Mit 636 registrierten Fällen lag die Zahl der Überfälle auf Tankstellen im Bundesgebiet im vergangenen Jahr fast um die Hälfte niedriger als beim Höchststand im Jahr 2003. Das meldet der Zentralverband des Tankstellengewerbes (ZTG) nach Auswertung der Kriminalstatik des Jahres 2015. „Die Zahl der Überfälle war in den letzten 25 Jahren noch nie so niedrig wie in 2015. Zudem gehen die Zahlen seit sieben Jahren in Folge zurück. Dazu haben sicherlich sowohl technische Lösungen als auch eine verstärkte Umsetzung der diversen Sicherheitsempfehlungen beigetragen“, erklärt ZTG-Geschäftsführer Jürgen Ziegner. Außerdem dürfte sich bei einer bestimmten Tätergruppe herumgesprochen haben, dass durch konsequente Abschöpfung der Kassenbestände an Tankstellen in der Regel nicht viel „zu holen“ sei.
Dennoch bleibt nach Einschätzung des ZTG das Risiko hoch: Rein statistisch wurde jede 23. deutsche Tankstelle im Jahr 2015 überfallen. „Allein diese Zahl sollte ausreichen, damit jeder Tankstellenbetreiber seinem Personal regelmäßig erneut die Sicherheitsempfehlungen von Polizei, Berufsgenossenschaft und der Mineralölgesellschaften zur Kenntnis bringt und vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Überfällen, aber auch das richtige Verhalten während eines Überfalls, neu üben lässt. Erst recht gilt dies in Bezug auf neue Mitarbeiter“, betont Ziegner.
Dabei ist das Überfallrisiko für eine Tankstelle in den einzelnen Bundesländern nach wie vor sehr unterschiedlich. Zwar ist die Bandbreite nicht mehr so groß wie in früheren Jahren, doch sind weiterhin Stationen in Bundesländern mit Ballungszonen wesentlich gefährdeter als in ländlichen Bereichen. Traurige „Spitzenreiter“ beim Überfallrisiko sind Hamburg (13,97 Prozent) und Berlin (11,37 Prozent), obwohl in der Hauptstadt die Zahl der registrierten Fälle gegenüber dem Vorjahr um zehn auf 34 zurückgegangen ist. Weiterhin relativ niedrig ist die Überfallwahrscheinlichkeit für Tankstellenbetreiber in Bayern (0,94 Prozent), Thüringen (1,75 Prozent) und Sachsen (2,67 Prozent).
Bundesweit stieg die Aufklärungsquote von 55,1 in 2014 auf 56,3 Prozent im Jahr 2015. „Diese Aufklärungszahlen sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten“ betont der ZTG-Geschäftsführer. Denn aufgeklärt bedeutet in der Statistik, dass nach polizeilicher Einschätzung innerhalb des Berichtszeitraums ein Tatverdächtiger mit hinreichendem Tatverdacht ermittelt wurde. Fälle, die erst in den folgenden Jahren aufgeklärt werden, gehen nicht in die Statistik ein. Auf der anderen Seite gibt es speziell bei Tankstellenüberfällen häufig Serientäter. Mit nur einem ermittelten Tatverdächtigen steigt somit die Aufklärungsquote stark an. „Diese Zahlen sind also nur sehr begrenzt zur Einschätzung der Ermittlungserfolge geeignet“, sagt Ziegner. (ZTG/ab)