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Hintergrundartikel: Kartenakzeptanz, Acquirer und deren Gebührenstrukturen

05.07.2024 07:01 Uhr | Lesezeit: 4 min
Kartenzahlung
Besonders an Tankstellen, wo Effizienz und Schnelligkeit im Zahlungsprozess eine zentrale Rolle spielen, stellt sich die Frage nach der Akzeptanz von Bezahlkarten.
© Foto: Jonas/Pixabay

Eine umfassende Übersicht, die Tankstellenbetreibern hilft, fundierte Entscheidungen über Kartenakzeptanzsysteme zu treffen.

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In einer zunehmend digitalisierten Welt gewinnen bargeldlose Zahlungsmethoden immer mehr an Bedeutung. Besonders an Tankstellen, wo Effizienz und Schnelligkeit im Zahlungsprozess eine zentrale Rolle spielen, stellt sich die Frage nach der Akzeptanz von Bezahlkarten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Kartenakzeptanz an Tankstellen und untersucht die Rolle der Acquirer und deren Gebührenstrukturen.

Darüber hinaus wird das Konzept der Co-Badge-Lösungen betrachtet, bei dem die Girocard durch zusätzliche Kreditkartenfunktionen ergänzt wird. Wir versuchen, eine umfassende Übersicht zu bieten, die Tankstellenunternehmern hilft, fundierte Entscheidungen über die Einführung und den Betrieb von Kartenakzeptanzsystemen zu treffen.

Überblick über die Kartenakzeptanz

Die Kartenakzeptanz bezeichnet die Möglichkeit, Zahlungen mit Kreditkarten wie American Express, VISA, Mastercard oder der Girocard zu akzeptieren. Für Tankstellen bedeutet dies, dass Kunden ihre Tank- oder Shoprechnung bequem und sicher mit einer Kreditkarte oder Girocard bezahlen können. Die Akzeptanz von Bezahlkarten ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Zahlungsverkehrs und bietet sowohl für Kunden als auch für Tankstellenbetreiber zahlreiche Vorteile.

Kunden profitieren von der Flexibilität und Sicherheit, die Bezahlkarten bieten, während Tankstellen durch die Akzeptanz von Kartenzahlung ihren Kundenstamm erweitern und die Kundenzufriedenheit erhöhen können. Auch entfällt bei der Kartenzahlung die Bargeldentsorgung.

Ehemals begrenzt, heute Standard mit Vorteilen

Die Akzeptanz von Kreditkarten an Tankstellen hat sich im Laufe der Jahre erheblich entwickelt. In den frühen Tagen des Kartenzeitalters war die Akzeptanz von Bezahlkarten in vielen Branchen, einschließlich Tankstellen, noch begrenzt. Dies lag hauptsächlich an den hohen Kosten und der technischen Komplexität der Implementierung von Kartenzahlungssystemen.

Mit dem Fortschritt der Technologie und der zunehmenden Verbreitung von Kreditkarten änderte sich dies. Heute ist die Akzeptanz von Kreditkarten an Tankstellen weitverbreitet und wird von den meisten Kunden erwartet.

Die Einführung von EMV-Chip-Technologie und kontaktlosen Zahlungssystemen hat den Prozess der Kartenakzeptanz weiter vereinfacht und sicherer gemacht. Diese Technologien bieten zusätzlichen Schutz vor Betrug und ermöglichen schnellere und bequemere Transaktionen. Darüber hinaus haben gesetzliche Änderungen und die Regulierung der Interchange-Gebühren die Kosten für die Akzeptanz von Kreditkarten gesenkt, was die Akzeptanz insbesondere von Kreditkarten für Tankstellenbetreiber attraktiver macht.

Insgesamt hat die Entwicklung der Kreditkartenakzeptanz an Tankstellen sowohl den Unternehmern in den Stationen als auch den Kunden erhebliche Vorteile gebracht. Im Folgenden wird detailliert auf die Rolle der Acquirer, die Gebührenstrukturen und die aufkommenden Co-Badge-Lösungen eingegangen, um sowohl ein umfassendes Bild der aktuellen Landschaft zu zeichnen als auch um auf künftige Trends einzugehen.

Debitkarte, Kreditkarte, Girocard – die Unterschiede

Viele Wege führen nach Rom und vielfältig ist auch die Kartenlandschaft. Diese ist entsprechend mannigfaltig und in den Geldbörsen der Kunden tummeln sich unterschiedliche Kartentypen:

- Kreditkarte (Mastercard, Visa, American Express): Eine Karte, die dem Inhaber ermöglicht, Einkäufe auf Kredit zu tätigen, die später, oft monatlich, zurückgezahlt werden müssen.

- Debitkarte (Mastercard, Visa): Die Karte ist direkt mit dem Girokonto des Inhabers verknüpft. Transaktionen werden sofort oder innerhalb weniger Tage vom Konto abgebucht.

