Mit ihrer großen Liebe zum Bargeld stehen Deutsche und Österreicher einer Umfrage zufolge ziemlich allein da. In allen anderen sieben europäischen Ländern, in denen sich das Marktforschungsinstitut Yougov für das Beratungsunternehmen Bearing Point umgehört hat, ist die kontaktlose Zahlung per Karte Favorit.
In Österreich gaben demnach fast drei Viertel (73 Prozent) der dortigen 1.025 Teilnehmer der Online-Umfrage an, Bargeld besonders häufig zu verwenden. In Deutschland waren es 69 Prozent der hierzulande 2.019 Befragten. Die Daten wurden vom 19. November bis 1. Dezember 2024 erhoben. Eine Abkehr vom Bargeld in den nächsten zehn Jahren halten im Länderdurchschnitt mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Befragten für eher wahrscheinlich. In Deutschland halten dies 33 Prozent für möglich.
In allen neun Ländern, in denen durch Befragung von insgesamt 10.222 Erwachsenen Daten erhoben wurden, können sich die Teilnehmer der Umfrage vorstellen, in den nächsten zwei Jahren digitale Zahlungsmethoden intensiver zu nutzen. Spitzenreiter ist dabei Irland, wo 40 Prozent der Befragten sich eine stärkere Nutzung von Kartenzahlungen und 39 Prozent eine stärkere Nutzung von mobilem Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch vorstellen können.
Das kontaktlose Bezahlen quasi im Vorbeigehen wird nach Auskunft der in den jeweiligen Ländern Befragten besonders häufig in Finnland (89 Prozent), Dänemark (76 Prozent) und Schweden (75 Prozent) genutzt und dort jeweils auch mit weitem Abstand vor anderen Zahlungsmethoden.
Zu Schein und Münze greifen die Menschen in diesen nordischen Ländern entsprechend seltener: In Finnland antworten 46 Prozent der Befragten, dass sie besonders häufig Bargeld nutzen, in Dänemark sind es 35 Prozent, in Schweden 28 Prozent. Bei der Beantwortung der Frage konnten die Umfrageteilnehmer bis zu fünf Bezahlverfahren nennen.
Das Nationale Bargeldforum spricht sich dafür aus, bei Barzahlungen in Deutschland auf fünf Eurocent auf- oder abzurunden. Kaufsummen, die auf ein oder zwei Cent enden, würden abgerundet und Beträge, die auf drei oder vier Cent enden, aufgerundet. Statt 4,99 Euro würden dann beispielsweise 5 Euro fällig, statt 1,02 Euro hingegen nur 1 Euro. In einigen europäischen Ländern wie in Finnland oder den Niederlanden ist dies gängige Praxis.
Das Bundesfinanzministerium wird vom Nationalen Bargeldforum gebeten, sich für eine gesetzliche Rundungsregelung in Deutschland einzusetzen und diese voranzutreiben. Die Rundungsregeln sollten in Europa möglichst einheitlich sein.
Das Nationale Bargeldforum wurde im Februar 2024 auf Initiative der Deutschen Bundesbank gegründet. Es soll Bargeld als Zahlungsmittel sichern. In dem Gremium sind die Verbände der Kreditwirtschaft, des Einzelhandels, des Verbraucherschutzes, der Geld- und Wertdienstleistungsbranche und der Automatenbetreiber vertreten.
Kleinmünzen sind laut Umfragen nicht sehr beliebt: Im jüngsten Eurobarometer sprach sich die Mehrheit der Befragten dafür aus, die 1- und 2-Cent-Münzen abzuschaffen. Diese Meinungsumfrage wird jährlich von der Europäischen Kommission in allen EU-Staaten in Auftrag gegeben. Zudem kehren die 1- und 2-Cent-Münzen seltener zu den nationalen Zentralbanken des Euroraums zurück als die Münzen mit höheren Nennwerten. Dies spricht dafür, dass diese Kleinmünzen überwiegend gehortet werden – oder verloren gehen.
Insgesamt sind die ökonomischen und ökologischen Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport der 1- und 2-Cent-Münzen im Verhältnis zu ihrem Nennwert hoch. "Wenn wir auf den Umlauf von 1- und 2-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnern und Nutzer attraktiver. Außerdem wäre der Bargeldkreislauf nachhaltiger und effizienter", erklärte Burkhard Balz, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank und Vorsitzender des Nationalen Bargeldforums.