Die Digitalisierung macht vor dem Tankstellenmittelstand ebenso wenig Halt wie vor den großen Mineralölkonzernen. Um sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen und den Kunden und Gesellschaftern moderne Prozesse sowie digitale Produkte und Services bieten zu können, hat die Avia den Fachbereich „Business Development/Digitalisierung“ neu geschaffen. Seit Februar dieses Jahres werden zentrale Digitalisierungsprojekte sukzessive in diesen Verantwortungsbereich überführt und vorangetrieben.
„Wenngleich in unserem Geschäft der persönliche Kontakt unverändert eine wichtige Rolle spielt, werden Kunden und Geschäftspartner in absehbarer Zeit in ihren Entscheidungen immer häufiger von smarten Systemen beeinflusst“, ist Holger Mark, Vorstand der Avia in München, überzeugt. Für den Verbund aus 32 mittelständischen Unternehmen sei es daher wichtig, diesen technologischen Wandel mitzugehen und auch disruptive Tendenzen wahrzunehmen und diesen zu begegnen, ergänzt Mark.
„Mit den bisherigen Strukturen und Ressourcen konnten wir allerdings Ideen und Lösungen für unsere Geschäftsfelder nicht konsequent weiterentwickeln. Mit der neuen Fachabteilung wollen wir uns jetzt diesem Zukunftsthema widmen, Know-how aufbauen, den Kunden einen Mehrwert bieten und damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Gesellschafter steigern“, erklärt Christian Gertig, der Anfang Juli die Leitung für den Bereich übernommen hat. Der 41-Jährige ist seit elf Jahren in der Münchener Zentrale des Mittelständlers tätig und verantwortete zuletzt im Marketing das Thema Non-Cash-Payment.
Alle Geschäftsfelder betroffen
Die neue Abteilung wird sich dabei nicht nur auf das Tankstellengeschäft konzentrieren, sondern geschäftsübergreifend arbeiten und auch die anderen Bereiche wie Strom, Gas, Heizöl, Pellets und Schmierstoffe im Blick behalten. „Unser Ziel ist es, mittelstandsadäquate Lösungen zu finden, diese gut vorzubereiten und in Abstimmung mit unseren Gesellschaftern umzusetzen“, beschreibt Gertig das Vorgehen. Im Vergleich zu den Konzernen seien dabei heterogene, dezentrale Strukturen und geringere Ressourcen eine Herausforderung. „Daher werden wir einige Themen sicherlich mit externer Unterstützung, beispielsweise durch strategische Kooperationen umsetzen“, kündigt der Abteilungsleiter an.
Die ersten zwei Projekte sind bereits gestartet: Das Avia-Kundenportal räumt Inhabern der Avia-Flottenkarten vielfältige Möglichkeiten bei der Tankkartennutzung ein. Die Online-Plattform wird derzeit im Gesellschafterkreis ausgerollt und soll künftig – sozusagen als „Gate zu neuen digitalen Services“ – auch andere Geschäftsbereiche und Kunden bedienen.
Zudem beschäftigen sich Gertig und sein Team aktuell mit dem Thema Mobile Payment. „Wir setzen uns damit auseinander und überlegen, wie hier für die Avia und ihre Gesellschafterstruktur eine Lösung möglich ist“, kündigt Gertig an. Derzeit werde intensiv geprüft, welche verschiedenen Ansätze denkbar und zu vertretbaren Kosten umsetzbar sind. Zudem müsse man immer noch die Relevanz im Auge behalten, denn der Bereich mobiles Bezahlen entwickle sich erst noch.
„Insgesamt sehen wir uns gut aufgestellt, um den Herausforderungen der sich wandelnden Märkte zu begegnen und vom digitalen Wandel zu profitieren“, ist Gertig überzeugt.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 9/2018)