- Girocard: Eine Debitkarte, die im deutschen Zahlungssystem verwendet wird, früher als "EC-Karte" bekannt. Die Girocard ist direkt mit dem Girokonto verknüpft und kommt in der Regel mit einem sogenannten Co-Badge (Visa oder Mastercard). Das bietet den Kunden den Vorteil, mit der Karte auch dann bezahlen zu können, wenn der Händler keine Girocard akzeptiert. Das ist hauptsächlich im Ausland der Fall.

Zahlungsterminal
Das Zahlungsterminal wird vom Acquirer zur Verfügung gestellt.
© Foto: Nome Visualizzato/Pixabay

Acquirer, Acquiring Bank, Merchant Acquirer

Ein Acquirer, auch bekannt als Acquiring Bank oder Merchant Acquirer, spielt eine zentrale Rolle im elektronischen Zahlungsverkehr und ist für das Verarbeiten von Kredit- und Debitkartenzahlungen verantwortlich. Der Acquirer schließt Verträge mit Händlern (zum Beispiel Einzelhändler, Online-Shops, Tankstellen) ab, um ihnen die Akzeptanz von Kredit- und Debitkartenzahlungen zu ermöglichen. Er stellt den Händlern die notwendige Infrastruktur zur Verfügung, beispielsweise Zahlungsterminals für den stationären Handel oder Payment-Gateways für Online-Transaktionen. Diese Vereinbarungen sind entscheidend, damit Händler in der Lage sind, Kartenzahlungen zu akzeptieren und abzuwickeln.

Eine der zentralen Aufgaben des Acquirers ist die Abwicklung von Transaktionen. Er erhält die Transaktions-daten vom Händler und leitet diese an die entsprechenden Kartennetzwerke wie Visa, Mastercard oder Girocard weiter. Der Acquirer sorgt dafür, dass die Autorisierung der Zahlung in Echtzeit erfolgt, indem er die Kartendaten überprüft und sicherstellt, dass genügend Guthaben oder Kreditrahmen verfügbar ist. Diese schnelle und effiziente Abwicklung ist essenziell für den reibungslosen Zahlungsprozess im Handel. Nach der erfolgreichen Autorisierung einer Transaktion übernimmt der Acquirer die Abrechnung und Auszahlung der Beträge an den Händler. Er zieht die entsprechenden Beträge vom Konto des Kartenin-habers ein und überweist sie, abzüglich etwaiger Gebühren, auf das Konto des Händlers. Dieser Prozess stellt sicher, dass Händler ihre Einnahmen zeitnah und zuverlässig erhalten.

Verantwortung und Risiko

Der Acquirer trägt auch die Verantwortung für das Risikomanagement und die Betrugsprävention. Dazu gehört die Überwachung von Transaktionen auf verdächtige Aktivitäten und die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen. Der Acquirer trägt das Risiko von Rückbuchungen (Chargebacks), wenn ein Karteninhaber eine Transaktion anfechtet. Durch effektive Maßnahmen zur Betrugsprävention schützt der Acquirer sowohl Händler als auch Karteninhaber vor finanziellen Schäden.

Für seine Dienstleistungen erhebt der Acquirer Gebühren, die in der Regel aus fixen Transaktionsgebühren und prozentualen Anteilen des Transaktionswerts bestehen. Diese Gebühren können je nach Branche, Volumen und Risikoprofil des Händlers variieren. Händler müssen diese Kosten bei der Kalkulation ihrer Preise berücksichtigen, um sicherzustellen, dass sie wirtschaftlich arbeiten.

Ein Acquirer ist somit ein zentraler Akteur im Zahlungsverkehr, der sicherstellt, dass elektronische Zahlungen reibungslos und sicher abgewickelt werden können. Durch seine vielfältigen Aufgaben trägt er maßgeblich zur Effizienz und Sicherheit des Zahlungsverkehrs bei, was für Händler und Kunden gleichermaßen von großer Bedeutung ist.

Acquirer, Payment Service Provider (PSP) und Fintechs

Der Markt der Merchant Acquirer und Payment Service Provider (PSPs) hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Früher dominierten traditionelle Banken und Sparkassen diesen Bereich, aber mittlerweile haben neue, innovative Anbieter die Szene betreten und erheblich umgestaltet. Vor 20 Jahren waren Verträge für die Akzeptanz von Mastercard und VISA ausschließlich in den Händen von Banken und Sparkassen, getrennt von den Payment Service Providern, die nur das Routing der Transaktionen übernahmen.

Im Laufe der Zeit gab es eine vertikale Integration, bei der Acquirer Payment Service Provider übernahmen oder umgekehrt. Dies führte zu einer Konsolidierung des Acquiring- und PSP-Geschäfts in Deutschland und Europa. Zu den wichtigsten Transaktionen in diesem Bereich gehören:

- Verkauf der Deutsche Bank-Tochter Easycash an die Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS), die später von Ingenico übernommen und schließlich Teil von Worldline wurde.

- Verkauf der Payment-Tochter der Deutschen Telekom, Telecash, an First Data.

