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Nachgefragt: Herzensangelegenheit

12.07.2018 10:00 Uhr
Nachgefragt: Herzensangelegenheit
Bestellen und bezahlen über die App, abholen vor Ort: Schon sind gute Lebensmittel gerettet.
© Foto: Too Good To Go

Das Start-up Too Good To Go bekämpft die Lebensmittelverschwendung, indem es gastronomische Betriebe und Kunden zusammenbringt. Joiss-Tankstellenpächterin Christine Fey macht mit und ist überzeugt.

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Laut Bundeszentrum für Ernährung sind es elf, laut Umweltbundesamt und WWF 18 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Zahlen variieren, doch eines steht fest: Jährlich werden Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeworfen, ­obwohl vieles davon noch genießbar wäre. Das Start-up Too Good To Go will dieses Problem ­bekämpfen, indem es über eine App ­Verkäufer und Käufer zusammenbringt. Dabei verkaufen Betriebe über­­produzierte Lebensmittel zu einem­­ ­­­ver­­­­­günstig­­ten Preis an Selbstabholer. Zu den Partnerbetrieben zählen Restaurants, Bäckereien, Supermärkte – und Tank­stellen.

Christine Fey, Pächterin der Joiss-Tankstelle in Oldenburg, macht seit einem dreiviertel Jahr bei Too Good To Go mit. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit: „Die Lebensmittelverschwendung ist so extrem in den westlichen Ländern. Ich wollte einen Beitrag leisten, die Verschwendung ein bisschen zu minimieren, soweit ich das kann. Es ist einfach ­grausam, wenn man sieht, wie voll die Mülltonne manchmal mit wirklich guten Lebens­mitteln ist“, sagt Fey.

Doch Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, sei gar nicht so leicht in der Gastronomie. Im Privathaushalt könne man Produkte einfach länger aufheben oder verarbeiten, gewerblich sei das aufgrund der strikten Gesundheits­vorschriften viel schwieriger. Wie viele Backwaren man täglich braucht, ist gar nicht so einfach zu kalkulieren. Viele ­Faktoren spielen eine Rolle, das Wetter, die Ferienzeit. ­Manchmal kann Fey gar nicht sagen, warum an einem Tag viel gekauft wird und am nächsten wenig.

Für das gute Gefühl

Fey hat das Unternehmen bei der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ im ­Fernsehen gesehen und war sofort überzeugt von der Idee. In ihrem kleinen ­Bistro hatte sie schon zuvor immer wieder ­Menschen, die abends übriggebliebene Ware abgeholt haben. Die kamen aber nur eine kurze Zeit lang, danach musste sie die Produkte wieder wegwerfen. Über die App gehen zwar auch nicht täglich ­Bestellungen ein, doch jedes gerettete Produkt zählt.

Der Aufwand für die Unternehmen ist dank Too Good To Go überschaubar. ­Betriebe können sich anmelden und ­werden dann von einem Mitarbeiter angerufen, ­erzählt Fey. Man legt fest, was man an­bieten möchte, das Berliner Start-up übernimmt die Einstellung in die App. Auch die Be­zahlung läuft über die App, so dass der ­Betrieb nur überprüft, ob eine ­Bestellung eingegangen und die Tüte ­rechtzeitig ­gepackt ist. Natürlich ist das trotzdem mit zusätzlicher Arbeit ver­bunden, doch für das gute Gefühl lohnt es sich.

Zwar richtet sich die App nicht in erster Linie an Tankstellenbetreiber. ­Trotzdem ist Too Good To Go auch für sie eine sinnvolle Möglichkeit, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, neue Kunden zu generieren und das eigene gute Gefühl zu stärken. Wer mitmachen will, kann sich unter 030 588 495 30 persönlich an die Too-Good-To-Go-Mitarbeiter ­wenden oder auf der Internetseite toogoodtogo.de ­registrieren.

(Autorin: Julia Richthammer; der Artikel erschien in Sprit+ 7/2018)

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