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Vorzeigeobjekt: Die goldene Tankstelle von Dorfen

13.08.2023 00:01 Uhr | Lesezeit: 5 min
Die goldene SIT Tankstelle am Eingang zu Dorfen
 Die goldene Tankstelle am Eingang zu Dorfen ist ein echter Blickfang.
© Foto: Erich Spahn

Die SIT Tankstelle an der A 94 bei Dorfen hat bereits einige Auszeichnungen für die außergewöhnliche Architektur und das grüne Bistrokonzept erhalten. Sprit+ war vor Ort.

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Die goldene Fassade der Tankstelle an der A 94 am "Eingang der Stadt Dorfen" ist ein wahrer Blickfang und zieht viele Gäste an. Das Projekt wurde von dem Architekturbüro Mitschelen & Gerstl sowie HM Zeilberger (Innenarchitektur und -ausstattung) und der Firma BEMO (Fassade und Tankstellenüberdachung) umgesetzt. Bauherr war Manfred Singer.

Unternehmer Singer realisiert im südostbayerischen Raum bereits seit 1980 Projekte im Bereich Baulanderschließung, Planung und Umsetzung von Gewerbeimmobilien sowie Bau und Betrieb von Tankstellen. 1992 eröffnete Singer seine erste freie Tankstelle. Seither hat seine Firma nahezu 20 Standorte – davon fünf freie Tankstellen – umgesetzt.

Diesmal war alles anders

Bei dem Bau der SIT Tankstelle war jedoch alles anders. Zum einen ist sie die erste Autobahntankstelle, die Singer realisiert hat, zum anderen wollte er keine "Standard-Tankstelle" bauen. "Wir wollten weg von der Neonbeleuchtung und den grellen Farben hin zu einer Tankstelle in dezentem und zeitlosem Stil. So kamen wir auf die Idee mit den goldenen Metallfassaden", erzählt Singer. Insgesamt hat die Realisierung auf dem 5.000 Quadratmeter großen Grundstück drei Millionen Euro gekostet.

In Zusammenarbeit mit den beteiligten Architekturbüros hat Singer bereits zuvor verschiedene Projekte umgesetzt. Fritz Gerstl, Inhaber von Mitschelen & Gerstl, sagt: "Wir sind als Architekturbüro bereits seit 15 Jahren für Herrn Singer bei unterschiedlichsten Baumaßnahmen tätig gewesen und haben 2018 den Auftrag für die Tankstelle bekommen."

Für HM Zeilberger war es der erste Auftrag im Bereich Tankstelle. "Es war ein sehr zügiges Bauvorhaben mit einer Zeitvorgabe von einem Dreivierteljahr für Planung und Umsetzung. Neben der zeitlichen Komponente gab es aber nicht viele Herausforderungen - auch weil der Bauherr sehr aufgeschlossen allen Vorschlägen gegenüber war", so Helgamaria Zeilberger, Inhaberin des Architekturbüros. Dass Zeilberger die Umsetzung hervorragend gemeistert hat, zeigt die Auszeichnung "Die schönsten Restaurants & Bars" des Münchner Callwey Verlages, die die Architektin 2021 für das grüne Bistro erhielt.

Für das Fassadenprofil war der Spezialist für Gebäudehüllen BEMO zuständig. Auch für BEMO war es das erste Tankstellenprojekt. "Das Architekturbüro ist damals auf uns zugekommen und hat gesagt, sie stellen sich eine Fassade vor, die für eine Tankstelle außergewöhnlich sein soll, die architektonisch nicht so untergehen, sondern hervorstechen soll", erzählt Roger Weihrauch, Verkaufsleiter im Projektvertrieb bei BEMO.

"Gold ist nicht gleich Gold"

Singer hatte bereits Ideen, wie die Fassade aussehen könnte. "Ich habe mir verschiedene Gebäude angeschaut und geguckt, was wir für die Tankstelle umsetzen können", sagt er. "In der Nähe von Landshut gab es ein Gebäude mit ähnlicher Fassade. Da dachte ich gleich, das hat eine schöne Struktur. Ich komme aus dem Landschaftsbau, da hat man für Farben und Formen ein Auge", lacht er.

Obwohl Singer bereits eine grobe Vorstellung hatte, folgte ein aufwendiger Bemusterungsprozess für die abschließende Form- und Farbfindung. "Gold ist nicht gleich Gold", erklärt Verkaufsleiter Weihrauch. "Da gibt es eine große Spreizung und man muss sich rantasten, wann der richtige Goldton erreicht ist." BEMO unterstützte mit Musterprofilen, Detailvorschlägen und Kosteneinschätzungen. "Wir bedienen uns nicht an Standards, sondern nähern uns den Vorstellungen des Architekten und Bauherrn", so Weihrauch. "Damit geben wir Sicherheit für die Ausschreibungen und auch für die Kostenplanung. Da heben wir uns gewaltig vom Markt ab mit der Bandbreite, Flexibilität und Materialvielfalt."