- Verkauf der Commerzbank-Tochter Montrada an Equens, heute Teil von Worldline.

- Verkauf des Deutsche Bank Acquirers & PSPs Deutsche Card Services an Evo-Payments, das heute an der New Yorker Börse gelistet ist.

- Übernahme der kreditwirtschaftlichen Concardis durch PE Advent und später Integration in die dänische Nets und Verkauf an Nexi.

- Zusammenschluss der Sparkassen-Tochter BSPayone mit Ingenico, was später in Worldline aufging.

- Verkauf der Wirecard Plattform aus der Insolvenzmasse an die Tochter der Banco Santander, Getnet/PagoNxt.

Neben den etablierten Unternehmen wie Worldline, Nexi und Santander PagoNxt sind neue Player wie Adyen und Stripe auf dem Vormarsch. Diese FinTechs, gegründet 2006 beziehungsweise 2009, haben sich schnell im Markt etabliert, indem sie innovative Ansätze und Technologien nutzten, um die Zahlungsabwicklung effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten. Beide Unternehmen verarbeiten jährlich über 500 Milliarden Euro an Zahlungsvolumen und wachsen deutlich schneller als ihre traditionellen Wettbewerber.


Die European Payments Initiative (EPI) mit Wero

Ein weiteres wichtiges Thema im Bereich der Akzeptanz bargeldloser Zahlungen und der Zahlungsabwicklung in Europa ist die European Payments Initiative (EPI) mit Wero. Die EPI ist eine gemeinsame Anstrengung führender europäischer Banken und Zahlungsdienstleister, eine einheitliche paneuropäische Zahlungsinfrastruktur zu schaffen. Ziel ist es, mit Wero eine Alternative zu den dominanten US-amerikanischen Zahlungsnetzwerken wie Visa und Mastercard zu bieten und die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr zu stärken.

Wero zielt darauf ab, eine starke, wettbewerbsfähige und unabhängige europäische Zahlungslösung zu entwickeln, die sowohl für Online- als auch für stationäre Zahlungen verwendet werden kann. Diese Initiative kann die Landschaft der Zahlungsabwicklung in Europa verändern und langfristig zu weniger Abhängigkeit von nicht-europäischen Zahlungssystemen führen.

Die Gebühren bei Kartenzahlungen

Die Gebühren bei Kartenzahlungen setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen, was schnell komplex werden kann. Obwohl der Acquirer den Gesamtbetrag erhebt, fließt ein Teil dieser Gebühren an andere Parteien der Transaktion. Zu diesen anderen Parteien gehören hauptsächlich Kartensysteme und ausstellende Banken, die Systemgebühren beziehungsweise Interchange-Gebühren erheben. Interchange-Gebühren sind die Kosten, die von der ausstellenden Bank (die Bank des Karteninhabers) erhoben werden, wenn eine Transaktion durchgeführt wird. Diese Gebühren werden an die empfangende Bank (Acquirer) weitergegeben und sind ein wichtiger Bestandteil der gesamten Transaktionskosten.

Diese Gebühren werden von den Kartensystemen festgelegt und sind nicht verhandelbar. Im Durchschnitt liegen die Interchange-Gebühren in Europa bei 0,3 bis 0,4 Prozent des Transaktionsbetrags, während sie in den USA bei etwa zwei Prozent liegen. Weitere Parteien können für transaktionsbezogene Dienstleistungen wie Authentifizierung (3D Secure), Tokenization, Risikomanagement, Zahlungsterminals und Gateway-Dienste Gebühren berechnen. Berechnen Acquirer eine Pauschalgebühr für alle Transaktionen, spricht man von einem gemischten Preismodell. Eine Pauschalgebühr kann praktisch sein, ist aber weniger transparent. Händler können nicht nachvollziehen, welcher Betrag an welche Partei gezahlt wird.

Wenn man detailliert wissen möchte, an welche Partei welche Gebühren gezahlt werden, braucht es eine transparente Aufschlüsselung aller Kosten durch den Acquirer. Ist ein Zahlungsdienstleister (PSP) auch Ihr Acquirer, kann der PSP diese Gebühren ebenfalls erheben.

Fazit

Der Zahlungsverkehr hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und neue Anbieter fordern traditionelle Bezahlverfahren heraus. Initiativen wie die European Payments Initiative (EPI) zielen darauf ab, eine unabhängige europäische Zahlungslösung zu schaffen und die Abhängigkeit von US-amerikanischen Zahlungssystemen zu verringern. Für Tankstellenbetreiber ist es wichtig, den Markt zu beobachten und die verschiedenen Entwicklungen sowie deren Auswirkungen auf ihre Kostenstruktur zu verstehen. Eine detaillierte Analyse und ein fundiertes Verständnis, wie bargeldloses Bezahlen funktioniert, können helfen, die wirtschaftlich sinnvollsten Entscheidungen zu treffen und die Effizienz sowie die Kundenzufriedenheit zu steigern.

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