Energieversorger Maier & Korduletsch hatte im September 2023 in Passau-Sperrwies einen der modernsten Mobilitätshubs in Europa eröffnet. Er nennt sich nicht nur Mobility Hub, sondern "Next" Mobility Hub und bietet Energien von Strom für Pkw und Lkw hin zu konventionellen Kraftstoffen und Wasserstoff für Schwerlastverkehr. Auch ein gastronomisches Angebot gehört dazu. Das "Next" bezieht sich auf alternative Energien und den Ansatz, die Stromversorgung am durch ein intelligentes Energiemanagement zu steuern. Der Stromsektor soll hier mit dem Verkehrssektor gekoppelt werden.
Die Kundenstruktur ist recht vielfältig
Initiiert wurde das Projekt vom Next Mobility Accelerator Konsortium, an dem maßgeblich Shell, Maier & Korduletsch und der Fahrzeughersteller Paul Group beteiligt sind. Die Nähe zum Paul-Standort in Vilshofen an der Donau war auch einer der ausschlaggebenden Gründe, dass der Mobilitätshub hier gebaut wurde. Außerdem liegt der Hub in unmittelbarer Nähe zur A3, wodurch er nicht nur für Lkw optimal zu erreichen ist. "Der Mobilitätshub wird sowohl von Gewerbetreibenden, hauptsächlich Schwerlastverkehr, aber auch von Pendlern und von Durchreisenden auf der BAB A3 genutzt", sagt Lorenz Maier, Geschäftsführer von Maier & Korduletsch.
Das Kraftstoffgeschäft hat sich Maier zufolge gut entwickelt. Folgende konventionellen Kraftstoffe können Kunden am Next Mobility Hub tanken: E10, E5, Fuel Save Diesel, V-Power und AdBlue. Außerdem gibt es Blue Diesel R33 und HVO100.
Maiers Unternehmen ist CPO des Standorts, der Gastrobereich ist an Familie Bickert verpachtet. Insgesamt sind rund 15 Mitarbeiter am Mobilitätshub beschäftigt. Service-Arbeiten übernimmt Maier & Korduletsch weitgehend selbst, teilweise - etwa an der Wasserstoff Tankstelle oder beim Energiemanagement – auch zusammen mit Dienstleistern.
Sehr harmonisches Miteinander
Die Tankungen an der Wasserstoff Tankstelle funktionieren allerdings einwandfrei, wie Maier betont, auch in der vom Hersteller angegebenen Zeit von 15 Minuten. Verfügbar sind zwei Dispenser mit 350 bar auf drei Fahrspuren. Wasserstoff- und Diesel-Tanker nutzen die gleichen Tankinseln und Fahrspuren. Das Miteinander verläuft "sehr harmonisch", so Maier.
Eigenen Angaben zufolge befindet sich in Passau-Sperrwies die leistungsfähigste H2-Tankinfrastruktur hierzulande. Vor Ort können bis zu zwei Tonnen Wasserstoff gelagert werden, den zwei Kompressoren auf bis zu 1.000 bar verdichten.
Auch in punkto Strom hat sich Maier & Korduletsch höchste Leistungsfähigkeit auf die Fahnen geschrieben: Sechs Alpitronic Hypercharger, insgesamt zwölf DC-Ladepunkte, stehen mit je 300 kW bereit. Bei gleichzeitiger Belegung der Säule verteilen sich die 300 kW auf zwei Punkte. Zwei Ladepunkte sind für Lkw vorgesehen. Akzeptiert werden alle gängigen Zahlungsmittel. Theoretisch ist auch Plug-and-charge möglich, "wird aber noch nicht genutzt", sagt Geschäftsführer Maier.
Autohäuser lassen E-Autokäufer allein
Den Vorgang des Stromladens fordert manche Kunden noch heraus. Das liegt aber laut Maier nicht etwa daran, dass das Laden besonders kompliziert ist: "In vielen Fällen, in denen die Ladeleistung nicht mit den Erwartungen des Kunden übereinstimmt, liegt das Problem ,Kfz-seitig'." Käufer würden bei der Fahrzeugübergabe nicht ausreichend über die Besonderheiten des neuen Fahrzeugs informiert. "Wir sehen oft, dass der Kunde von den Herstellern oder Autohäusern allein gelassen wird. Vor allem macht es sich bemerkbar bei Fahrern, die sich ein Fahrzeug mieten und das erste Mal mit einem E-Fahrzeug unterwegs sind", sagt Maier.
Der Strom wird zum Teil vor Ort erzeugt, wo eine PV-Anlage mit 230 kWp einen Teil des Bedarfs abdeckt. "Der andere Teil kommt mit einem Ökostromtarif aus dem Netz beziehungsweise aus dem Batteriespeicher vor Ort. Zusätzlich haben wir einen zweiten Speicher, der am Intraday Markt Flexibilität vermarktet und so den Netzanschluss noch besser ausnutzt", erläutert Maier.
Der Batteriespeicher kombiniert damit Eigenverbrauch – eine optimale Nutzung der regenerativen Energien vor Ort - und Flexibilität mit Erlösmöglichkeiten. Maier & Korduletsch sieht das Konzept als skalierbares Modell für weitere Hubs.
Und tatsächlich laufen bereits Planungen für den multimodalen "Mobilitätshub Version 2" mit Elektrolyse. Dieser entsteht in Pocking am künftigen Autobahndreieck A3/A94. Die Inbetriebnahme soll 2026 mit der Fertigstellung des Autobahndreiecks erfolgen. Der Hub soll ein integriertes Energiekonzept mit Sektorenkopplung realisieren und beinhaltet unter anderem einen Onsite-Elektrolyseur. Damit könnte Maier Korduletsch Wasserstoff direkt vor Ort selbst herstellen und wäre von Wasserstofflieferungen unabhängig. Die Abwärme will das Unternehmen ganzjährig nutzen. Und damit hätte Maier Korduletsch nicht nur einen der modernsten Mobilitätshubs Deutschland, sondern sogar auch einen teilweise autarken.