Die SIT-Tankstelle Dorfen

SIT_Tankstelle Dorfen_Eat & Meet_Bauen Bildergalerie

Elektrochemisches Bad

Auf die Unterkonstruktion aus Fassadendämmplatten wurde ein BEMO-Sonderprofil gesetzt. Singer entschied sich für eine Eloxal- statt einer Farbbeschichtung. "Das ist ein elektrochemisches Bad, durch das eine robuste Oberfläche entsteht. Die Beschichtung hat eine andere Optik und Haptik als eine Farblackierung - sie ist rauer und eher matt", so Weihrauch.

Insgesamt 600 Quadratmeter Sonderpaneel aus Aluminium in Trapezform wurden in einer Strichcode-Optik verbaut. "Durch die unregelmäßig angeordneten, unterschiedlich breiten Ansichtsflächen der Obergurte wird ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten erzeugt", heißt es in der Projektbeschreibung von BEMO.

Zudem wurden die Treppenbereiche von außen mit gelochten Paneelen ausgestattet, damit das Gebäude von außen geschlossen und einheitlich aussieht und im Innenraum trotzdem gut belichtet ist. Für eine schlanke Optik kamen schmale Fenstereinfassungen, die optisch mit einer dunklen Farbe hervorgehoben wurden, zum Einsatz. Weihrauch ergänzt: "Was für andere Interessenten noch eine wichtige Info sein könnte: Eine solche Umsetzung kostet nicht die Welt." So könne man ein ästhetisches Gebäude ohne hohe Mehrkosten erschaffen, das die Menschen in Erinnerung behalten.

Optisch wie der Tragflügel eines Flugzeugs

Bei der Tanksäulen-Überdachung wurde die Verbundplatte BEMO-Bond aus Aluminium gewählt. Das Dach symbolisiert den Tragflügel eines Flugzeugs. Das Ende der Dachfläche läuft in einem spitzen Winkel zu und ist etwas nach oben gebogen. Die moderne und langlebige Tanksäulenüberdachung steht im Kontrast zum goldenen Tankstellengebäude und hebt dieses hervor. Die großformatigen Platten wurden auf einer Fläche von 500 Quadratmetern eingesetzt.

Die Vorteile: die Platten der Fassadenprofile sind leicht zu bearbeiten, einfach zu montieren und langlebig. So ist Aluminium im Gegensatz zu Dünnblech formstabil und wellt sich nicht. Bei der Befestigung kam das System BEMO-Bond Invisio, eine verdeckte Befestigung, zum Einsatz. So können die Platten eingehängt werden, ohne dass Schrauben zu sehen sind.

Aber nicht nur von außen ist die Tankstelle ein architektonisches Kunstwerk. Auch der Shop- und Bistrobereich kann sich sehen lassen. Der Shop wirkt hell und ist großzügig geschnitten. Das ist zum einen der hohen Decke im Eingangsbereich zu verdanken und zum anderen dem Lichtkonzept, das das Architekturbüro HM Zeilberger eigens entworfen hat. "Wir legen großen Wert auf die Gestaltung von Lichtszenarien", erklärt Zeilberger. "Bei diesem Bauvorhaben war es besonders wichtig, das ,laute' Umfeld abzugrenzen, aber sich daneben auch zu behaupten. Hierbei war die Beleuchtung eine gute Möglichkeit den Bereich Café und Lounge in Szene zu setzen."

HM Zeilberger legte den Fokus auf die Kundenwege. "Der übliche Kunde möchte schnell rein und wieder raus - uns, so glaube ich, ist es gelungen, durch eine Vielfalt von unterschiedlichen Warenpräsentationen das Interesse zu wecken. Aber auch der Bauherr hat mit seinem etwas ,anderem' Warenangebot sehr dazu beigetragen, dass sein Eat & Meet ein Erfolg wurde", so Zeilberger.

Im hinteren Bereich finden Kunden Sitzmöglichkeiten. Eine Treppe führt ins Obergeschoss. Dort gibt es weitere Sitzmöglichkeiten sowie Tagungsräume. Auch auf der Terrasse kann man die regionalen Speisen genießen. Die Sitzbänke und Tische sowie die Wände sind in grünen Farbtönen gehalten. "Das Café & Bistro weckt die Neugierde der Kunden sicher erst einmal durch das durchgängige Farbkonzept ,alles grün'", so die Architektin.

Alles echt

Das Farbkonzept greift das "grüne" Shopund Bistroangebot des "Eat & Meet Dorfen" auf. Dazu gehören etwa regionale Produkte und eigene Kräuterkreationen. An der SB-Theke werden regionale und vegetarische Gerichte zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen sowie eine Kuchenauswahl zum Kaffee angeboten.

Der nachhaltige Gedanke spielte auch bei der Wahl der Materialien eine entscheidende Rolle: echtes Leder, echter Naturstein, echter Stahl. Singer setzt rund um die Tankstelle auf Nachhaltigkeit: ob eine Bienenwiese vor der Tür, Dachbegrünung und Fotovoltaikanlage oder nachhaltige Mobilität.

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