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BFT-Studie: Zukunftsmusik

11.06.2018 09:00 Uhr
Kraftstoff, Schild
Im vergangenen Jahr stellte die Studie einen deutlichen Zuwachs bei Elektro- und Hybridfahrzeugen fest.
© Foto: bluedesign/Fotolia

Die jährliche Studie „Tankstellenmarkt“ der Rating-Agentur Scope fasst Entwicklungen, Chancen und ­Risiken der Tankstellenbranche zusammen. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2017 im Überblick.

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Kraftstoff und Energie

Im vergangenen Jahr war ein deutlicher ­Zuwachs bei Elektro- und Hybridfahrzeugen zu sehen: Der Bestand stieg um 43,1 Prozent auf 236.710 Hybridfahrzeuge und um ­­58,3 Prozent auf 53.861 Elektrofahrzeuge an. ­Der Dieselabsatz ist im deutschen Markt weiterhin hoch. Zu Beginn des Jahres 2018 ist ­zudem ein leichter Anstieg um ein Prozent beim Verbrauch des Ottokraftstoffes zu verzeichnen. Alternative Antriebstechniken (Elektro, Hy­brid, Erdgas) werden sich bis 2040 voraussichtlich mehr als verzwanzigfachen.

Entwicklung des Tankstellennetzes
Der Trend geht weiter zu einer Verkleinerung des deutschen Tankstellennetzes, allerdings langsamer als im Vorjahr. Das Netz in Deutschland hat sich 2017 um 24 Stationen auf 14.478 Stationen verkleinert (Stand: 1.1.2018). Die Studie erkennt weiterhin eine Verlagerungstendenz in Richtung Mittelstand, der vom Konsolidierungsdruck der großen Tankstellen profitiert. Diese richten ihre Strategie klar nach Größe und Standort der Stationen aus und treten umsatzschwächere Standorte an Mittelständler ab. Die Folge: Der Mittelstand kann sein Netz gezielt ausweiten.

Shopgeschäft

Der im Laufe der Jahre kontinuierliche Anstieg beim Shop­um­satz setzte sich im vergangenen Jahr fort und wird das laut Studie auch weiterhin tun. Die Optimierung des Shopgeschäfts ist ­zunehmend wichtig, um den veränderten Bedürfnissen der Menschen gerecht zu ­werden. Die Studie empfiehlt, die speziellen Vorteile des Tankstellennetzes (Erreich­barkeit, Öffnungszeiten, Schnelligkeit) zu nutzen und neben den Shops auch integrierte Gastro­nomie- und Servicekonzepte weiterzu­entwickeln.

Kundenzufriedenheit

Wichtige Kundengruppen bleiben Senioren sowie Singles und kleine Haushalte. Bei kleinen Haushalten spielen Bequemlichkeit und zeitliche Flexibilität eine große Rolle, so dass Tankstellen mit ihren langen Öffnungszeiten und ihrer schnellen Bedienung eine attraktive Möglichkeit sind. Die Gruppe der Senioren ist kaufkräftig, erwartet aber im Gegenzug auch eine gute Qualität dafür. Durch die Regelmäßigkeit der Kundenbesuche und die Austauschbarkeit des Produktes Treibstoff sehen die Autoren der Studie in der Tankstelle einen geeigneten Ansatzpunkt für Kundenbindungsprogramme wie Bonusprogramme.

Waschen

Das Umsatzwachstum des Bereichs Autowäsche am Gesamtgeschäft 2017 ist leicht gesunken. Lag er 2016 noch bei 5,8 Prozent, waren es 2017 nur noch 5,3 Prozent. Die Konkurrenz auf der Waschstraße schläft nicht: In den Ballungsräumen etablieren sich zunehmend ­spezialisierte Waschbetriebe, die mit ihren effizienten Anlagen niedrigere Preise anbieten können. Tankstellenbetreiber können davon profitieren, dass Autofahrer das Waschen ­gerne mit Tanken (67 Prozent) und Einkaufen (34 Prozent) verknüpfen. Lohnenswerte Investitionen könnten eine attraktive Waschanlage oder ein All-in-Service sein.

(Autorin: Julia Richthammer; der Artikel erschien in Sprit+ 6/2018)

„E-Fuels müssen kommen“
Axel Graf Bülow, Geschäftsführer des BFT, spricht im Interview über die wichtigsten Ergebnisse der Branchenstudie und erklärt, was er Tankstellenbetreibern raten würde.

Herr Graf Bülow, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Studie?
Die E-Fuels, die in der Studie beleuchtet werden, müssen kommen, ­damit wir die Klimaziele erreichen. Wenn wir das nicht mit E-Fuels schaffen, wird es sehr viel schwieriger sein, unsere Branche in der jetzigen Weise im Geschäft zu halten. E-­Fuels sind ähnliche Produkte, wie die, die wir jetzt handeln, nämlich flüssige Kraftstoffe. Dadurch wären nicht so große Änderungen nötig, wie bei einem komplett anderen Produkt. Dass E-Fuels von der ­Politik jetzt doch als mögliche Alternative angesehen werden, wenn auch natürlich zu höheren Kosten, das ist für mich mit das wichtigste positive Ergebnis.

Welche Veränderungen gibt es zum letzten Jahr?
Die Diskussion um E-Fuels hat deutlich zugenommen. Anfangs begeg­nete man uns sehr skeptisch, wenn wir von E-Fuels sprachen, inzwischen hat sich das alles relativiert. Die meisten haben ge­merkt, dass man ohne flüssige Kraftstoffe in vielen Verkehrsbereichen gar ­nicht ­weiterkommt, etwa Flugverkehr, ­Schiffsverkehr, Lkw-Verkehr, auch den ­Pkw-­Verkehr wird man nicht komplett­­ elektrifizieren können. Die Studie soll helfen, Vorbehalte abzubauen und uns die Möglichkeit geben, der Politik Vorschläge zu machen, wie man mit flüssigen,
er­neuerbaren Kraftstoffen zurechtkommt.

Welchen Rat würden Sie Betreibern für die Zukunft geben, was sollen sie tun, worauf sollen sie achten?
Tankstellenbetreiber müssen weiter investieren. Auch in neue Technologien. Selbst wenn sich gar nichts verändern würde und die Branche irgendwann aufhören würde zu existieren, hätten wir immer noch etliche Jahrzehnte, bis es so weit wäre. Es wird auch E-Mobilität an der Tankstelle geben, man muss auch da investieren. Nicht gleich Hochhäuser bauen, aber mit einer Säule anfangen und mal sehen, wie es funktioniert. Das ist etwas, was ich in der Vergangenheit immer toll fand, dass gerade der Mittelstand – Stichwort Biodiesel – immer Vorreiter war und das erwarte ich auch in der Zukunft von Tankstellenbetreibern.

(Das Gespräch führte Julia Richthammer; der Artikel erschien in Sprit+ 6/2018)

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