Die Tankstellenbranche befindet sich im Umbruch: Cloudlösungen nehmen Einzug in die Back-Office-Systeme und machen so die Steuerung und Kontrolle der Stationen jederzeit und von überall möglich. Daneben verändern Smartphones und Apps das Bezahlverhalten der Autofahrer und erlauben andere Formen von Kundenansprache und -bindung. Diese Entwicklungen haben wiederum Einfluss auf die IT- und Marketingstruktur von Tankstellenunternehmen und sollten daher beachtet werden, um sich für die Zukunft erfolgreich aufzustellen.
Wie die Branche mit diesen Technologieveränderungen umgehen kann, war Thema des Experts Panel, zu dem Scheidt & Bachmann am 19. und 20. April Kunden und Geschäftspartner in die Firmenzentrale in Mönchengladbach eingeladen hatte. In mehreren Vorträgen und einem Workshop über die Tankstelle 2020 erhielten die Teilnehmer Impulse für die künftige Ausrichtung ihres Geschäfts und diskutierten, wie vernetzte Mobilität, Elektromobilität, autonomes Fahren und Shared Economy auch ihr Geschäft beeinflussen.
Fahrer und Fahrzeug vernetzen
Mit diesen Trends beschäftigt sich auch Ralph Mahnke, Global Retail IT Competence Center Manager – Marketing, Cards und Loyalty bei Shell. Er sieht die Digitalisierung und die Vernetzung von Fahrer und Fahrzeug als eine Chance, die die Tankstellenbranche gezielt für die individuelle Ansprache und den Aufbau von Kundenbindung einsetzen sollte. „Menschen wollen, dass man sie kennt und dass man ihnen Wertschätzung entgegenbringt“, sagte Mahnke. Teil einer digitalen Beziehung können daher persönliche Preise oder Loyalitätsprogramme sein, die allerdings eine entsprechende IT-Infrastruktur und Datenanalyse notwendig mache.
Diese digitalen Möglichkeiten nutzt auch Oel-Pool-Chef Ramon Werner. Das Netz des österreichischen Unternehmens umfasst 450 Tankstellen, darunter sind ein Großteil unbemannte Stationen. Werner betonte, wie wichtig gerade hier die Zuverlässigkeit der Anlagen durch eine automatisierte und intelligente Überwachung sei, da das Verständnis der Kunden für Systemausfälle immer mehr abnehme.
Ein Paradebeispiel für vernetzte Mobilität ist BMW mit Drive Now, das Joachim Hauser, Vice President Mobility Services bei BMW, vorstellte. Mit dem Carsharing-Angebot hat der Autobauer sein Kerngeschäft erweitert und arbeitet nun daran, das Portfolio der Now-Familie durch Produkte wie Park Now und Charge Now zu ergänzen. Gemeinsam mit Total testet das Unternehmen außerdem die Möglichkeit, im Drive-Now-Auto über das Dialogfenster im Fahrzeugdisplay den Kraftstoff zu bezahlen.
Neue Geschäftsfelder zulassen
„Mobilität wird sich ändern, aber der große Umbruch findet wohl eher 2030 als 2020 statt“, fasste Moderator Jürgen Krone die Ergebnisse des Tages zusammen. Innovationszyklen werden immer kleiner und Unternehmen müssen sich fortlaufend fragen: Wer ist mein Kunde und was will er? „Dabei wird es immer wieder notwendig sein, neue Ideen zuzulassen und auszuprobieren, sich immer wieder neu zu orientieren und neue Geschäftsfelder zu entwickeln“, resümierte Krone.
(Autorin: Annika Beyer. Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 5.)