Wenn die Temperaturen steigen, Pflanzen die ersten Blüten treiben und die Vögel zwitschern, als wollten sie die letzten Wintergedanken wegpfeifen, keimt auch in den meisten Autofahrern der Wunsch, ihr Auto mit einer gründlichen Reinigung vom letzten Wintermuff zu befreien. Doch die Euphorie ist schnell dahin, wenn die Waschhalle noch im Winterschmutz ergraut ist und der Geruch eher an eine Kläranlage als an eine Frühlingswiese erinnert.
Doch nicht nur dem Kunden und dem eigenen Geschäftssinn zuliebe wird nun eine gründliche Hallen- und Anlagenreinigung notwendig, auch im Sinne des Werterhalts muss die Anlage von der hohen Schmutz- und Salzfracht des Winters befreit werden. Vielleicht bleibt gerade an Tagen, an denen das Rolltor witterungsbedingt geschlossen ist, Zeit, die Frühjahrs-offensive zu starten.
Mineralische Rückstände, wie etwa Salzflecken, lassen sich am besten mit einem sauren Reiniger von Hallenwänden und -böden, aber auch von der Waschanlage beseitigen, während Öl- und Fettrückstände eher einen alkalischen Reiniger brauchen. Der Einsatz eines Heißwasser-Hochdruckreinigers hilft, den Schmutz besser zu lösen und spart Zeit, Wasser und Chemie. Vor allem saure Reiniger, auch wenn viele als biologisch abbaubar gekennzeichnet sind, belasten zusätzlich den Wasserkreislauf.
Tipp: zweiter Wasserablauf
Stefan Schwarzer, Vertriebsleiter bei Christ, stellt fest: „Gelangen die säurehaltigen Abwasser aus der Hallenreinigung in den Brauchwasser-Kreislauf, führt das zu einer deutlichen Verschiebung des pH-Wertes. Die Bakterien, die für den anaeroben Schadstoffabbau zuständig sind, sterben ab, Geruchsbildner bleiben erhalten. So kommt es unmittelbar nach einer Hallen- und Anlagenreinigung häufig zu verstärkter Geruchsbildung.“ Schwarzer empfiehlt deshalb bei Neubauten oder Sanierungsmaßnahmen den Einbau eines zweiten Schmutzwasserablaufs, der direkt in den Koaleszenzabscheider führt und das Brauchwasser entlastet.
Gerade nach dem Winter mit hohem Schmutz- und Salzeintrag ist eine Inspektion und Reinigung der Wasseraufbereitung unumgänglich, um der Geruchsbildung bei steigenden Temperaturen vorzubeugen. Zwar bauen die im Kreislauf vorhandenen Bakterien die Schmutzstoffe im Wasser ab, zehren dabei aber den im Wasser vorhandenen Sauerstoff auf, vor allem bei hohem Schmutzaufkommen. Ansteigende Temperaturen senken die Löslichkeit von Sauerstoff im Wasser, gleichzeitig steigt die Aktivität und damit der Sauerstoffverbrauch der Mikroorganismen. Ist Sauerstoff nicht ausreichend vorhanden, nutzen die Bakterien andere Verbindungen zum Atmen, etwa Schwefel, und erzeugen dabei unangenehme Gerüche.
Die Waschanlagenhersteller empfehlen deshalb vor allem nach der Wintersaison eine gründliche Reinigung und Inspektion der Wasseraufbereitung, im besten Fall durch einen Servicepartner. Dazu zählen zum Beispiel die Reinigung des unterirdischen Beckensystems und des oberirdischen Vorlagebehälters, aber auch die gründliche Spülung des Filtermaterials oder dessen Austausch. Eine abschließende Befüllung des Systems mit frischem Wasser macht die Mikroorganismen fit für den Frühling.
Die Nase wäscht mit
In den letzten Jahren haben sich Anlagen- und Chemiehersteller intensiv dem Thema Duft gewidmet. Sie haben erkannt, dass ein frischer Duft in der Anlage den Wohlfühlfaktor der Kunden und damit die Kundenbindung steigert. Dabei geht es nicht darum, unangenehme Gerüche aus dem Wasserkreislauf zu überdecken – dies könnte eher zu einer olfaktorischen Katastrophe führen. Vielmehr soll eine angenehme Atmosphäre entstehen, die sich beim Kunden verankert. Oftmals werden jahreszeitlich passende Düfte über die Waschchemie in die Halle ein- und auf das Auto aufgebracht.
Nun muss ein Auto nicht nach Frühlingswiese duften, aber wenn sich nach dem Waschen der Duft in der heimischen Garage ausbreitet, trägt auch das zur Kundenbindung bei. Dies gilt übrigens auch für SB-Plätze, wo laut Kärcher die Kunden unterschiedliche Düfte für die verschiedenen Reinigungsschritte bevorzugen, auch um die verschiedenen Reiniger klar voneinander unterscheiden zu können. In Waschhallen hingegen sollte man auf das Mischen verschiedener Düfte im Sinne der Kunden und Mitarbeiter verzichten und sich lieber auf einen durchgängigen Saisonduft beschränken.
Neben der Beduftung durch die Waschchemie bietet Christ außerdem das Air-Fit-System an, ein pneumatischer Duftspender für die Waschhalle, der sowohl automatisch über die Anlage oder eine Zeitschaltuhr als auch manuell aktiviert werden kann. Andreas Ginnow von Christ: „Frischer Duft ist ein Synonym für Sauberkeit und ein Wiedererkennungsfaktor. Ein gezieltes Duftkonzept ist ein zentraler Marketingbestandteil für eine erfolgreiche Fahrzeugwäsche.“ Washtec bringt passend zum Frühjahr mit Jetpowder Lemon ein neues Reinigungspulver für SB-Anlagen mit frischem Limonenduft.
Den Shop frühlingsfit machen
Ist die Anlage frühlingsfit gemacht und die Chemie auf neue Schmutzarten wie Insekten, Baumharz und Vogelkot umgestellt, sollte auch der Tankstellenshop auf die wechselnden Anforderungen eingerichtet werden. Das heißt: Frostschutz raus, Sommerreiniger rein, idealerweise mit dem Duft aus der Waschanlage, dann wird die Frühjahrs- und Sommersaison richtig dufte.
(Autor: Dieter Väthröder; der Artikel ist erschienen in Sprit+ 1./2.2017)