Erstmals hatten die Veranstalter des Uniti Cards- und Automationsforums auch Vertreter der Automobilhersteller als Referenten geladen. Der Grund: Autobauer, Mineralölgesellschaften, Anbieter von Zahllösungen und Tankkarten – sie alle werden nicht mehr länger ihr eigenes Süppchen kochen dürfen, wenn sie erfolgreich bleiben wollen.
Verantwortlich für das gemeinsame Zwangskochen ist die Digitalisierung, die die Vernetzung verschiedener Bereiche ermöglicht und den Verbraucher zum noch anspruchsvolleren Gast macht. „Das Zeitalter der Kunden hat begonnen“, brachte es Aral-Repräsentant Dirk Sauer auf den Punkt. Fast wie im Fastfood-Restaurant fordere der Kunde vor allen Dingen Schnelligkeit und Einfachheit. Das zu bedienen, wird die gemeinsame Herausforderung der Branchen sein, die sich auf dem Forum in Hamburg getroffen haben.
Erste Rezeptvorschläge seitens der Mineralölbranche präsentierten Aral, Esso und Shell. Alle drei A-Gesellschaften kochen derzeit fleißig an eigenen Gerichten in Form von Apps, in denen sie verschiedene Services verbinden. Die Lösungen befinden sich noch in der Testphase, teilweise sogar im außereuropäischen Markt, sollen aber zeitnah auch für deutsche Autofahrer bereitstehen.
Die wichtigste Zutat dieser Apps ist das Bezahlen des Kraftstoffes, was alle Anbieter ähnlich lösen: Der Kunde fährt auf die Tankstelle, wählt in seiner App die Zapfsäule aus, tankt und zahlt per Fingerprint oder PIN. Kombiniert werden kann das mobile Zahlen mit Loyaltyprogrammen, tageszeitabhängigen Angeboten für Shopprodukte und Kartendiensten wie einem Stationsfinder.
Schicksalsgemeinschaft
Die für den Erfolg solcher Lösungen dringend notwendige Reichweite werden die A-Gesellschaften trotz ihrer Größe im deutschen Tankstellennetz nicht alleine erreichen. Partner hinter der Herdplatte wie Anbieter für mobiles Bezahlen, Tank- und Servicekartenherausgeber und die Automobilhersteller sind gefragt.
Letztere kämpfen künftig mit ähnlichen Problemen wie die Mineralölbranche, nämlich um das größte Stück vom übrig gebliebenen Kuchen: Bei dem einen wird der Umsatz beim Kraftstoff sinken, weil Motoren immer weniger verbrauchen und Alternativen wie die E-Mobilität Benzin und Diesel Konkurrenz machen. Bei dem anderen werden sich die Absatzzahlen reduzieren, weil immer weniger Menschen ein eigenes Auto kaufen.
Aus diesem Grund wollen sich die Autobauer zu Mobilitätsdienstleistern weiterentwickeln, die alle Services rund um das Fahrzeug gleich mit anbieten. Dazu gehören Themen wie Parken, Telematik, Mautabwicklung und eben Tanken. Wie so eine Zusammenarbeit aussehen kann, zeigen Total und BMW. Eine im Dialogfenster im BMW-Fahrzeugdisplay integrierte Lösung ermöglicht es, den Kraftstoff im Auto quasi mit dem Auto zu bezahlen.
Diese Kooperationen werden künftig sicher weitere spannende Lösungen hervorbringen. Und so kündigten die Veranstalter für das Cardsforum am 10. und 11. Januar 2018 wieder einen gemeinsamen Kochkurs mit den Herstellern an.
(Autorin: Annika Beyer. Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 1./2.2017.)