Um Mitarbeiter für ihre Arbeit und damit für ein Unternehmen zu begeistern, spielt der Lohn eine wichtige, aber nicht die entscheidende Rolle. Denn Geld ist nicht alles. Das Motivieren von Mitarbeitern ist viel komplexer als nur die Einhaltung des Mindestlohns, angehoben um das regional Übliche, ergänzt um eine Lohnerhöhung pro Jahr und die eine oder andere Anerkennung unter Ausschöpfung der steuerfreien Möglichkeiten.
Vielmehr hat das Geld hauptsächlich eine Bedeutung bei der Einstellung eines Mitarbeiters. Liegt es im realistischen Rahmen, ist die absolute Höhe später weniger in der Optik und auch nicht dauerhaft motivierend. Sogar Lohnerhöhungen und Boni erzeugen nur einen kurzen Leistungsschub.
Damit Ihre Mitarbeiter gern bleiben, sind ein gutes Betriebsklima und ein menschliches Miteinander viel entscheidender. Und das ist nichts, was das Team alleine kann. Selten herrscht hier ein harmonisches Gleichgewicht, häufig gibt es Grüppchenbildung und viel Gerede.
Sie als Chef tun gut daran, wenn Sie sich nicht an Tratsch beteiligen, sondern jeden Mitarbeiter für sich beachten. Wissen Sie, was jeden einzelnen im Team gerade umtreibt? Haben Sie sich gemerkt, was jemand beim letzten Mal über sich persönlich erwähnt hat? Die tägliche Hinwendung zum Einzelnen ist Chefsache. Wer sich wahrgenommen fühlt, wer weiß, dass er ein wichtiger Teil des Betriebes ist, tauscht seinen Arbeitsplatz nicht so schnell ein. Fragen Sie nach der Schicht, was jetzt in der Freizeit ansteht, und kommen Sie beim nächsten Mal darauf zurück. Bemerken Sie die neue Frisur, das neue Outfit. Am einfachsten ist es bei Mitarbeitern mit Kindern: Fragen Sie, wie es zuhause oder in der Schule geht. Wenn es den Kindern gut geht, passt es bei den Eltern meistens ebenfalls.
Wir-Gefühl fördern
Heben Sie das Wir-Gefühl im Betrieb durch eigene Mitarbeit. Wenn Sie selbst tatkräftig anpacken, auch in hektischen Zeiten an der Kasse oder im Bistro, bei ungeliebten Arbeiten drinnen wie draußen, dann sehen Ihre Leute, dass hier zusammengearbeitet wird und ziehen bereitwillig mit.
Besonders gern setzen sich Mitarbeiter langfristig für Ihren Betrieb ein, wenn ihre Stärken gesehen und genutzt werden. Das ist eine der besonders schwierigen Herausforderungen für Sie als Chef, denn eigentlich muss ja in jeder Schicht die gleiche Arbeit auf die gleiche Weise erledigt werden. Aber die Menschen sind nicht gleich und nicht an jedem Tag „dieselben“. Geben Sie jedem Kollegen eine Teilaufgabe, die ihm besonders liegt, dann wird er auch die Routineaufgaben zufriedenstellend erledigen.
Außerdem muss im Betrieb Gerechtigkeit herrschen. Bewahren Sie den Überblick: Zeigen Einzelne kleinere Schwächen, so dürfen Sie dies gern übersehen, um nicht sich selbst und den Mitarbeiter daran aufzureiben. Übertritt ein Mitarbeiter aber wiederholt klare Anweisungen, so müssen Sie als Chef Konsequenzen ansagen und durchziehen. Auch das gehört zur Führung – sonst verlieren Sie womöglich andere Teammitglieder an einen Betrieb, in dem es gerechter zugeht.
Fazit: Mitarbeiter sind schwer zu bekommen und nicht leicht zu halten. Es ist Chefsache, sich um eine gute, stetige Zusammenarbeit mit jedem Einzelnen zu bemühen.
(Autorin: Uschi Horsten-Schmiedel; Die Kolumne erschien in Sprit+ Ausgabe 4/2017)