Glaub’ an dich selbst, lass’ dich nicht von Selbstzweifeln bremsen, mach’ dir keine Sorgen, wenn du nicht alles gut kannst und probiere auch mal einen anderen Weg aus. Das sind Werte, die Jessika Mebes als Mutter ihrem Sohn vermitteln möchte. Außerdem sind sie die Basis der Geschichte, die sie zu dem Kinderbuch „Glaub’ an dich" gemacht hat.
Der Schritt zur Kinderbuchautorin ist auf den ersten Blick kein selbstverständlicher, denn Mebes arbeitet seit 19 Jahren in der freien Tankstelle in Bernau bei Berlin. Sie hat dort die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht und gehört inzwischen quasi zum Inventar, wie sie selbst sagt. Eigentlich war aber schon immer der Beruf der Grafikdesignerin ihr Traum: „Ich habe damals Grafikdesign nur deshalb nicht gelernt, weil es eine schulische Ausbildung sein soll. Ich wollte aber eine Ausbildung beginnen, bei der ich währenddessen schon etwas Geld verdiene und nicht noch dafür bezahlen muss", erklärt Mebes ihre Entscheidung.
Wie geht es weiter?
Obwohl sie mit ihrem Job zufrieden ist und inzwischen eine leitende Funktion innehat, geriet sie ins Grübeln. Viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sah sie nicht mehr und verspürte Unsicherheit über die eigene Zukunft. „Was ist in zehn Jahren, wenn meine Chefs vielleicht in Rente gehen? Wird es die Tankstelle dann so noch geben oder wird sie verpachtet?", fragte Mebes sich. Ob sie, die in den Familienbetrieb hineingewachsen war, sich auf einen solchen Umschwung einstellen könnte? Sicher war sie sich nicht, also begann sie zu recherchieren und stieß auf ein Fernstudium in Grafikdesign an der Online-Schule für Gestaltung (OfG).
Bei dem Buch handelt es sich um eine erweiterte Version der Abschlussarbeit für dieses Studium. Die Aufgabe war, ein Kinderbuch zu illustrieren. Alle anderen zur Auswahl stehenden Themen hatte Mebes bereits in Kursen bearbeitet, Illustration aber noch nicht. Da sie die eingangs beschriebenen Werte nicht nur an ihren Sohn weitergeben möchte, sondern auch selbst befolgt, wollte sie die Messlatte für sich etwas höher hängen und diese Herausforderung annehmen.
Sally macht Mut
Die Geschichte, die Mebes in „Glaub’ an dich" erzählt, beruht auf einer wahren Begebenheit. Als ihr Sohn zwei Jahre alt war, hatte die Familie eine Katze in Pflege, die aufgrund einer Krebserkrankung recht bald erlöst werden musste. Noch Jahre später lag der Junior abends im Bett und weinte, weil er die Katze Sally vermisste. Mebes zeigt sich tief beeindruckt davon, dass ein Kind in diesem Alter über einen so langen Zeitraum trauert und fühlt, dass etwas fehlt.
Der Abend vor einem Sportfest, als zu der Trauer um das Haustier Angst vor dem Versagen beim Ausdauerlauf kam, dient nun als Vorbild für die Geschichte. Der kleine Protagonist im Buch (und im echten Leben) ist zwar ein schneller Sprinter, hat aber Probleme beim Dauerlauf. Eine Wolke in Katzenform macht ihm kurz vor dem Start Mut, ebenso wie die Worte seiner Eltern, es einfach zu versuchen und sein Bestes zu geben.
Am Ende schaffte es Mebes’ Sohn ins Ziel, zwar nicht als Erster, aber mit viel Stolz auf seine Leistung. Auch Mebes selbst erreichte ihr Ziel, das Studium abzuschließen. Durch Zufall lernte sie die Verlegerin Andrea Schröder kennen, die aus der Abschlussarbeit ein richtiges Buch machte, das man inzwischen unter der ISBN-Nummer 978-3-944990-29-3 kaufen kann. Reich wird sie dadurch nicht, deshalb arbeitet Mebes derzeit weiterhin an der Tankstelle in Bernau. Doch nebenbei entdeckt sie die vielen Möglichkeiten, die ihre persönliche Weiterentwicklung ihr bieten. Als Nächstes möchte sie anfangen, mit einem Plotter eigene T-Shirt-Designs zu verkaufen.
Nicht nur Mebes’ Buch vermittelt also die Botschaft, dass man verschiedene Wege ausprobieren sollte, wenn einer nicht zum Ziel führt. Auch ihr eigener Lebensweg, von der Tankstellenmitarbeiterin zur Kinderbuchautorin und selbstständigen Grafikdesignerin, bestätigt sie.
(Autorin: Julia Richthammer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 10./11.2019.)