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Gewinnentwicklung: Mehr Arbeit, weniger Geld

09.02.2016 12:00 Uhr
Gewinnentwicklung: Mehr Arbeit, weniger Geld
Im klassischen Einzelhandel können potenzielle Tankstellenpächter deutlich mehr verdienen und tragen dabei ein geringeres Risiko.
© Foto: Oliver Boehmer/Fotolia

Pächter arbeiten immer mehr, schulterten dabei eine größere Verantwortung und müssen zugleich eine hohe Qualifikation nachweisen. Mehr Geld verdienen sie deshalb trotzdem nicht – im Gegenteil.

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Tankstellenpächter verwalten Agenturgelder in Millionenhöhe, sie sind verantwortlich für ein mehrköpfiges Team und sie arbeiten oftmals 60 Stunden und mehr in der Woche. Blickt man jedoch auf das, was unterm Strich für sie übrig bleibt, wird deutlich: Der Gewinn steht nicht in Relation zur Verantwortung und Arbeitsleistung.

Wie der Eurodata-Betriebsvergleich verdeutlicht, ist das nicht neu. Laut der Trendanalyse, die Daten von durchschnittlich 4.000 westdeutschen Durchschnittsstationen zusammenfasst, sind die Ge­winne im vergangenen Vierteljahrhundert sogar zurückgegangen. Belief sich der Gewinn 1991 noch auf fast 46.000 Euro im Jahr, blieben bei der jüngsten Erhebung 2014 nur 37.500 Euro übrig. Dieser geringe Betrag ist vor allem deshalb problematisch, weil Tankstellenpächter davon nicht nur den eigentlichen Lebensunterhalt zahlen müssen, sondern auch Steuern, Sozialversicherung und Altersvorsorge.

Allerdings muss bei der Bewertung dieses Betrags ein wichtiger Trend der vergangenen zwei Jahrzehnte berücksichtigt werden: „Der entscheidende Unterschied zwischen 1991 und heute ist, dass die Durchschnittsstation damals überwiegend in Einzelbetreibung geführt wurde. Das ­findet man heute immer seltener“, betont Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zen­tralverbands des Tankstellengewerbes (ZTG), und ergänzt: „Eine Verdoppelung der Stationen bedeutet keine Verdoppelung der Pächtergewinne. Das steuern die Mineralölgesellschaften schon so.“ Die von Eurodata ermittelten durchschnittlich niedrigen Gewinne pro Station resultieren also auch daraus, dass Mehrfachbetreibern für die erste Station mehr Gewinn zugestanden wird als für weitere.

Überraschende Entwicklung

Betrachtet man den Umsatz der einzelnen Geschäftsbereiche einer Tankstelle, ist der Rückgang der Pächtergewinne auf den ersten Blick überraschend: Das Shopgeschäft, das heute laut ZTG fast 60 Prozent zum Bruttoverdienst eines Pächters beiträgt, hat innerhalb von 25 Jahren einen überproportional großen Sprung gemacht. Besonders Tabakwaren und Kaffee sind heute als Umsatzbringer aus keiner Tankstelle mehr wegzudenken. Insgesamt verdreifachte sich der Bruttoverdienst im Shop von 59.000 Euro im Jahr 1991 auf 170.000 Euro im Jahr 2014.

„In den 90er Jahren wurde sehr viel mit dem Shop rumexperimentiert“, erinnert sich Thomas Drott, Rechtsanwalt beim Bundesverband Tankstellen und gewerb­liche Autowäsche Deutschland (BTG). Je professioneller sich die Stationen im Laufe der Zeit aufstellten, desto mehr Umsatz konnten die Pächter mit diesem Geschäftsbereich generieren. Mit zunehmender Komplexität, höherem Aufwand bei der Logistik und steigendem Personalbedarf stiegen allerdings auch die Kosten. Aus diesem Grund spiegelt sich der eigentlich positive Trend beim Umsatzwachstum bei den Gewinnen für die Pächter nur bedingt wider.

Ebenfalls ein Wachstum verzeichnete der Bereich Autowäsche, der von 40.000 Euro im Jahr 1991 auf aktuell 57.000 Euro anstieg. Seit einigen Jahren stagniert dieser Geschäftsbereich aber und macht einen eher kleinen Anteil am Kuchen aus. Die Eurodata-Durchschnittsstation, die traditionell zu den großen Mineralölgesellschaften gehört, konnte dafür gegen den Markttrend den Kraftstoffabsatz zwischen 1991 und 2014 steigern. Die gesunkenen Provisionen pro Liter ließen aber die ­Pächter nicht im gleichen Maße daran verdienen. Im Gegenteil: Lagen die Provisionen ­Anfang der 90er Jahre noch bei 76.700 Euro, schrumpfte dieser Betrag vor zwei Jahren auf 54.500 Euro. Trotz niedriger Einnahmen beim Kraftstoff haben sich im gleichen Zeitraum die Pachten fast verdreifacht.

Faire Vergütung?

„Ein faires Entgelt setzt sich normalerweise aus Qualifikation, Arbeitsleistung und Verantwortung zusammen“, ist Drott überzeugt. Rechnet man noch Anteile für die Altersvorsorge, Krankenversicherung sowie bezahlten Urlaub und Krankheit dazu, hält der BTG-Mann einen monatlichen Gewinn von mindestens 6.200 Euro für angemessen. Das hieße aufs Jahr gerechnet 75.000 Euro.

Dass der Gewinn zunehmen muss, sieht auch Ziegner vom ZTG, allerdings ohne einen konkreten Betrag nennen zu wollen: „Wenn man aber bedenkt, was ein guter Pächter heute alles im Griff haben muss und wie komplex die Abläufe an der Tankstelle geworden sind, dann müssen die Pächtergewinne zwangsläufig steigen, wenn die Mineralölgesellschaften qualifizierte ­Betreiber gewinnen und halten wollen.“
Das wird künftig immer schwerer ­werden: Denn schon allein durch den demografischen Wandel wird die Zahl potenzieller Pächter in den kommenden Jahren abnehmen. Hinzu kommt die Konkurrenz mit dem Einzelhandel, wo Marktleiter von Rewe, Lidl und Co. bei einem geringeren Risiko deutlich mehr verdienen als Pächter an der Tankstelle. „Aktuell hat beispielsweise ein Pächter einer größeren mittel­ständischen Station in den Einzelhandel gewechselt, um einen Rewe-Markt zu betreiben. Der verdient jetzt wahrscheinlich 75.000 Euro im Jahr“, schätzt Ziegner.

„Bisher haben die Mineralölgesellschaften immer noch jemanden gefunden“, sagt Drott. Ob das allerdings so bleiben wird, ist fraglich. (ab)

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