Laut der Studie müssen die Energieunternehmen ihre Geschäftsmodelle verändern, um mehr individualisierte Angebote machen zu können. Dazu könnten etwa ermäßigte Preise für das Aufladen von E-Fahrzeugen am späten Abend und nachts sowie Garantien für Pendler für die Strecken von Tür zu Tür zählen. Zu den digitalen individualisierten Dienstleistungen können auch Parkplatzfinder und Essensbestellungen an Tankstellen und Ladestationen gehören. Dadurch entstehe sowohl ein großes Potenzial für Up- und Crossselling als auch für die Diversifizierung der Geschäftsmodelle, bei denen Ladeinfrastruktur, Co-Working-Spaces, Unterhaltungsangebote, Einkaufsmöglichkeiten, Car-Sharing-Optionen und sogar Fitnessstudios mit einbezogen sind.
Die Studie prognostiziert kleine Lade- und Tankstationen, bei denen Einkaufs- und Gastronomieangebote integriert sind. Ein weiterer Fokus liegt auf der Verfügbarkeit von Ladestationen in ländlichen Gebieten sowie auf landesweiten aber kleinskalierten Infrastrukturinvestments. Für die Energieunternehmen werden langfristige Verträge mit großen Immobilienunternehmen essentiell sein. Es werde zudem die Möglichkeit zum Bau (und Betrieb) von Mobility-Hubs (Ladestationen für E-Fahrzeuge, Wasserstoff Tankstellen, Mini-Märkte und Toiletten) geben, die in direktem Wettbewerb zu den Tankstellen der Öl- und Gasindustrie stehen werden.
Kundendaten sammeln und auswerten
"Kunden erwarten inzwischen auch im Mobilitätsumfeld individuell auf sie zugeschnittene Lösungen – wie sie es von Anbietern wie Netflix, Amazon oder Google gewohnt sind – sowohl im eigenen Auto als auch bei öffentlichen Verkehrsdienstleistungen. Dazu müssen Mobilitätsdienstleister ihre Kunden aber auch genauso gut kennen wie die großen Tech-Konzerne. Der Schlüssel liegt in der Auswertung und Nutzung individueller Kundendaten. Zudem müssen die Dienstleister Bestandteil eines Partner-Netzwerks sein, um ihre Angebote mit anderen Angeboten koppeln zu können", sagt Stefan Penthin, Globaler Leiter Markets bei Bearing Point.
Laut der Studie haben Verbraucher im Jahr 2030 eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, ihr Mobilitätserlebnis zu personalisieren und können dann bequem wählen, wann und wie sie sich fortbewegen wollen - wobei sie aus Optionen wie Mobilitätsdiensten auf Abruf, neuen Formen der Mikromobilität und Premium- oder Massenverkehrsmitteln wählen können. Bis 2030 werden laut Studie in Großstädten etwa 23 Prozent aller Fahrten durch Shared- und On-Demand-Angebote erfolgen, was fast einer Verdreifachung im Vergleich zum Jahr 2021 entspricht. Zwar werde das "Erlebnis Privatfahrzeug" auch 2030 noch weiterbestehen, dies aber unter Einbeziehung mehrerer Verkehrsträger und mit der Integration über mehrere Plattformen als öffentliche Dienstleistung zu geringeren oder gar keinen Kosten für die Kerndienstleistung Mobilität.
Die Studie ist die erste von einer dreiteiligen Reihe zum Thema Mobility und basiert auf einer internationalen Untersuchung durch Bearing Point.