Waschanlagenbetreiber stehen bei der Neuanschaffung einer Anlage oder beim verschleißbedingten Austausch der Waschbürsten vor der Frage, welches Material für ihre Zwecke am besten geeignet ist. Reinigungsleistung, Wirtschaftlichkeit und Kundenzufriedenheit sind die bestimmenden Faktoren.
Materialabrieb bei PE
Lange Jahre stellte sich die Frage nach dem optimalen Besatz der Waschbürsten nicht, denn es gab nur Bürsten mit Polyethylenborsten (PE). Sie haben nach wie vor eine hohe Reinigungsleistung, doch der Materialabrieb hinterlässt Spuren vor allem auf dunklem Lack, die vom Kunden als Kratzer gesehen werden, weswegen man PE-Bürsten heute überwiegend in Nutzfahrzeug-Waschanlagen, an Radwäschern und Schwellerbürsten antrifft. In Portalanlagen wird heute vor allem Waschmaterial aus geschäumtem PE eingesetzt. Größter Vorteil: Es hinterlässt keine Abriebspuren auf dem Lack. Außerdem nimmt das Material wenig Wasser auf, dadurch bleibt es leicht und entwickelt wenig mechanischen Druck auf die Lackoberfläche.
Textile Waschmaterialien
Geringer Druck und größere Auflagefläche vermindern aber auch die Reinigungsleistung, so dass die Anforderungen an Vorwäsche und Waschchemie steigen, um ein zufriedenstellendes Reinigungsergebnis zu erzielen. Auch textile Waschmaterialien können damit punkten, während des Waschvorgangs keine Abriebspuren auf dem Fahrzeuglack zu hinterlassen. Die kontrollierte Wasseraufnahme und die damit verbundene höhere mechanische Waschleistung entfernt hartnäckige Verschmutzungen besser als geschäumtes PE. Zusätzlich hat der Betreiber den Vorteil, dass nur dieses Waschmaterial mit dem Hinweis „textile Fahrzeugwäsche“ beworben werden darf und damit im Marketingauftritt ein Alleinstellungsmerkmal bietet.
Aufgrund ihrer gröberen gewebeartigen Struktur ist diese Materialform allerdings anfällig für unerwünschte Ablagerungen. Schmutzpartikel, die nicht durch eine gründliche Vorwäsche entfernt wurden, können zu Kratzern führen, wenn sie über den Lack gezogen werden. Weit mehr als PE- oder geschäumtes PE-Bürstenmaterial ist der Textilbesatz also auf eine besonders gründliche Vorwäsche angewiesen, weshalb diese Materialform überwiegend in Waschstraßen zum Einsatz kommt.
Schweres Material
Dort sorgt in aller Regel Vorwaschpersonal für die manuelle und gründliche Entfernung des Grobschmutzes, was auch der Haltbarkeit des Materials guttut. Außerdem haben Textilbürsten ein deutlich höheres Gewicht als PE- oder Schaumstoffbürsten, was die Mechanik einer Portalanlage mehr belastet als die robustere Waschstraßentechnik. Auch die neuesten Entwicklungen wie synthetisches Lammfell oder Plüschmaterial kommen nur in Waschstraßen zum Einsatz. Sie verbinden hohe Reinigungsleistung mit hoher Lackschonung, sind leise und langlebig, können gewaschen und segmentweise an der Bürste umgesteckt werden.
Angaben relativieren
Standzeiten, also die Haltbarkeit des Materials bis zum Erreichen der Verschleißgrenze, machen in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung im Vergleich zu Strom- und Wasserkosten den geringsten Teil aus. Die Angaben der Hersteller gehen von den optimalen Bedingungen aus und werden nicht in jedem Fall erreicht, denn sie sind von vielen Einflussfaktoren abhängig. Entscheidend für den Verschleiß sind zum Beispiel die Bandgeschwindigkeit in der Waschstraße und damit die Verweildauer am Fahrzeug, ebenso Drehzahl und Umfang der Walze. Auch der Einsatz von scharfer Chemie beeinflusst die Haltbarkeit vor allem von Waschtextil negativ, wohingegen Bürsten, die in Schaum laufen, länger halten.
Positiven Einfluss auf die Standzeiten haben eine regelmäßige Reinigung und Pflege des Materials sowie Härtegrad und Sauberkeit des Waschwassers. Die optimale Einstellung und Wartung der Anlage, vor allem bezüglich Anpressdruck, ist eine weitere lebensverlängernde Maßnahme.
Für unsere Marktübersicht wurden alle großen Anbieter oder Hersteller zu ihren aktuellen Produkten befragt. Nicht vertreten sind Washtec und Favagrossa, weil sie nicht in dieser Übersicht vertreten sein wollten oder keine Informationen gegeben haben. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
(Autor: Dieter Väthröder; Der Artikel erschien in Sprit+ 9/2017.)