Richtlinie über erneuerbare Energien, und Jens Gieseke, Schattenberichterstatter für die EU-Flottengrenzwerte für Autos und Lieferwagen (beide CDU). Der Brief wurde von der österreichischen EU-Abgeordneten Barbara Thaler initiiert. "Wenn wir weiterhin politisch auf einer vollständigen Elektrifizierung des Individualverkehrs bestehen und keinen Wettbewerb zwischen alternativen Kraftstoffen, einschließlich E-Fuels und Biokraftstoffen, zulassen, werden alle Versprechungen zur europäischen Rohstoffpolitik nur ein Lippenbekenntnis sein“, sagte sie gegenüber dem Mediennetzwerk Euractiv. Nach den EU-Vorschriften ist die Europäische Kommission verpflichtet, auf alle schriftlichen Anfragen innerhalb von sechs Wochen zu antworten.
Auch die Uniti warnt vor Rohstoffabhängigkeit
Mit dem Ausbau der Elektromobilität nehme die Abhängigkeit Deutschlands von China bei Rohstoffen weiter zu, heißt es in der Pressemitteilung von Uniti. In der Folge würden Versorgungsrisiken und die Abwanderung von Wertschöpfung aus Deutschland nach China drohen. Uniti-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn warnt davor, ähnliche Fehler wie bei der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu wiederholen: "Bei der Elektromobilität begibt sich mit der deutschen Automobilindustrie eines der wichtigsten Standbeine der heimischen Wirtschaft in eine gefährliche, einseitige Rohstoffabhängigkeit von China." Das asiatische Land dominiert nicht nur die für die Elektromobilität relevanten Rohstoffmärkte, sondern darüber hinaus die Produktion auf jeder Stufe der Lieferkette für die Batterien von E-Autos. So befinden sich beispielsweise drei Viertel der Produktionskapazitäten für Batteriezellen in China. Daher frodert der Uniti Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen die Politk auf, technologieoffener zu sein. "Einseitige Abhängigkeiten bei Rohstoffen, bei Energiepfaden und in der Technologienutzung könnten damit vermieden werden", so Kühn.
Hier gibt es die Uniti-Informationsbroschüre zum Download.
(Anmerkung der Redaktion: Dieser Bericht erschien am 24. Oktober 2022 und wurde am 2. November 2022 aktualisiert.)