Studien zum Kaffeegenuss erwartet man von Unternehmen, deren genuines Geschäftsmodell der Ausschank des Heißgetränks ist, Starbucks zum Beispiel. Und nicht etwa von einer Tankstellengesellschaft. Doch berücksichtigt man die Größenverhältnisse – rund 160 Starbucks-Filialen stehen mehr als 2.300 Aral-Tankstellen gegenüber –, hält man zum einen die Behauptung für statthaft, Aral sei mit mehr als 85.000 verkauften Coffee to go pro Tag Deutschlands größter Anbieter. Zum anderen erklärt es das veritable Interesse der MÖG, Trends frühzeitig zu erkennen. Die Ergebnisse können auch freie Tankstellen nutzen.
Riesiges Potenzial
Das erfreulichste aus Tankstellenbetreibersicht: 92 Prozent der Deutschen sind potenzielle Kunden ihres Kaffeeangebots, denn nur acht Prozent der Befragten sagten, sie trinken nie Kaffee. Zu den täglichen Trinkern rechneten sich 76 Prozent der Befragten, wobei die über 46-Jährigen einen Wert von 83 Prozent haben, während nur rund jeder zweite 18- bis 35-Jährige täglich Kaffee trinkt.
Immer öfter mit Bus und Bahn
Ein für Tankstellen unerfreulicher Trend ist, dass nur noch 55 Prozent der Befragten mit dem Auto in die Arbeit fahren. Bei der ersten Erhebung 2011 waren es noch acht Prozent mehr gewesen. Auf andere Verkehrsmittel wie Fahrrad, Bus und Bahn setzen inzwischen 35 Prozent, bei der jüngsten Gruppe sind es gar schon 43 Prozent. 88 Prozent der Autopendler fahren stets alleine und sind dabei weniger als zehn Kilometer und zwischen 15 und 30 Minuten unterwegs.
Darf’s noch was dazu sein?
Wenn sie sich für einen Kaffee auf die Hand entscheiden, begnügen sich 43 Prozent mit dem Getränk. Die übrigen gaben an, ihren Kaffee am liebsten in Begleitung von Croissants (23 Prozent), süßen Backwaren (22 Prozent) oder herzhaften Snacks (19 Prozent) einzunehmen (mit Mehrfachnennungen).
Coffee to go geht auf mehreren Wegen
Drei Milliarden – so viele Einwegbecher werden jährlich in Deutschland verbraucht, kalkuliert die Deutsche Umwelthilfe. Allein für die Herstellung der Becher entstehen CO2-Emissionen von rund 83.000 Tonnen; da sind die Entsorgungskosten noch nicht mit eingerechnet. Inzwischen hat sich in der Gesellschaft ein Problematikverständnis entwickelt. Fast jeder Zweite bewertet den Mehrwegbecher als Alternative zum Wegwerfbecher als „sehr gut“, jeder Vierte immerhin als „gut“; nur vier Prozent lehnen ihn gänzlich ab. Etwas niedriger, aber erstaunlich hoch ist auch die Kaufbereitschaft unter den Aral-Teilnehmern: 42 Prozent sagen, dass sie „sehr wahrscheinlich“ einen Mehrwegbecher kaufen werden, für „wahrscheinlich“ halten es weitere 28 Prozent. Das ökologische Bewusstsein unterstützen beispielsweise Aral und OMV, indem sie den Preis für Heißgetränke um zehn Cent reduzieren, wenn der Kunde einen Mehrwegbecher für seinen Kaffee mitbringt.
Qualität
Kaffeetrinkern ist Frische zunehmend wichtig. Zehn Prozent mehr als bei der letzten Aral-Studie 2014 (damals 55 Prozent) gaben an, Frische sei ihnen „sehr wichtig“, ein Drittel stufte sie als „wichtig“ ein. Und Frische verbinden 68 Prozent der Befragten mit der Zubereitung aus ganzen gerösteten Bohnen. Den Kaffee aus Kaffeepulver (35 Prozent) und aus dem Automaten (14 Prozent) bringen deutlich weniger Befragte mit dem Begriff in Einklang. Das dürfte Tankstellenbetreiber, die oft einen hochwertigen Vollautomaten haben, freuen.
(Autor: Michael Simon; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 8.2017.)