Die Waschstraße Alber in Filderstadt reinigte über Jahre das Abwasser herkömmlich über eine Beckenlösung mit Kiesfilter. Zu Stoßzeiten mit vielen, kurz aufeinander folgenden Wäschen, war die Wasseraufbereitung jedoch überfordert. Die Waschstraße bewältigt im Schnitt etwa 350 bis 400 Wäschen pro Tag, an Spitzentagen wird sogar die Kapazitätsgrenze von 800 Wäschen erreicht. „Bei diesem Hochbetrieb, wenn das Wasser nicht genug Zeit hatte sich zu setzen und zu beruhigen, kam es immer wieder zu Trübungen im Wasser“, erinnert sich Klaus Alber, gemeinsam mit seinem Bruder Thomas Geschäftsführer der Waschstraße.
Bei hohen Außentemperaturen und wenig Betrieb kam es außerdem regelmäßig zu Geruchsproblemen. „Wir bliesen Luft ein, um die Bakterien zu beruhigen, und benutzten zusätzlich Flockungsmittel, um den Brauchwasserbedarf mit möglichst viel aufbereitetem Abwasser decken zu können“, erklärt Alber. Doch so richtig zufrieden waren die Brüder mit der Wasserqualität nicht, vor allem bei dem eigenen hohen Anspruch an die Qualität der Autowäsche. Weitere unerwünschte Nebeneffekte waren die relativ schnelle Verschmutzung der Anlage sowie grüner Algenbelag in der Halle.
Sanfte Wäsche, scharfe Chemie
Von Anfang an arbeitet die Waschstraße mit Sensofil-Bürsten, um den Lack zu schonen, und bewirbt dies als Moosgummi-Wäsche, „weil die Kunden mit dem Begriff was anfangen können“, ist Klaus Alber überzeugt. Damit das Waschergebnis stimmt, ist allerdings der Einsatz eines Vorreinigers unverzichtbar. Jedes Fahrzeug wird, bevor es auf die 25-Meter-Kette der Christ-Anlage geht, von einem Mitarbeiter entsprechend vorbehandelt, um den Schmutz anzulösen. Doch genau daraus entstanden laut Alber „trotz Luftzufuhr“ die Geruchsprobleme.
Also experimentierten die Unternehmer mit der Chemie, bekamen allerdings erst nach zweimaligem Wechsel des Chemielieferanten das Problem in den Griff. „Heute funktioniert die Chemie einwandfrei: Es stimmt nicht nur das Waschergebnis, sondern wir haben auch keine Probleme mehr mit der Wasserqualität und der Geruchsbildung“, sagt Geschäftsführer Alber erfreut.
Biologie spart
Anfang 2016 entschieden sich die Albers für den Einbau einer biologischen Abwasseraufbereitung von Faritec. Eine Investition mit vielen Einspareffekten, wie Alber aus seinem „Tagebuch“ entnimmt. Trotz aller digitaler Überwachungs- und Auswertemöglichkeiten führt er nach wie vor handschriftlich Buch über Frischwasser- und Chemieverbrauch sowie den Leitwert des Wassers, „zur Kontrolle und für den Überblick“, erläutert Alber.
Diesen Aufzeichnungen zur Folge mussten früher zu den 400 bis 600 Litern Wasser pro Wäsche rund 125 Liter Frischwasser zugegeben werden. Heute sind es noch circa 25 bis 30 Liter, im Winter etwas mehr wegen der Salzfracht. Die Wasserqualität ist nach der biologischen Aufbereitung so gut, dass sogar zum Aufschäumen des Shampoos Brauch- statt Frischwasser funktioniert.
Neben dem Frischwasserverbrauch konnte außerdem der Chemieeinsatz reduziert werden – ohne Abstriche beim Waschergebnis. „Wasserqualität und Chemieeinsatz stehen unmittelbar im Zusammenhang. In unserem Bioreaktor beseitigen speziell adaptierte Mikroorganismen Kohlenwasserstoffe, Öle, Fette und Wachse zu über 90 Prozent“, erklärt Stefan Eichelhardt von Faritec. Die Waschchemie könne im so behandelten Wasser ihre Wirkung viel besser entfalten und so geringer dosiert werden.
Geruchsprobleme gehören ebenso der Vergangenheit an wie die eingangs erwähnte Verschmutzung der Anlage und Halle. „Die Maschinen und die Halle müssen deutlich seltener gereinigt werden als vorher. Das spart nicht nur Arbeitszeit, sondern wir haben auch entsprechend seltener Maschinenstillstand“, erklärt Alber. In Verbindung mit der nachgeschalteten Osmose- und Enthärtungsanlage ist außerdem eine nahezu fleckenfreie Trocknung möglich.
Positive Resonanz trotz B-Lage
So sind nicht nur die Betreiber zufrieden, sondern vor allem die Kunden. Auf deren Treue sind die Albers angewiesen: „Wir haben hier leider nur eine B-Lage und kaum Durchfahrkunden, somit sind wir auf zufriedene Kunden angewiesen, die wieder kommen“. Deshalb ist einer der beiden Brüder immer vor Ort und scheut auch nicht, die Vorwaschbürste selbst zu schwingen, falls trotz der drei Angestellten und drei Aushilfen mal Not am Mann ist. Klaus Alber weiß: „So hat man auch immer ein Ohr am Kunden und kann schnell reagieren. Die Resonanz ist bislang aber eindeutig positiv“. Klare Sache.
(Autor: Dieter Väthröder. Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 1./2.2017.)