Die Bilder vom Brand in der Raffinerie Vohburg in der Nähe von Ingolstadt gingen Anfang September durch die Medien. Eine Explosion in der Produktionsstätte von Bayernoil hatte zu dem Feuer geführt, der Werksteil Vohburg ist nach wie vor nicht in Betrieb. Zusammen mit dem Standort in Neustadt an der Donau verarbeitet Bayernoil pro Jahr über zehn Millionen Tonnen Rohöl. Zu den Ermittlungen durch die Kripo Ingolstadt und Experten des Landeskriminalamts sowie zu den Folgen des Brandes wollte sich die Pressestelle der Raffinerie nicht äußern.
Man gehe davon aus, dass die Versorgung nicht beeinträchtigt sei, betonte zwar Bayernoil-Geschäftsführer Karl Strummer kurz nach dem Brand. „Die Versorgungslage ist aktuell jedoch besonders im Süden Deutschlands sehr angespannt“, weiß Charlotte Blum, Analysis Editor bei Argus Media. Denn der Brand war nicht der einzige Faktor, der in den vergangenen Monaten Einfluss auf die Versorgung mit Kraftstoffen und Heizöl hatte. Hinzu kam aufgrund geringer Niederschläge im Sommer ein Rheinniedrigwasser, wodurch der Fluss nur eingeschränkt als Transportweg genutzt werden konnte. Zwar seien diese Themen vom Endkunden mehr oder weniger unbemerkt geblieben, aber für den Großhandelsmarkt sei die aktuelle Lage ein Riesenthema, betont Blum.
„Für mich ist es ein kleines Wunder, dass es in den ersten Tagen nach dem Brand für den Endverbraucher keine größeren Lücken in der Versorgung gab. Es ist eine große Leistung vom Markt, die Situation so zu managen, dass es keiner gemerkt hat“, ergänzt die Analystin. Das liege vor allem daran, dass im Gegensatz zu früheren vergleichbaren Situationen wohl keine Tankstellen leer gelaufen sind. „Was wir im September beobachtet haben, ist, dass Tankstellen Abwehrpreise gesetzt haben, also ein paar Cent teurer waren als andere nahegelegene Stationen“, sagt Blum. Autofahrer warden so auf billigere Tankstellen „umgeleitet“, wodurch es insgesamt zu keinen Leerläufen gekommen ist.
Auch eine große logistische Leistung der Unternehmen hat dazu geführt, dass weiterhin Kraftstoff und Heizöl in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. „Die Schienenkapazität war schon wegen dem niedrigen Wasserstand des Rheins ausgelastet. Nach dem Brand war es deshalb noch schwerer, Kapazitäten auf der Schiene zu bekommen, um Waren vom Norden in den Süden zu fahren“, weiß Blum. Die Unternehmen seien daher auf Ware aus Produktionsstätten in Karlsruhe, Nordbayern, Leuna, aber auch aus dem Ausland aus Tschechien oder Frankreich ausgewichen. Teilweise seien in den Wochen nach dem Brand sogar Lkw vom Süden in den Norden gefahren, um Ware abzuholen. Die Kapazitäten in den Tankwägen waren frei, weil die Frage nach Heizöl von Seiten privater Haushalte in dem Zeitraum relativ gering war.
Große Preisschere
Die Versorgungslage hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Preise: „Wir sehen eine breite Schere in den Preisen zwischen Süddeutschland und Hamburg“, beobachtet Blum. An den Raffineriestandorten im Süden liegt zurzeit der Preis für E5 pro 100 Liter acht Euro höher als in Hamburg. Dagegen kostete die gleiche Menge im April 2018 in Hamburg noch einen Euro mehr als im Süden. Beim Diesel lag der Preis für 100 Liter im April im Süden noch ungefähr einen Euro über der Hansestadt, jetzt ist er bereits sechs Euro teurer.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 10./11.2018)