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Klimaschutz: "Wir haben keine Sekunde zu verlieren"

22.09.2023 10:20 Uhr | Lesezeit: 4 min
Zwei verschiedene Sorten Diesel verbrennen.
HVO100 (l.) verbrennt viel sauberer als herkömmlicher fossiler Diesel.
© Foto: Neste

Ein Gastbeitrag von Marco Lietz, Manager Public Affairs Neste Germany.

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Es ist längst an der Zeit, dass wir auch hierzulande den Verkauf von synthetischen paraffinischen Reinkraftstoffen wie E-Fuels oder erneuerbarem Diesel an öffentlichen Tankstellen zulassen. Mit einem Verordnungsentwurf des Bundesministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV) ist die uneingeschränkte Zulassung des Verkaufs dieser paraffinischen Dieselkraftstoffe nun einen Schritt nähergerückt. Kerninhalt des Entwurfs ist die Aufnahme der DIN-Norm EN 15940 in die Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraftstoffen (10. BImSchV). Damit kann künftig auch 100 Prozent erneuerbarer Diesel (HVO100) wie Neste My Renewable Diesel an öffentlichen Tankstellen angeboten werden.

Die Abkürzung HVO steht für "Hydro-treated Vegetable Oil", zu Deutsch "hydriertes Pflanzenöl" – doch in der Praxis handelt es sich bei den Rohstoffen vor allem um Rest- und Abfallstoffe wie altes Frittenfett. Der Kraftstoff ist nicht zu verwechseln mit konventionellem Biodiesel, denn es handelt sich hier um zwei verschiedene Kraftstoffe.

Nicht nur die Art der Rohstoffe, sondern auch ihre Verarbeitung ist unterschiedlich: Biodiesel, auch FAME genannt, basiert auf Fettsäuremethylester. Er darf aktuell nur zu sechs Prozent in fossilen Diesel beigemischt werden.

Erneuerbarer Diesel wie Neste My Renewable Diesel hingegen ist ein Drop-in-Kraftstoff und kann in Reinform verwendet werden. Er ähnelt in seiner chemischen Zusammensetzung fossilem Diesel und wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Im Vergleich zu fossilem Diesel kann er die Treibhausgas-Emissionen (THG oder CO2e) über den Lebenszyklus des Kraftstoffs um bis zu 90 Prozent reduzieren. Die Methode zur Berechnung der Lebenszyklus-Emissionen und der Emissions-Reduzierung entspricht dabei der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien II (2018/2001/EU).

Verkauf und Nutzung von HVO100

Anders als in Deutschland ist der Kraftstoff in mehreren anderen EU-Ländern längst an öffentlichen Tankstellen erhältlich, so etwa in den Niederlanden, Finnland, Schweden, Belgien und den baltischen Staaten. Europaweit gibt es sogar mehr als 500 öffentliche Tankstellen, an denen Autofahrer ihr Fahrzeug mit erneuerbarem Diesel betanken können.

Hierzulande hat der geltende Rechtsrahmen das Inverkehrbringen von HVO100 indes stark reguliert und ließ dabei jeglichen Praxisbezug vermissen. Denn bislang sind Verkauf und Einsatz erneuerbarer Dieselkraftstoffe in Deutschland lediglich in Kraftstoffgemischen möglich. Die uneingeschränkte Nutzung von 100 Prozent erneuerbarem Diesel ist ausschließlich in Anwendungen abseits der Straße wie Zügen oder Baumaschinen sowie in kommunalen Flotten und im öffentlichen Personennahverkehr möglich. Neste My Renewable Diesel war etwa bislang bereits für Kommunen und öffentliche Verkehrsbetriebe zur Erfüllung der Ziele für "saubere Fahrzeuge" (Clean Vehicle Directive) für schwere Nutzfahrzeuge an nicht öffentlichen Tankstellen erhältlich. Liebherr und die Deutsche Bahn sind zwei prominente Nutzer von Neste My Renewable Diesel abseits der Straße.

Aus nicht nachvollziehbaren Gründen blieb die Nutzung des Kraftstoffs hierzulande Privatpersonen indes bislang rechtlich verwehrt. Auch Betreiber von privatwirtschaftlichen Fahrzeugflotten des Straßengüterverkehrs, von Reise-, Fernbus- oder Dienstwagenflotten hatten das Nachsehen und konnten den Kraftstoff nicht nutzen.

Das soll sich nun ändern. Die geplante Zulassung soll das Inverkehrbringen und die Nutzung von erneuerbarem Diesel in Reinform auch in Deutschland in allen Segmenten zeitnah erlauben. Bleibt zu hoffen, dass der Beschluss auch durch die Vertretung der Bundesländer im Bundesrat unterstützt wird und die Zulassung von HVO100 noch vor Ende des Jahres erfolgt. Denn damit können endlich auch privatwirtschaftlich betriebene Fahrzeugflotten sowie Privatpersonen in Deutschland erneuerbaren Diesel nutzen und die Treibhausgas-Emissionen sofort reduzieren.

Marco Lietz
Marco Lietz kann nicht nachvollziehen, warum HVO100 Privatpersonen bisher verwehrt bleibt.
© Foto: Marco Lietz

Bedeutend und dringend erforderlich

Im Kampf gegen den Klimawandel ist die geplante Zulassung von HVO100 ein bedeutender und dringend erforderlicher Schritt, denn wir haben keine einzige Sekunde zu verlieren. Vielmehr müssen wir jede uns zur Verfügung stehende Lösung nutzen.

Und erneuerbarer Diesel kann jetzt und sofort genutzt werden. Als Drop-in-Ersatz kann der Kraftstoff in Reinform eingesetzt werden, ohne dass Anpassungen an den Dieselfahrzeugen oder -motoren erforderlich sind. Annähernd alle Fahrzeug- und Motorenhersteller haben die von ihnen produzierten Dieselmotoren bereits für erneuerbaren Diesel freigegeben. Die hohe Cetanzahl von Neste My Renewable Diesel gewährleistet eine effiziente und saubere Verbrennung. Das Produkt besitzt eine gute Kältebeständigkeit und eignet sich daher für sehr niedrige Temperaturen von bis zu -22 °C. Es ist darüber hinaus frei von Schwefel, Sauerstoff und Aromaten und kann längere Zeit ohne Qualitätsverlust und Erhöhung des Wassergehalts gelagert werden. Neste My Renewable Diesel ist vollständig kompatibel mit allen Dieselmotoren und der bestehenden Verteilungsinfrastruktur – von der Raffinerie über die Tankstelle bis zum Endkunden.


Über den Autor

Marco Lietz ist seit drei Jahren bei Neste als Ansprechpartner für den Bereich Regulierung und Public Affairs im deutschsprachigen Raum tätig. Er bezeichnet sich selbst als "Lobbyist for a fossil free future" und setzt sich sehr für alternative Kraftstoffe ein.


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