Viel zu schnell geht auch das Jahr 2024 bereits wieder dem Ende zu. Haben wir gefühlt nicht eben erst Silvester gefeiert? Ein Grund mehr, kurz innezuhalten, einen Blick zurückzuwerfen und einen kleinen Ausblick auf 2025 zu geben.
Innen- und weltpolitisch geht es im Moment zum Ende des Jahres ja mehr als turbulent zu. Ampelregierung auseinandergebrochen, die deutsche Wirtschaft schwächelt, Trump gewinnt die Wahl in Amerika, Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, eine Umweltkatastrophe nach der anderen. Man mag schon gar nicht mehr die Tagesschau am Abend ansehen. Deutschland und die Welt stehen 2025 vor vielen Unsicherheiten.
Das Tankstellengeschäft in Deutschland konnte sich 2024 trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen noch ganz gut behaupten. Der Spritabsatz in Deutschland nimmt zwar seit 2019 mehr oder weniger kontinuierlich ab, aber noch kann das Shopgeschäft dies kompensieren.
Die Abnahme im Nassgeschäft gilt insbesondere für den Absatz des Diesels. Der Dieselabsatz hatte seinen Höhepunkt im Vor-Corona-Jahr 2019. Seitdem ist er stetig geschrumpft, wobei diese Entwicklung seit 2022 nicht mehr auf die Pandemie geschoben werden kann. Vielmehr ist sie ein Zeichen der schwachen Konjunktur, in der das Transportvolumen und damit die Lkw-Kilometer beständig abnehmen. Daneben werden im Privatsektor immer weniger Dieselfahrzeuge verkauft.
Da ist es nur ein knapper Trost, dass über öffentliche Tankstellen nur knapp die Hälfte des gesamten Dieselabsatzes läuft. Das Tankstellennetz kann dennoch mit den Zuwächsen beim Ottokraftstoff die Verluste beim Diesel nicht vollständig kompensieren. Auf der anderen Seite waren 2024 die Margen im Nassgeschäft für die Gesellschaften sehr auskömmlich, was wiederum dazu führt, dass selbst kleinste Tankstellen nicht geschlossen werden und die notwendige Marktbereinigung weiter ausbleibt. Für uns Betreiber, die ja eine Literprovision bekommen, ist diese ständige Erosion der Absätze aber gefährlich, insbesondere weil sich alle Gesellschaften beharrlich weigern, dieser Entwicklung mit höheren Provisionen für die Betreiber entgegenzuwirken.
Um die ständig steigenden Kosten in nahezu allen Bereichen – insbesondere aber bei den Personalkosten – aufzufangen blieb deshalb nur der Shop. Der Druck auf die Margen und damit auf die Verkaufspreise blieb auch 2024 hoch und es war ein Segen, dass die Kunden in aller Regel die steigenden Preise im Shop akzeptiert haben. Daneben haben vielen Betreibern Sondereffekte wie der Trend zum "Vaping" oder "Essen außer Haus" geholfen.
An Preisgrenzen gestoßen
In vielen Bereichen scheint man nunmehr aber an Preisgrenzen gestoßen zu sein. Gerade jetzt in Zeiten abkühlender Konjunktur, wenn nicht sogar der Rezession, ist zu erwarten, dass der Kunde weitere Preiserhöhungen nicht mehr ohne Weiteres akzeptieren wird. Der wirtschaftliche Druck auf die Tankstellenbetreiber wird 2025 nach meiner Erwartung deshalb erheblich steigen. Der Trend zum Elektroauto ist zwar im Moment gebremst, wird sich aber über die Jahre nicht aufhalten lassen.
EG/Echo legte dieses Jahr den Schwerpunkt in den Flagswitch der OMV Stationen zu Esso Stationen. Erfreulicherweise hat dies ohne größere Probleme geklappt und zumindest hat der Außenbereich der betroffenen Station dadurch eine optische Aufwertung bekommen. Zu erwarten ist jetzt, dass auch die vertragliche Situation an die geänderte tatsächliche Situation zeitnah angepasst wird. Mit einem OMV-Agenturvertrag eine Esso Station zu führen, ist sicher nicht dauerhaft juristisch tragfähig. Wir sind gespannt, ob dann gleich auch die bestehenden Esso Stationen einen neuen Tankstellenvertrag bekommen. Das wäre dann vielleicht die Gelegenheit aus den vielen Zuschussstationen selbst wirtschaftlich tragfähige Stationen zu machen.
2025 wird außerdem ein neues Kassensystem kommen. Wer bereits die Einführung des letzten Kassensystems miterlebt hat, kann sich ausmalen, dass hier vermutlich auf alle Beteiligte einiges zukommen wird. Wir können nur hoffen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und man nicht erneut am falschen Ende spart. Das Kassensystem darf erst dann ausgerollt werden, wenn es vollständig einsatzfähig ist, und die Partner müssen vorab ausreichend geschult werden. Die Partner sind durch die anhaltende Personalnot schon jetzt ex-trem belastet, weitere Belastungen durch ein nicht oder nur teilweise funktionierendes Kassensystem sind inakzeptabel.
2025 wird also spannend werden und vermutlich genauso schnell voranschreiten wie das ablaufende Jahr 2024. Wir als IG ESSO werden Sie in diesen schwierigen Zeiten, wie seit 50 Jahren gewohnt, begleiten, informieren und unterstützen. Ich wünsche eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr.