"In Deutschland wird immer weniger geraucht. Das ist ein Fakt, der nicht bestritten werden kann", so Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des BVTE (Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse). "Wenn mehr geraucht würde, müssten wir das in der Absatzstatistik sehen. Das Gegenteil ist der Fall."
Gemäß der an der Universität Düsseldorf durchgeführten Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (Debra) stieg der Anteil der Raucher in der Gesamtbevölkerung seit 2020 um rund 50 Prozent an (von 25,4 Prozent auf 37,6 Prozent im Juli 2022). Bei minderjährigen Tabakkonsumenten habe sich die Prävalenz sogar innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt (Anstieg von 8,7 auf 15,9 Prozent 2022). Gemäß der Debra-Daten hätten somit mehrere Millionen Erwachsene und rund 200.000 Minderjährige (wieder) angefangen zu rauchen.
Ein solch beispielloser Anstieg der Raucherprävalenz müsste sich – selbst bei nur gelegentlichem Konsum der neuen Raucher – sichtbar in der staatlichen Absatzstatistik widerspiegeln, argumentiert der BVTE. In Deutschland werden aber seit 2019 jedes Jahr weniger Zigaretten verkauft. Von 2019 bis 2021 ging der Absatz von Zigaretten um 3,6 Prozent zurück. Diese Abwärtstendenz wurde auch 2022 nicht gestoppt. Das Statistische Bundesamt meldete von Januar bis November 2022 einen Steuerzeichenbezug für 60,7 Milliarden Stück. Damit wurden acht Prozent weniger Zigaretten für den deutschen Markt produziert als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2022 wird mit einem Absatz von rund 67 Milliarden Stück gerechnet. Der Absatz von Tabak zum Selberdrehen kann diesen Rückgang nicht kompensieren, sondern war bis einschließlich November 2022 ebenfalls leicht rückläufig (-0,6 Prozent).
Die Diskrepanz zwischen offizieller Absatzstatistik und den Debra-Daten weise auf offensichtliche methodische Schwächen der Befragung hin. So basiere der vermeintliche Anstieg beim Anteil minderjähriger Konsumenten auf einer Stichprobe von lediglich etwa 50 Jugendlichen – darunter offenbar acht Personen, die angaben, zu rauchen. Auf Grundlage dieser Daten ist laut BVTE jeglicher Schätzwert zur Raucherprävalenz mit einer hohen Unsicherheit versehen. Mücke bemängelte, dass solch zweifelhafte Befragungsergebnisse zur Rechtfertigung fehlgeleiteter Regulierungsforderungen herangezogen würden: "Tabak ist ausreguliert. Erwachsene Raucher in Deutschland fühlen sich bereits über Gebühr bevormundet und werden auch mit immer neuen Verboten und Einschränkungen nicht erreicht." Gleichzeitig versäume es die Politik, das Angebot neuartiger Alternativprodukte für Raucher zu erweitern und mehr Möglichkeiten sowie höhere Akzeptanz für einen potenziell risikoreduzierten Nikotinkonsum zu schaffen, kritisiert der BVTE.