Tanken, Karte ziehen, zahlen. So einfach wird hunderttausendfach jeden Tag die Rechnung für den Kraftstoff beglichen – sofern man eben die kleine Plastikkarte im Dienstwagen, Transporter oder Lkw dabeihat. Das ist nicht nur bequem (für den Fahrer) und sicher (da bargeldlos), sondern in Kombination mit dem aktuellen Kilometerstand eine zentrale Info für die Flottensteuerung – unabhängig davon, ob es ein Pkw-, Transporter- oder Lkw-Fuhrpark ist.
Dataforce blickt jedes Jahr auf diesen Transaktionsmarkt, in dem kleine rechteckige Karten Zahlenkolonnen nach sich ziehen. Diesen Wust zu entwirren lohnt sich. Ihn zu verstehen ist aber nicht so leicht. Also werfen wir einen Blick auf einige aktuelle Erkenntnisse der „Tankkarten Analyse 2020“. Neben einem Pool von Fuhrparkleitern, die im jährlichen Intervall interviewt werden (in diesem Jahr waren es 19.097 Unternehmen) – wovon lediglich 6,5 Prozent größere Flotten als 50 Einheiten verwalten –, wurden 565 Fuhrparkleiter ad hoc zu Sonderthemen befragt. Der Flottenmix jener 19.097 Fuhrparks bestand zur Hälfte (52 Prozent) aus Pkw, zu 31 Prozent aus Transportern und zu 17 Prozent aus Lkw.
Zahl der Kartenanbieter steigt
Gut drei Viertel (73,9 Prozent) der befragten Flotten haben Tankkarten im Einsatz. Dieser Wert liegt deutlich über dem Zehn-Jahres-Schnitt, aber knapp unterhalb der Höchstmarke aus dem Jahr 2018 (74,5 Prozent). Wobei sich der aktuelle Prozentsatz zwischen 64,8 Prozent (Kleinstflotten mit fünf bis neun Fahrzeugen) und 98,1 Prozent (mehr als 100 Fahrzeuge) auffächert. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der relevanten Kartenanbieter binnen zehn Jahren von 16 auf 24 stieg. Als relevant sieht Dataforce eine Marktdurchdringung der jeweiligen Tankkarte von mindestens einem Prozent an. Schauen wir uns das mal genauer an.
Zur Ermittlung der Marktdurchdringung wurden Flotten mit mindestens fünf Fahrzeugen befragt, in denen ein oder mehrere Tankkarten-Anbieter genutzt werden. Das waren 14.111 Unternehmen. Unter jenen, die nun mehr als 100 Fahrzeuge in der Flotte haben, führen Aral/BP (37,7 Prozent), Euro Shell (37 Prozent) und DKV (30,7 Prozent) das Ranking an. UTA folgt auf vier (16,1 Prozent). Routex (6,8 Prozent), Novofleet (4,1 Prozent), Esso (3,7 Prozent), Tankpool24 (3,3 Prozent) sowie Total (3,1 Prozent), Hoyer (2,2 Prozent) und OMV (1,7 Prozent) sprangen zumindest über die Ein-Prozent-Hürde im Kreis der Großflotten.
Zur Ermittlung des Marktanteils wiederum wurden Flotten mit mindestens fünf Fahrzeugen befragt, die lediglich einen Tankkarten-Anbieter nutzen. Unter den 11.135 Unternehmen, die dieses Kriterium erfüllten, kam erneut die Vorgabe eine Großflotte zu sein (über 100 Fahrzeuge) hinzu. Das dünnte das Feld der Tankkarten-Anbieter sichtbar aus. Klar in der Pole-Position ist DKV (36,1 Prozent) vor UTA (20,2 Prozent), Aral/BP (13,4 Prozent) und Euro Shell (10,9 Prozent). Lediglich Tankpool24 und Routex (jeweils 1,7 Prozent) erreichten aus dem Verfolgerfeld ein einstelliges Nennergebnis.
Diskrepanz bei E-Mobilität
Auch in dieser Umfrage darf die Elektromobilität nicht fehlen. Was sich hier zeigt, lässt sich auch auf andere Schnittstellen zwischen Produkt und Kunde ummünzen. Viele finden E-Modelle interessant, sind aber noch nie eins gefahren. So kennen zwar über die Hälfte der Fuhrparkleiter die Stromladekarten von E.ON (57,3 Prozent) und EnBW (51,7 Prozent), nutzen diese Karte allerdings so gut wie nicht (1,9 beziehungsweise 3,4 Prozent). Die Lademöglichkeit von DKV kennen gut 34 Prozent, damit bezahlt wird immerhin 8,3 Prozent, was der Höchstwert im Ranking ist. Die Shell-Tochter New Motion haben bei einem Bekanntheitsgrad von neun Prozent noch wenige im Kopf, dafür wird sie von 2,8 Prozent schon genutzt.
Diese offensichtliche Diskrepanz deckt sich zumindest mit der allgemeinen Gewichtung des Themas: Zwei Drittel aller Befragten gaben an, dass sie das Abrechnen von Strom mit der Tankkarte „eher nicht wichtig“ oder „überhaupt nicht wichtig“ finden. Noch nicht, müsste man wohl anfügen.
Neben der Grundfunktion, Kraftstoff oder Strommengen zu bezahlen, deckt die Tankkarte aber längst auch andere Bezahlfunktionen ab, so die Fahrzeugwäsche. Vor fünf Jahren, als Dataforce zum ersten Mal nach dieser Abrechnung fragte, nutzt jeder zweite (49 Prozent) diesen Service. Heute sind es drei von vier (76 Prozent).
Noch einen Seitenblick gewähren die Datensammler aus Frankfurt beim Thema Lkw-Maut. In diesem Spezial-Segment der Befragung (150 Unternehmen) zahlt man immer noch überwiegend mit Sepa-Lastschrift, wenn es gilt, das Wegegeld zu begleichen (36,7 Prozent). Die Tankkarte folgt allerdings direkt und liegt auf Tuchfühlung (36 Prozent). Das Logpay-Verfahren nutzt jede achte Flotte (12,7 Prozent), mit Bargeld hantieren nur sehr wenige (zwei Prozent). Insgesamt wird heute die Lkw-Maut von jedem Dritten (32 Prozent) über die Tankkarte bezahlt – 2015 waren es lediglich sechs Prozent. (rs)
Hier können Sie die unter „Tankkarten Analyse 2020“ von Dataforce bestellen.