Viel Holz, gemütliche Sessel und Bänke, ein großer Kronleuchter und eine breite Auswahl in der Theke: Dieser Anblick bietet sich den Kunden beim Betreten der „Tanke an der Brücke“ in Karlsruhe, die neu gebaut im Oktober 2016 eröffnet hat. Das Besondere: der Mix aus Bäckerei und Bistro mit Produkten der Hatz Bäckereibetriebe.
Die EFA-Geschäftsführer Emil und Wolfgang Fahrer sind mit der Gründerfamilie Hatz seit vielen Jahren auch persönlich verbunden. Bereits im Juni 2011 hat der Mineralölhändler und Tankstellenbetreiber EFA das regionale Familienunternehmen Hatz übernommen. „Für die Übernahme von Hatz sprach, dass sie keine industrielle Produktion haben, in der Region bekannt sind und das Filialnetz sehr übersichtlich gestaltet ist“, erzählt Kerstin Arnold, Assistentin der EFA-Geschäftsführer Emil und Wolfgang Fahrer.
Weg vom Klischee
Das Ziel der Integration von Hatz in die EFA-Tankstellen war eine Differenzierung zum Wettbewerb, sagt Rudi App, Pächter der „Tanke an der Brücke“: „Warum bleibe ich bei der EFA-Station stehen und fahre nicht weiter? Etwas anbieten, was andere nicht machen, das war der Antrieb.“ Der Standard der Tankstellen sollte also insgesamt angehoben werden. Die EFA-Geschäftsführung wollte weg vom Tankstellenklischee fettiger Fertiggerichte und die Kunden mit qualitativ hochwertiger Ware und Regionalität überzeugen.
Überzeugend ist auch die Frische der Waren. Die erste Ausstattung für den morgendlichen Ansturm kommt direkt von Hatz. Alles Weitere wird vor Ort zubereitet. Die Teiglinge werden morgens in der Hatz-Produktion vorbereitet und in der Tankstelle gebacken. Daneben gibt es frisch hergestellte Pizza, Burger, eine Currywurst mit einer speziell für die EFA entwickelten Rezeptur, Salate mit einer eigenen Salatsoße und das, was App „Catering für die Fahrtüchtigkeit“ nennt. Das ist ein Mittagsangebot mit Klassikern wie Frikadellen, Schnitzel, Fleischkäse – ebenfalls frisch und vor Ort zubereitet.
Marken aufwerten
Um sich weiter von der normalen Tankstelle abzuheben, bietet App, der sich selbst als Markenfanatiker bezeichnet, einmal im Monat einen Brunch an. Arnold muss zugeben, anfangs skeptisch gewesen zu sein: „Ich dachte, wer setzt sich denn an die Tanke zum Brunchen?“ Bis sie zum ersten Mal dort war. „Da war mir alles klar.“ Eine große Auswahl, abhängig von der Jahreszeit, gute Qualität und ein schönes Ambiente. Für App ist der Brunch nicht nur eine Möglichkeit, seine Bäckerei bekannter zu machen, sondern auch – Stichwort Markenfanatiker – die Marken EFA und Hatz aufzuwerten.
Bei den Kunden kommt das Konzept gut an. App sagt, die Leute schätzen die regionale Frische der Produkte, dass mit Hatz ein bekanntes Unternehmen dahintersteht, die günstige Parkplatz- und Verkehrssituation und die Ordnung und Sauberkeit. Außerdem vermittelt das Personal den Eindruck, vom eigenen Angebot überzeugt zu sein. Daran zeigen sich die Vorteile an einer Verbindung von Tankstelle und Bäckerei: Tankstellen sind in der Regel gut erreichbar, haben Parkplätze direkt vor der Tür und lange Öffnungszeiten.
Voneinander lernen
Jede der drei Stationen in Karlsruhe, die bislang mit Hatz zusammenarbeiten, sieht etwas anders aus, was Design, Größe und Aufbau angeht. „Es ist kein festgefahrenes Konzept“, sagt Arnold. Die Station an der Willy-Brandt-Allee etwa hat eine Außenterrasse, auf der während der Fußball-Weltmeisterschaft Public-Viewing stattfand. „Wir passen uns den Gegebenheiten und Veränderungen an und probieren immer wieder Neues aus“, erzählt Arnold. Auch für die „Tanke an der Brücke“ liegen schon weitere Pläne in den EFA-Schubladen bereit, zum Beispiel für eine Terrasse.
Wichtig ist dabei die Kommunikation mit den Pächtern. Von der EFA wird zwar ein gewisses Korsett vorgegeben, doch innerhalb dessen sind Ideen erwünscht. „Wir hören uns die Erfahrungen und Vorschläge der Pächter an und versuchen, sie umzusetzen. Letztendlich sitzen wir in der Zentrale, die Pächter sind vor Ort“, sagt Arnold. Sie seien darauf angewiesen, dass der Pächter ihnen mitteilt, was an den Stationen passiert, wie die tatsächlichen Abläufe sind, wo man ansetzen und verbessern kann. „Das ist ein permanentes Voneinanderlernen und eine permanente Veränderung.“
Der bisherige Erfolg der Verbindung von Tankstelle und Bäckerei macht die Entscheidung leicht, sie noch auszubauen. Das Design wird sich, abhängig von der jeweiligen Station, sicherlich weiterhin verändern. Die beiden Geschäftsführer probieren gerne Neues aus und haben dabei die Unterstützung der Angestellten: „Man muss ein Überzeugungstäter sein, sonst ist man bei uns fehl am Platz“, betont Arnold. Nur so sind große Projekte schnell umsetzbar, findet App: „Ohne flexible, engagierte Mitarbeiter wäre Innovation nicht möglich.“
(Autorin: Julia Richthammer; der Artikel erschien in Sprit+ 8/2018)