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Serie "Der Tankstellenmittelstand": Maier & Korduletsch im Porträt

01.11.2018 12:00 Uhr
Serie "Der Tankstellenmittelstand": Maier & Korduletsch im Porträt
Vater Alexander (l.) und Sohn Lorenz Maier teilen nicht nur die Verantwortung der Unternehmensführung, sondern derzeit sogar einen Schreibtisch.
© Foto: Julia Richthammer

Der Mittelständler Maier & Korduletsch handelt seit 1919 mit Mineralöl, Schmierstoffen und Heizöl. Inzwischen tut das Familienunternehmen das sogar klimaneutral.

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Vielleicht neigt in einem Familienunternehmen Geschichte stärker dazu, sich zu wiederholen, als in anderen Unternehmen. Aber vielleicht ist es auch nur Zufall, dass sich die Werdegänge von Vater und Sohn Maier vom Mittelständler Maier & Korduletsch im niederbayerischen Vilshofen ähneln. Alexander Maier, der Senior, ist seit 1987 Geschäftsführer des Mineralölhändlers. Er studierte Rechtswissenschaften und war danach zunächst bei Siemens als Anwalt in der Immobilienabteilung tätig. Als er in das Familienunternehmen eintrat, war er gemeinsam mit seinem Vater in der Geschäftsleitung, bevor der Vater früh verstarb.

Sein Sohn Lorenz Maier machte nach der Schule eine Ausbildung zum Mecha­troniker, studierte anschließend Maschinenbau und war einige Zeit in einer kleinen Beratungsfirma tätig. Nun ist auch er in das Familienunternehmen zurück­gekehrt. Er soll noch in diesem Jahr Geschäftsführer werden und leitet die Firma dann ebenfalls gemeinsam mit seinem ­Vater. Beide nennen als Grund für den Eintritt in die Mineralölbranche die Tatsache, dass es Maier & Korduletsch überhaupt gibt. „Wenn dieses elterliche Unternehmen nicht da gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich etwas anderes gemacht“, gibt Alexander Maier zu. Dann wäre er bei Siemens geblieben und hätte sich in der Immobilienabteilung um Berlin gekümmert. Doch keiner der beiden bereut seine Entscheidung.

Drei Geschäftsfelder

1919 übernahm der Großvater von Alexander Maier, Josef, als Kriegsversehrter eine kleine Firma, die mit Öl, Petroleum und Schmierfetten handelte – der Beginn von Maier Mineralöle. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sein Vater Oskar Geschäftsführer und baute ein flächendeckendes Tankstellennetz in der Region auf. Inzwischen widmet sich das Unternehmen unter dem Namen Maier & Korduletsch drei Hauptgeschäftsfeldern: „Wir haben den Bereich Mobilität, also Tankstellen und alles, was Fahrzeuge bewegt. Dann haben wir das Thema Wärme, also alles, was Raumwärme erzeugt. Und der dritte Bereich ist das Thema Schmierung, alles, was Reibung vermindert, Kräfte überträgt und kühlt“, zählt der Seniorchef auf.

Beim Thema Schmierung fand im vergangenen Jahr mit der Eröffnung des neuen Schmierstofflagers im einige Kilometer entfernten Pleinting ein neuer Höhepunkt in der Firmengeschichte statt. Auf dem Dach des Logistikzentrums installierten die Maiers eine große Photovoltaikanlage. Geheizt wird mit Holzpellets. Das sind kleine Stellschrauben, wie das Unternehmen auch selbst CO2 einsparen kann. Außerdem stellte sich das Unternehmen insgesamt klimaneutral, kompensiert also den eigenen CO2-Ausstoß. „Wir kaufen Klimazertifikate, man sagt auch Verschmutzungsrechte“, sagt Alexander Maier.

