Cloudbasierte Instandhaltungssoftware für dezentrale Organisationsstrukturen – mit diesem Wortungetüm in Fachchinesisch beschreibt Faschang die Software Omis 4.0 (Object Maintenance Information System). Einfacher formuliert unterstützt das Produkt Betreiber bei der Instandhaltung und Wartung des Tankstellenequipments mit dem Ziel, die Administrationskosten und den -aufwand zu senken, die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen und die Lebenszykluskosten zu verringern.
Dafür hat das österreichische Unternehmen verschiedene Module entwickelt, die sich miteinander kombinieren lassen (siehe unten). Grundlage ist das Modul Omis Basic, in dem alle Daten rund um die Tankstelle wie Gerätedaten, Ansprechpartner oder Dienstleister erfasst sind. Auf diesen Informationen aufbauend lassen sich die weiteren Module ergänzen. Dabei kann der Kunde zwischen drei Paketen wählen: Omis Easy beinhaltet nur die einfachsten Funktionen und ist auf Netze bis zu 50 Tankstellen beschränkt. Wer mehr Standorte hat, kann zwischen den Paketen Omis Advanced und Omis Premium entscheiden. Für die Implementierung von Omis veranschlagt Geschäftsführer Rudolf Faschang sechs bis acht Wochen, je nach Funktionsumfang, Anzahl der Standorte und personellen Kapazitäten an der Tankstelle. Der Preis hängt unter anderem von der Anzahl der Module und der Tankstellen ab.
Ein Nutzer der Software ist Rheinland Kraftstoff, die sich vor zwei Jahren dafür entschieden hat, eine Instandhaltungsticket-Software einzuführen. Die Wahl fiel unter anderem aufgrund der leichten und intuitiven Bedienbarkeit auch für ungeübte Anwender auf Omis 4.0. „Die Software bildet außerdem alle wesentlichen Funktionen ab, die wir in der Abteilung Technik benötigen, und ist auf die Bedürfnisse unserer Branche zugeschnitten“, nennt Michael Wellmann, Leiter Technik bei Rheinland Kraftstoff, weitere Vorteile. Zudem spreche für Faschang, dass sie das System flexibel an die Wünsche und Anforderungen der Technikabteilung anpassen können. Dazu zählte beispielsweise bisher die Implementierung des Schadensmanagementtools, das bei einem Schadensfall einen genauen Prozess abbildet und so die Abwicklung über die Versicherung erleichtert.
Präventiv statt reaktiv
Eine intelligente Weiterentwicklung des Systems, auch aus Sicht von Wellmann, wäre die Möglichkeit, bereits aktiv zu werden, bevor ein Gerät kaputt ist. Faschang arbeitet deshalb aktuell an dem Modul Smart Analytics, bei dem die Software Vergangenheitsdaten und Sensordaten intelligent mit einem Algorithmus sammelt und auswertet. Dadurch soll das System frühzeitig Unregelmäßigkeiten und Störfälle erkennen und im Idealfall einen Ausfall verhindern. Dafür werden Sensoren etwa an Geräten installiert, die die Daten in die Cloud von Omis schicken, wo sie archiviert und ausgewertet werden.
Wie das konkret funktionieren soll, erklärt Faschang am Beispiel Shoptemperatur: Ein Raumthermostat misst die Temperatur im Shop, ein Sensor außerhalb des Gebäudes die Außentemperatur. Zusätzlich erkennt ein Sensor an der Shoptür, ob diese geschlossen oder offen und ob sie auf automatik oder manuell eingestellt ist. Auch der Energieverbrauch der Klimaanlage wird durch einen Sensor überwacht. Ist es draußen sehr heiß und steigt die Temperatur im Shop über eine vorher definierte Gradzahl, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass entweder etwas mit der Tür nicht stimmt oder die Klimaanlage nicht voll funktionsfähig ist.
Der Betreiber erhält dann eine Nachricht, dass er oder ein Mitarbeiter die Shoptür beziehungsweise die Klimaanlage überprüfen muss. Omis kann sogar so eingestellt werden, dass der Dienstleister automatisch eine Meldung erhält, wenn die Klimaanlage nicht mehr richtig arbeitet. „So kümmert sich frühzeitig jemand um das Problem, bevor die Schokolade aus dem Regal rinnt“, sagt Faschang.
Ein weiteres Beispiel, diesmal auf dem Forecourt: Ein Sensor stellt fest, dass die Durchflussrate an der Lkw-Zapfsäule deutlich niedriger ist als normal. Omis informiert automatisch den Techniker, der das Problem löst, bevor die Zapfsäule komplett ausfällt und damit Umsatz verloren geht.
Für die Umsetzung von Smart Analytics hat sich Faschang drei Kooperationspartner ins Boot geholt: das österreichische Unternehmen Funk Fuchs, ein Anbieter für sicherheitsrelevante, drahtlose Kommunikation, Cubido Business Solutions, ein Spezialist für Data Science, Internet-of-Things-Architektur und Big-Data-Lösungen, sowie die Fachhochschule Oberösterreich. Aktuell arbeiten die Partner an dem Lastenheft, gleichzeitig werden Pilotkunden gesucht, bei denen Smart Analytics getestet werden kann. In zehn bis zwölf Monaten sollen dann erste Piloten ins Feld kommen, kündigt Faschang an.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 7/2019.)
Übersicht der Module
- Omis Basic: In diesem Modul werden die wichtigsten Stammdaten beispielsweise zu den Geräten, Benutzern und Dienstleistern angeführt, verwaltet und stehen für weitere Module als Datenquelle zur Verfügung.
- Omis Legal Maintenance: Mit diesem Modul können verschiedene Prüftermine (gesetzliche, präventive, o.ä.) verwaltet werden. Jeder Prüftermin kann individuell eingestellt werden.
- Omis Dispatching: Dieses Modul ermöglicht es, alle Meldungen automatisch oder manuell über einen Workflow an zuständige Dienstleister oder intern verantwortliche Personen zu verteilen.
- Omis Documents: Hier können verschiedene Dokumente im System verwaltet und verlinkt werden. Je nach Dokumententyp (Bericht, Foto, Zeugnis, Protokoll etc.) lassen sich die Zugriffsrechte individuell auf Benutzergruppen einstellen.
- Omis Reinvest Planning: Mit Hilfe der gesammelten Geräte- und Meldungsdaten unterstützt dieses Modul bei der Planung von Investitionen. (ab)