Als der Vereinspräsident an der Tankstelle vorfuhr, wusste Barbara Becker, dass ihre Zeit gekommen war. Zum Eintritt in die Rente erhielt die 67-Jährige neben einem Trikot und einem Blumenstrauß vor allem eins vom Präsidenten von Dynamo Dresden, Andreas Ritter: Worte des Dankes.
Die Pächterin ist die Mutter der Dynamo-Dresden-Fantankstelle, die 2004 geboren wurde. Seit jenem Jahr hat die Sprint Tank Gesellschaft die Nutzungsrechte des Clubnamens erworben und erstrahlt in den Vereinsfarben Schwarz und Gelb. Vor zwei Jahren war für Barbara Becker jedoch der Moment gekommen, das Baby in jüngere Hände zu geben.
Die jüngeren Hände gehören Simone Saloßnick. Die ursprünglich aus Leuta stammende Frohnatur erinnert sich noch genau daran, wie sie in der Gesellschafts-zentrale auf dem Berliner Kurfürstendamm zu Besuch war und dort zwei Bilder an der Wand sah: Auf dem einen war die Energie-Cottbus-Fantankstelle zu sehen, auf dem anderen die von Dynamo Dresden. „Wenn ich die mal kriegen könnte, das wär’s“, dachte sich Saloßnick. Als Jahre später die Frage im Raum stand, wer Frau Becker beerben sollte, hob Saloßnick schnell die Hand. Auch weil sie sich mit ihren beiden Go!-Tankstellen in Pirna und Dresden verdient gemacht hatte, erhielt sie den Zuschlag.
Dass es alles andere als einfach würde, aus dem Schatten ihrer Vorgängerin herauszutreten, musste Saloßnick unsanft erleben. „Den einen oder anderen Kommentar von der Stammkundschaft habe ich am Anfang überhört“, erinnert sich Saloßnick. Doch die skeptisch Beäugte brauchte nicht viel Anlaufzeit bei den Dynamo-Fans. Denn zum einen erkannten sie, dass auch Saloßnicks Herz schwarz-gelb schlug und zum anderen brachte die neue Pächterin einen frischen Wind in die Tankstelle. So hat die Station beispielsweise seit einigen Jahren eine eigene Fanpage auf Facebook, um die sich die Chefin höchstpersönlich kümmert. Das schaffe Nähe zum Kunden und ermögliche es beispielsweise, einen Ticketverkaufsstart anzukündigen.
Fanartikel als Umsatzgaranten
Saloßnick führte die Idee der Fantankstelle konsequent fort. Von der Waschanlage über die Tankautomaten und dem Tankstellendach bis hinein in den Shop: Überall ist mittlerweile das Logo von Dynamo Dresden zu sehen. Im Shop erhält der Kunde nicht nur Tickets für seinen Lieblingsverein, sondern auch die richtige Ausstattung fürs Stadion. Ein drei Meter breites Regal bietet die wichtigsten Utensilien aus dem Fanshop. „Die Artikel aus dem Fanregal drehen sich schon gut und sind Umsatzbringer“, meint Saloßnick.
Auch die schwarz-gelbe Waschanlage werde überdurchschnittlich gut genutzt. Doch richtig voll an der Tankstelle wird es erst dann, wenn ein Topspiel ansteht, zum Beispiel als der FC Bayern München im Sommer zu einem Benefizspiel zu Gast war. „Dann stehen die ersten schon um fünf Uhr morgens draußen vor der Tür mit einem Campingstuhl im Gepäck und warten im Shop bis der Ticketverkauf startet“, erzählt Saloßnick lachend. Die Pächterin ist insgesamt glücklich; sie hat nur den einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn noch mehr Verantwortliche und Spieler des Vereins vorbeischauen würden.“ (ms)