Welche Kraftstoffpreise eine Tankstelle anzeigt, ist in den meisten Fällen das Ergebnis einer ausgeklügelten Strategie. Wo man früher mühsam die Preise selbst im Internet zusammensuchen musste, um sich über das Vorgehen des Wettbewerbs zu informieren, sorgt heute webbasierte Software für die automatisierte Umstellung an der Preisanzeige.
Eine solche Lösung hat Helmut Franz, Geschäftsführer von Franz IT Solutions, bereits 2011 entwickelt und seitdem sukzessive mit weiteren Funktionen erweitert. Ausgangsidee war, den Wettbewerb und die eigenen Stationen am Bildschirm übersichtlich beobachten zu können. Basis dafür sind die aktuellen Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, die über eine Schnittstelle in die Software einfließen. Der Kunde hinterlegt nun alle Stationen seines Netzes und definiert, welche Tankstellen im Umfeld ihn interessieren und Einfluss auf die Preisgestaltung des eigenen Standorts haben sollen.
In einer übersichtlichen Liste sind die eigenen und die Vergleichstankstellen untereinander aufgeführt. Dabei hat der Nutzer für jeden Standort definiert, wie der Preisunterschied zwischen der eigenen und den Stationen der anderen Marken aussehen soll. Die Übersicht zeigt an, wie groß die Differenz der einzelnen Kraftstoffarten aktuell ist. Sieht die Unternehmensstrategie beispielsweise vor, immer einen Cent billiger zu sein als die Tankstelle 300 Meter weiter, erkennt der Anwender über ein Farbschema, ob das in dem Moment der Fall ist. Grün bedeutet „alles okay“, der eigene Preis ist im Verhältnis zum Wettbewerb korrekt eingestellt. Orange bedeutet, die Differenz entspricht nicht der eigenen Preisstrategie. Der Pricing-Verantwortliche hat nun die Möglichkeit, manuell einzugreifen und eine Anpassung vorzunehmen.
Seit zwei Jahren können Kunden von Franz die Software aber nicht nur zur Beobachtung nutzen, sondern die Preise über Schnittstellen zur Kasse und zum Preismast nach bestimmten definierten Regeln automatisiert einspielen. Zum einen kann der Kunde etwa vorgeben, zu welcher Uhrzeit und wie lange der Preis unabhängig vom Wettbewerb gesenkt oder erhöht werden soll. Zum anderen kann er seine Preisbewegung von der Strategie der vorher definierten Tankstellen anderer Gesellschaften abhängig machen. Mögliche Variablen dabei können ein definierter Preisabstand, maximal erlaubte Preissprünge bei einer Senkung oder Erhöhung oder eine Reaktionszeit sein.
„Für uns ist dieses Tool eine echte Arbeitserleichterung, weil das System voll automatisiert arbeitet. Gleichzeitig verdeutlicht es visuell gut nachvollziehbar, wenn es Abweichungen gibt, so dass wir eingreifen können, wenn wir wollen“, beschreibt Monika Thurner, verantwortlich für die Preisgestaltung bei der Allguth, die Vorteile der Lösung. Praktische weitere Funktionen seien Warn-E-Mails, die ausgewählte Empfänger, etwa der Pächter oder der Pricing-Verantwortliche in der Zentrale bei Störfällen und Abweichungen von den definierten Regeln erhalten. Ein weiteres Tool findet Thurner ebenfalls sinnvoll: Die Software veranschaulicht über ein Liniendiagramm den Preisverlauf der einzelnen Kraftstoffarten von ausgewählten Stationen über einen ausgewählten Zeitraum (siehe Bild). „Damit kann ich sehr übersichtlich die Historie nachverfolgen und die Strategie an anderen Standorten nachvollziehen“, erklärt Thurner.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 7/2019.)