40 Prozent des Öls und 55 Prozent des Gas, das in Deutschland verbraucht wird, stammen aus Russland. Welche Konsequenzen der Krieg mit der Ukraine für die deutsche Gasversorung hat, erklärt Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches: „Die Ereignisse in der Ukraine erfüllen uns alle mit großer Sorge. In diesen Stunden sind unsere Gedanken an erster Stelle bei jenen Menschen, die den Auswirkungen von kriegerischen Handlungen direkt ausgesetzt sind und darunter zu leiden haben. Es gilt, militärische Gewalt umgehend zu stoppen!
In Deutschland stellen sich viele Menschen aus nachvollziehbaren Gründen die Frage, ob die Energieversorgung in unserem Land angesichts der dramatischen Ereignisse mitten in Europa gesichert ist und sicher bleiben wird. Wir sagen klar: Die Versorgung mit Gas ist aktuell nicht gefährdet, da der Bezug hierzulande im Vergleich zu anderen EU-Staaten einen hohen Grad an Diversifizierung aufweist. Zudem besitzt Deutschland die größten Speicherkapazitäten. Der Speicherfüllstand liegt derzeit bei 31 Prozent und ist saisonal vergleichbar mit den beiden Vorjahren.
Fakt ist, dass Deutschland in erheblichem Maße Erdgas aus Russland bezieht. Mit Blick auf die grundsätzliche Abhängigkeit Deutschlands durch hohe Importanteile, hat Bundesminister Habeck betont, dass der Ausbau erneuerbarer Energien nun noch schneller vorangehen müsse. Diese Einschätzung teilt der DVGW. Auf unsere große Zustimmung stößt die Einschätzung des Ministers, dass die Integration von Wasserstoff als Energieträger kurzfristig deutlich Fahrt aufnehmen und einen sehr schnellen Hochlauf erleben werde.
Die Energiewende in Deutschland unter Einhaltung der Klimaschutzziele ist ohne Wasserstoff nicht möglich. Die dafür notwendige Infrastruktur sowie das technologische Knowhow stellt die Gasbranche bereits heute bereit. Viele Anwendungen sind H2ready und können zukünftig zu einhundert Prozent klimaneutralen Wasserstoff aufnehmen. Dieses Potential gilt es nun zu nutzen und verbindliche politische Voraussetzungen zu schaffen. Kontraproduktiv – auch im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland mit Blick auf die Sozialverträglichkeit – wäre es, eine reine Elektrifizierung des Energiesektors anzustreben. Eine massive Reduktion von Gasanwendung zugunsten von Strom ist technisch illusorisch und volkswirtschaftlich verfehlt. Im Wärmemarkt und bei industriellen Prozessen wäre dies mit Blick auf die Systemstabilität ohnehin nicht umsetzbar.“ (red)