Der Autoexperte Stefan Bratzel sieht den VW-Abgasskandal als Chance für einen raschen Ausbau der Elektromobilität. Der Dieselmotor sei zwar klimafreundlicher als der Benzinmotor, aber seine Akzeptanz habe durch die geschönten Abgasangaben gelitten. Statt in einem teuren Spagat weiterhin Milliarden in Diesel-, Benzin-, Elektromotoren und Brennstoffzellen zu investieren, sollten sich die deutschen Autobauer konsequenter neuen Antriebstechniken zuwenden, schlug der Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach am Donnerstag vor.
Kurzfristig sei der Diesel zwar nicht zu ersetzen. Er stoße bis zu 25 Prozent weniger CO2 aus als ein Benziner. Eine Abkehr vom Diesel brächte die Klimaziele in Gefahr. Dies würde auch die Autobauer in Schwierigkeiten bringen, weil jeder zweite Neuwagen in Deutschland ein Diesel sei und die Produktionspläne für die nächsten Jahre feststünden, so Bratzel.
Weitere Effizienzsteigerungen allerdings seien immer teurer. Außerhalb Europas habe sich der Diesel als Autoantrieb nicht durchgesetzt. Die deutsche Autoindustrie müsse sich fragen, ob eine Weiterentwicklung noch sinnvoll sei. Der Skandal sollte als Initialzündung für eine Neuorientierung dienen, schrieb Bratzel. Dazu wäre es aber auch notwendig, die Batteriezellen in Deutschland zu entwickeln und eine Schnellladenetz für E-Autos aufzubauen. (dpa)