Anfangs muss es Joern Sadowski vorgekommen sein, als habe ihm der gestrenge Familienpatriarch ein Angebot unterbreitet, das er nicht ausschlagen konnte. Sadowski leitet für gewöhnlich das Shop-Management der rund 270 OIL!-Tankstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch dies ist nur ein kleiner Geschäftsbereich des Hamburger Familienunternehmens Marquard & Bahls, das weltweit rund 8.700 Mitarbeiter (Zahl von 2015) unter anderem in der Tanklagerlogistik und Flugzeugbetankung beschäftigt.
An seinem repräsentativen Hauptsitz in der noblen Hafencity, gleich neben der Philharmonie, musste das Familienoberhaupt für Einzelhandelsflächen sorgen – und leitete den Auftrag an die Tochter OIL! weiter, schließlich kenne sich die doch schon mit Convenience-Stores aus. „Wir haben uns nicht darum geschlagen, das zu machen“, erinnert sich Sadowski. Doch ausgestattet mit guten Ideen, der Unterstützung von Stracke Ladenbau und einem prallen Geldbeutel entwarf er einen Shop, der nunmehr das Aushängeschild und die Spielwiese der Tankstellengesellschaft ist.
Am Eingang stellt eine menschgroße Zapfsäule für die Kunden die Verknüpfung zur Tankstelle her und zeigt sämtliche Stationen in und um Hamburg an. Regionalen Bezug nimmt auch das Sortiment: Neben den klassischen Tankstellenartikeln entstammen raffinierten Waffeleisvarianten einer Hamburger Manufaktur, den Wein bezieht man aus einem lokalen Weinkontor, der Vanillejoghurt wird aus Kruses Hofmilch im nahen Rellingen hergestellt. Die Laufkundschaft nimmt das Angebot bislang gut an, ohne dass den meisten eine weitere Besonderheit im Shop aufgefallen wäre: Die Preise an den Regalen werden nicht analog, sondern digital angezeigt. Eine Idee fürs gesamte Tankstellennetz? Nein, wie vieles hier ist auch das nur Spielerei.
(Autor: Michael Simon; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 3/2017.)