Neben Benzin und Diesel müssen alle deutschen Tankstellen künftig auch Strom für Elektroautos anbieten. Die Einführung einer entsprechenden Versorgungsauflage hat die Bundesregierung nun im Rahmen des Corona-Hilfspakets beschlossen. Details sind allerdings noch weitgehend unklar: So ist in dem Papier des Koalitionsausschusses weder von der Zahl noch der Art der Ladepunkte eine Rede.
Für Tankstellen sehen Experten schon seit längerem eine zentrale Rolle im Aufbau der E-Auto-Infrastruktur vor. Bislang ist die Errichtung allerdings freiwillig. Unter anderem haben Shell und Star bereits erste Schnellader auf ihren Anlagen eröffnet. Die schnellen Säulen mit Ladeleistungen bis zu 100 kWh sind relativ teuer, füllen gängige E-Auto-Akkus aber im Idealfall in rund einer halben Stunde.
Die deutlich günstigere Alternative sind normale AC-Ladesäulen, an denen man mehrere Stunden warten müsste. Solche Anlagen wären allenfalls in Städten sinnvoll, wo etwa Anwohner über Nacht laden könnten. Unklar ist auch, wer die Installation zahlen soll; in Frage kommen unter anderem Tankstellenpächter, Mineralölkonzerne oder die öffentliche Hand.
Bundesweit existieren aktuell rund 14.500 Tankstellen. Würden alle mit mindestens einem Ladepunkt ausgerüstet, würde die Zahl der öffentlichen Stecker für E-Autos von derzeit rund 30.000 auf rund 45.000 steigen. Von dem im Klimaschutzprogramm formulierten Ziel von einer Million Ladesäulen bis 2030 wäre man allerdings weiterhin deutlich entfernt. Die Bundesregierung plant daher parallel den intensiveren Aufbau öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur, zum Beispiel bei Kitas, Krankenhäusern, Stadtteilzentren und Sportplätzen. Zudem wird laut dem Koalitionspapier geprüft, ob die Errichtung von Schnellladesäulen als Dekarbonisierungsmaßnahme der Mineralölwirtschaft behandelt werden kann. (SP-X)
Schnelllader