Elektroautos brauchen neben einer Kaufprämie nach Expertenmeinung vor allem einen langfristigen Steuervorteil. "Es ist nicht die Prämie, die das Verhalten der Autokäufer grundlegend ändern wird", sagte die Fachfrau für ökologische Fahrzeuge beim belgischen Auto-Branchenverband Febiac, Sophie Poidvin, der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Poidvin reagierte mit dieser Einschätzung auf die jüngsten Auswirkungen der flämischen Kaufprämie für Elektroautos, die den deutschen Kaufanreizen ähneln. In Flandern wurden im ersten Halbjahr 2016 gut 6,5 Mal mehr Elektroautos zugelassen als im gesamten Vorjahr.
"In Deutschland ist das System etwa so wie in Flandern", sagte Poidvin zu den Kaufanreizen. Für eine längerfristige Wirkung müssten die Verbraucher aber auch dauerhaft mit Steuererleichterungen rechnen können, über eine Wahlperiode hinaus.
"Die Maßnahmen der flämischen Regionalregierung haben wirklich eine Steigerung bewirkt", sagte Poidvin. Seit Jahresbeginn bekommen Käufer von Elektroautos in Belgiens nördlichem Landesteil eine Prämie von 2.500 bis 5.000 Euro. Vor allem im Januar und Februar seien viel mehr entsprechende Fahrzeuge verkauft worden – "aber es beginnt zu stagnieren", sagte die Expertin. In den ersten sechs Monaten waren es 497 E-Autos nach 75 im gesamten Vorjahr. Das entspreche einem Anteil von 0,35 Prozent aller Neuzulassungen in Flandern, so Poidvin.
In Deutschland gibt es für reine Elektrofahrzeuge mit Batterie 4.000 Euro "Umweltbonus", wie die Prämien heißen – davon je 2000 Euro vom Bund und 2000 Euro vom Hersteller. Bei Plug-in-Hybridautos sind es 3.000 Euro (1.500 Euro Staat/1.500 Euro Hersteller). Die Förderung gilt rückwirkend für E-Autos, die seit dem 18. Mai gekauft wurden.
"Endlich aus den Startlöchern"
Der flämische Energieminister Bart Tommelein hat in diesem Jahr fünf Millionen Euro für die Kaufprämien zur Verfügung. Die jüngsten Verkaufszahlen hatte der Minister kürzlich positiv interpretiert: "Das Elektroauto ist endlich aus den Startlöchern gekommen." Sein Ziel, die Verkaufszahlen bis 2020 nennenswert und dauerhaft zu steigern, wird nach Einschätzung der Branchen-Expertin aber schwer zu erreichen sein, "wenn die Zahlen so bleiben, wie sie sind". Es sei aber schwer zu sagen, ab wie viel Prozent Anteil die Elektrofahrzeuge als am Markt durchgesetzt angesehen werden können. (dpa)