Mit dem Erlös der Zertifikate werden vor allem in Entwicklungsländern Klimaschutzprojekte unterstützt, da sie dort ­häufig günstiger und einfacher durchzuführen sind. Zum Beispiel für ein Staudammprojekt in Mali, wo elektrischer Strom hergestellt wird, der zuvor mit Dieselaggregaten produziert wurde. Maier ist sich sicher: „Mit einem Euro kann man dort sehr viel mehr einsparen, als wenn man den Euro bei uns investieren würde.“

Der Gedanke dahinter: „Da die Erd­erwärmung ein globales Thema und nicht nur auf Deutschland bezogen ist, ist es egal, wo auf der Erde ich das CO2 einspare. Wenn ich das allerdings zum Bei­spiel in Afrika mache, sorge ich dort für eine bessere Infrastruktur und bekämpfe Flucht­ursachen“, erklärt Maier. Ob der ­Verbraucher die Umweltschutzbemühungen honoriert, sei schwer messbar, sagen die beiden Chefs. „Wenn wir unsere Produkte umweltneutral und günstiger als die Wettbewerber anbieten könnten, hätten wir es sicher leichter im Markt. Aber diese Formel haben wir noch nicht gefunden“, sagt der 31-jährige Junior. Sein Vater ergänzt: „Was zulasten der Umwelt geht, ist langfristig gesehen teurer. Das ist im Verbraucherbewusstsein noch nicht ausreichend verankert.“

Bitte ein Büro für jeden

Der nächste große Meilenstein ist der Umzug in das neue Bürogebäude. Das ist derzeit im Bau, es entsteht gegenüber vom aktuellen Büro und soll mehr Komfort, mehr Licht und vor allem mehr Platz bieten. Der ist auch nötig, denn gerade teilen sich der Senior und der Junior nicht nur ein Büro, sondern sogar einen Schreibtisch. Das hat zwar den Vorteil, dass die beiden viel voneinander mitbekommen und sich austauschen können. Dennoch ist auf Dauer ein eigenes Büro für jeden der beiden der Wunsch. Auch wenn die räumliche Enge manchmal anstrengend sein kann, betonen beide Maiers, dass die Zusammenarbeit zwischen ihnen gut funktioniert. „Das ist dem geschuldet, dass wir uns auch privat vorher schon kannten“, scherzt Lorenz Maier.

Auch ohne eigenes Büro widmet sich der Junior eigenen Projekten. Er ist für die digitale Entwicklung im Unternehmen verantwortlich und soll in den kommenden Wochen zusätzlich zum Geschäftsführer gemacht werden. „Digitale Transformation ist Chefsache“, begründet sein Vater die Entwicklung. Ein Vorteil des Sohnes sei es, dass er den Mitarbeitern jede Frage stellen könne, weil er neu sei. Das ist der Senior eben nicht und auch nicht über jedes Detail informiert. „Da helfen mir die Jüngeren gerne weiter und ich denen, wenn es um die großen Zusammenhänge geht“, sagt der 62-Jährige.

Für die Zukunft ist das Ziel, der bevorzugte Lieferant in der Region zu sein und Versorgungssicherheit für die Kunden zu gewährleisten. Dabei helfen ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, die ­Stabilisierung der laufenden Geschäfte, Steigerung der Effizienz und die Augen für neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften offen zu halten.
Elektrosäulen oder Wasserstofftankstellen haben die Maiers vorerst nicht geplant. Zum einen, da sie bisher die Wirtschaftlichkeit noch nicht sehen. Zum anderen, da der Senior andere Maßnahmen für sinnvoller hält als Elektromobilität, um CO2 einzusparen. In dem Bereich folgen sie also ihrem eigenen Weg der Klimaneutralität. Vorgerüstet haben sie aber bereits, sodass sie schnell handeln könnten. Da halten sie es mit Karl Valentin, den der 62-Jährige lächelnd zitiert: „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“

(Autorin: Julia Richthammer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 10./11.2018)

Maier & Korduletsch Energie GmbH

Gründung: 1919

Netzgröße: 42 Tankstellen unter der Marke Shell

Region: Bayern, eine Station in Baden-Württemberg

Zentrale: Vilshofen

Mitarbeiter: 110

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