PWM arbeitet an Fernzugriff, E-Paper und Werbetafeln
Ein Servicetechniker, der wegen einer defekten Preisanzeige an die Tankstelle gerufen wird, weiß in Zukunft vorab, was seinem „Patienten“ fehlt. Mit dem Fernüberwachungssystem Track von PWM bekommt der Kontraktor Störungen an der Preisanzeige automatisch gemeldet, kann alle Komponenten per Remote-Zugriff überprüfen und die notwendigen Ersatzteile mitbringen. Noch befindet sich Track an fünf deutschen Stationen sowie an Tankstellen in Frankreich, Australien und USA in der Testphase, betont der Preisanzeigenhersteller. Zwar sei das Produkt „voll funktionsfähig und damit natürlich auch verkaufbar“. Jedoch werde derzeit an der Bedienerfreundlichkeit der Web-Oberfläche und automatisierten Update-Prozessen gearbeitet.
Neben den Topsellern Gala und Gala XL sowie der Kompakt-Preisanzeige Starlight komme der neue Preisturm Titan derzeit besonders gut beim Kunden an. In 85 Prozent der Fälle stattet PWM diese Modelle mit SMD-LED-Technik aus. Für E-Paper registriert PWM zwar Interesse, aber: „Wie jede neue Technologie braucht es Zeit, um sich am Markt durchzusetzen. Ob sie sich durchsetzt, entscheidet am Ende des Tages der Kunde.“ Außerdem beobachtet PWM das steigende Kundenbedürfnis, mit einer zusätzlichen digitalen Werbetafel am Preismast (Profitboard) Autofahrer auf Non-fuel-Angebote aufmerksam zu machen.
Schweizer Unternehmen Unitron
Die Suche nach einem Marktbegleiter von PWM führt zunächst in die Schweiz zu einem Anbieter, der einen inoffiziellen Weltrekord beansprucht. Seit der Erfindung der LED-Preisanzeige im Jahr 1992 bis heute sei die erste eigene Anlage störungsfrei in Betrieb, vermeldet das Unternehmen Unitron mit Sitz in Oensingen.
Qualität und Langlebigkeit sind die Attribute, die sich Unitron auf die Fahnen schreibt. Kunden haben die Wahl, ob sie den Komplettservice inklusive Installation in Anspruch nehmen oder sich eine Einbauversion zum Nachrüsten oder zur Neubestückung liefern lassen, die ein anderer Installateur einbaut. „Da wir eine Vollgarantie von fünf Jahren gewähren, prüfen wir die Kompetenzen der Installateure und geben dem Kunden entsprechende Empfehlungen ab“, erklärt Geschäftsführer Beat Schönenberg.
Nasenschilder für die Kleinen
Für größere MÖG baut Unitron Türme, die dem Corporate Design entsprechen. Bei kleineren Kunden seien derzeit die sogenannten Nasenschilder sehr gefragt, die oft auf dem Dach montiert werden. Zurzeit entwickelt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge weitere Anzeigetechniken. „Keine herkömmlichen LEDs, sondern deren Weiter- und Neuentwicklungen, die mit LEDs nichts mehr zu tun haben und die bei noch längerer Lebensdauer noch günstiger werden“, hält sich Schönenberg bedeckt.
Auf elektromechanische Systeme wie Rollenband und Segmentanzeigen verzichtet Unitron bewusst: Diese Systeme hätten Nachteile in der Zuverlässigkeit, der Lebenserwartung und bei den Unterhaltskosten. Auch bei der E-Paper-Technologie sei die Lebensdauer unbefriedigend, sie halte Umgebungseinflüssen wie Hitze, Kälte und Feuchtigkeit nicht stand und die Lesbarkeit leide bei voller Sonneneinstrahlung.
Auch das niederländische Unternehmen Bever Innovations ist von der E-Paper-Technologie noch nicht überzeugt: „Unsere Kunden sind interessiert, aber zurückhaltend, denn die E-Paper-Technologie arbeitet noch nicht bei allen Temperaturen zuverlässig.“ Daher habe man sie noch nicht ins Portfolio aufgenommen.
Der Preisanzeigenhersteller glaubt an die energieeffiziente LED-Technologie, die sich auch dank der eigenen Forschung und Entwicklung Tag für Tag verbessere. „Unsere robusten und vollautomatischen SMD-LED-Anzeigen haben sich bereits zu einem Hybrid mit HMD-LED-Technologie entwickelt, der temperaturgesteuert und dadurch für alle extremen Bedingungen passend ist“, heißt es von Bever. Bereits 80 Prozent der Bestellungen von LED-Preisanzeigen seien Hybride aus SMD- und HMD-LED.
Einen Trend macht Bever im Management der Displays aus: Die steigende Anzahl von Kraftstoffsorten mache die Steuerung der Anzeigen wichtiger. Weil sich immer mehr Prozesse kabellos lenken lassen, arbeitet Bever an Remote-Services, um Preise zu steuern und Datensysteme wie den POS mit der Preisanzeige zu vernetzen. Derzeit arbeitet die Forschungsabteilung an Remote-Wartungen für LED-Produkte.
Kooperationen mit BXL
Das Unternehmen Schreib + Keppler legt seinen Fokus hingegen auf die Produktion von Preisanzeigen. „Bei uns geht der Trend nach wie vor zu günstigen, modularen Lösungen, hauptsächlich als Ersatz für nicht digitale Anzeigen“, berichtet Geschäftsführer Andreas Schreib. Die LED-Module kauft das Unternehmen in München bei BXL Technologies ein und baut sie in die in Norderstedt gefertigten Gehäuse ein. Die Installation führt das Unternehmen ebenfalls durch. Zurzeit seien die sogenannten Flamingos am beliebtesten, also einbeinige Stahlmaste mit seitlich montierter Preisanzeige.
Eine andere Erfahrung macht der Preisanzeigenhersteller KDH Werbetechnik aus Wunstorf. Geschäftsführer Davor Zizak zufolge verkaufen sich doppelmastige Preisanzeigen besser als Flamingos. Bei der Zifferntechnologie setzt das Unternehmen auf SMD-LED-Technologie und Segment. Bei den Bestellungen halten sich die beiden Technologien die Waage. Für die E-Paper-Technologie sei noch wenig Nachfrage zu verzeichnen.
Aus der Herstellung zurückgezogen hat sich indes Tank-Technik-Handel Meiwes in Rheda-Wiedenbrück. Einige Jahre baute die Firma Preisanzeigengehäuse, die mit Schauf-Technik ausgestattet wurden, jedoch habe man Qualitätsmängel des Partners nicht länger vertreten können. Mit BXL Technologies könne man sich eine Reaktivierung des Geschäftsbereiches vorstellen, verrät Geschäftsführer Udo Bäumker. Derzeit übernimmt man Montage, Vertrieb und Service für BXL und PWM bei einem Verhältnis von 60 zu 40.
(Autor: Michael Simon; Der Artikel erschien in Sprit+ 9/2017.)