Familie Berger lebt im sächsischen Kamenz, direkt an ihr Grundstück grenzt eine alte Tankstelle. Bereits Ulf Bergers Ur-Großvater hat hier Benzin verkauft. Bis 1982 hat Bergers Großvater die Tankstelle verpachtet, danach verfiel sie langsam – bis zu dem Zeitpunkt, an dem Berger eine entscheidende Idee hatte. „Im Frühjahr 1999 entschlossen mein Großvater und ich uns, das inzwischen halb verfallene Tankstellengebäude zu restaurieren“, erzählt der gelernte Schmied. „Während der Restaurierungsphase hatte ich eine Idee: Man könnte doch wieder Tanksäulen aufstellen, als Blickfang quasi. Ich habe mich dann umgehört und zwei alte Shell Tanksäulen aufgetrieben. Daraus entstand der Plan von jeder Gesellschaft, die es in der Umgebung gab, eine Tanksäule aufzutreiben und die zu restaurieren. So war der Grundstein für das Museum gelegt.“
Die Instandsetzung der Tanksäulen nimmt viel Zeit in Anspruch. „Oftmals sind die zerlegt und schrottreif. Ich stecke dann hunderte von Stunden Arbeit in jede Tanksäule“, so Berger. Mittlerweile umfasst seine Sammlung 44 Tanksäulen sowie verschiedene Öldosen, Werbeschilder, Ölkabinette und Aufzeichnungen von früher. „Es ist wirklich eine umfangreiche Geschichte geworden. Dass ich das mit so einer Vehemenz betreibe, hätte ich vor 20 Jahren nicht gedacht“, lacht der Familienvater.
„Da steigt der Puls und man bekommt Gänsehaut“
Auf einige Sammlerstücke ist Berger besonders stolz: „Mir ist es gelungen an eine originale achteckige Ölhag Tanksäule zu kommen. Die habe ich mühevoll mit über 400 Arbeitsstunden wiederhergerichtet. Das ist eines der seltensten und schönsten Stücke.“ Die Restauration hat er auf der Webseite des Tankstellenmuseums dokumentiert.
Berger hat aber noch mehr Schätze, die sein Herz schneller schlagen lassen. „Unterlagen aus der damaligen Zeit sind ein Highlight für mich.“ Diese werden zwar nicht ausgestellt, da die alten Dokumente sehr anfällig und für viele auch nicht so interessant als Ausstellungsstück seien, für Berger sind sie aber etwas ganz besonders. „Wenn man einen Original-Katalog von 1917 in den Händen hält, da steigt der Puls und man bekommt Gänsehaut.“
Tankstellengeschichte für Groß und Klein
Geregelte Öffnungszeiten hat das Tankstellenmuseum nicht. „Das lohnt sich nicht, weil das Thema schon sehr speziell ist.“ Wer eine Führung möchte, kann über die Internetseite oder per Telefon mit Familie Berger Kontakt aufnehmen und einen Termin ausmachen. Für unangekündigte Besucher öffnet Berger, wenn er da ist, spontan die Museumstüren. Auch größere Veranstaltungen wie Geburtstage, Firmenfeiern und Oldtimer-Treffen können bei ihm gebucht werden.
Für seine Führung, die je nach Interesse der Besucher zwischen ein und zwei Stunden dauert und pro Person fünf Euro kostet, lässt sich Berger immer wieder neue Dinge einfallen. „Ich mache das ja nun seit über zehn Jahren, da suche ich immer nach neuen Ideen, um die Führungen interessant zu gestalten und auf die Leute einzugehen. Wenn die Leute Interesse haben, macht es mir natürlich auch mehr Spaß. Zum Beispiel ziehe ich eine originale Tankwartuniform an oder wenn Kinder dabei sind, habe ich mir überlegt, wie ich ihnen das besser vermitteln kann, wie man früher getankt hat.“ (sh)