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BFT-Akademie: Schulbank für Erwachsene

06.09.2016 10:28 Uhr
BFT-Akademie: Schulbank für Erwachsene
Veranstaltungen wie das BFT-Seminar „Tatort Tankstelle“ sind meistens ausgebucht.
© Foto: EFT

2016 hat sich die BFT-Akademie neu aufgestellt. Frank Feldmann, Geschäftsführer der Einkaufsgesellschaft freier Tankstellen (EFT), erklärt im Interview, wie Teilnehmer von dieser Umstrukturierung profitieren.

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Sprit+: Herr Feldmann, die BFT-Akademie hat in den vergangenen Jahren spürbar an Schwung gewonnen …

Frank Feldmann: Ja, das sehe ich auch so. Den AkademieBegriff gibt es schon seit etwa zehn Jahren, aber er wurde nur sporadisch mit Leben gefüllt. 2014 war der BFT der Meinung: Wir müssen das einmal intensivieren und gewann einen externen Mitarbeiter dafür. Dieser leistete die Pionierarbeit und setzte alles auf die Schiene.

Zum Jahreswechsel 2015/2016 hat die EFT dann aber die Leitung der BFT-Akademie übernommen. Wieso?

Nach zwei Jahren, Ende 2015, merkte der Verband, dass er personell an seine Grenzen stößt. Der Verband ist ja vorrangig die politische Stimme in Berlin, vertritt die freie Tankstellenbranche in verschiedenen Verbänden und gibt den BFT-Mitgliedern eine kostenlose Rechtsberatung. Demgegenüber ist die Hauptaufgabe der EFT die Bündelung der wirtschaftlichen Interessen der freien Tankstellen. Also gab es ein Treffen zwischen den Verantwortlichen vom BFT und den Verantwortlichen von der EFT, bei dem entschieden wurde, dass die EFT ab 2016 die Verantwortung für die Akademie übernimmt. Wir bei der EFT produzieren mit unserer Marketingabteilung das Fachmagazin Tankstop und das Mitgliedermagazin BFT-Nachrichten und haben dementsprechend ganz andere Möglichkeiten in der Außendarstellung.

Nach der Übernahme hat die EFT den Namen BFT-Akademie beibehalten …

Wir haben das Thema intern heiß diskutiert. Wir wollten keinen Neuanfang in dem Sinne, sondern das fortführen, was vom BFT aufgebaut wurde. Deswegen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass die BFT-Akademie auch ein Begriff über all die Jahre geworden ist, mit dem die Tankstellenbranche etwas anfangen kann. Wie sahen die ersten Schritte unter EFTFührung aus? Die Außendarstellung war einer der Punkte, an dem wir etwas ändern mussten. Deshalb führten wir einen Relaunch der Internetseite www.bft-akademie.de durch. Dort stellen wir unsere Referenten mit einer kleinen Vita vor und kommunizieren die Schulungsinhalte und -ziele sehr transparent. Getreu dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ veröffentlichen wir außerdem in unseren Zeitschriften Tankstop und BFT-Nachrichten Berichte, Interviews, Porträts und Anzeigen zum Thema Schulung und BFT-Akademie.

Tragen die neuen Maßnahmen denn schon Früchte?

Wir haben eine Steigerung der Belegungsquote um über 50 Prozent seit Jahresanfang erreicht. Ich will auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als hätte es der BFT nicht schon gut gemacht. Der BFT schulte im Schnitt 200 bis 250 Mitarbeiter pro Jahr. Wir haben in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit wie erwähnt einfach andere Voraussetzungen, sodass wir in diesem Jahr voraussichtlich bei rund 400 geschulten Mitarbeitern landen. Das ist auch unsere Benchmark, die künftig beibehalten werden muss.

Welche Seminare werden am stärksten nachgefragt?

Das sind eindeutig die Personalseminare, bei denen die Mitarbeiter dafür sensibilisiert werden, dass sie die wichtigsten Faktoren im Shop und das Aushängeschild sind: Das fängt bei der Berufsbekleidung an und geht bis zur Kundenansprache.

Zehn Seminarleiter haben Sie im Moment. Arbeiten Sie schon seit Längerem mit diesen zusammen?

Zuerst einmal übernahmen wir die Referenten, die schon für den Verband tätig waren. Wir setzen hier auf Kontinuität. Jeder ist ein Fachmann auf seinem Gebiet wie zum Beispiel der Leiter unserer Sicherheitsseminare Peter Rinnenburger, der früher als SEK-Ausbilder gearbeitet hat. Er versucht in seinem Seminar, die Menschen mitzunehmen und ihnen die Botschaft zu vermitteln: Ihr dürft nicht den Helden spielen, bleibt ruhig, dann überträgt sich das auch auf euer Gegen- über. Für das ein oder andere neue Thema werden wir vielleicht einen neuen Trainer dazubekommen, aber auf den bestehenden Referentenstamm werden wir weiter zurückgreifen. In jedem Fall ist uns Vielfalt wichtig und die wollen wir auch zeigen.

Mit Hamburg, Hannover, Bochum, Mannheim, Stuttgart und Berlin sind die Seminare für alle Betreiber recht gut zu erreichen.

Ja, wir versuchen es so gut es geht zu bündeln. Wenn es sich abzeichnet, dass ein Seminar nicht voll wird, sprechen wir mit Mehrfachbetreibern. Wenn die Schulung gerade in der Nähe ist, fragen wir sie, ob sie interessierte Pächter auf das Seminar hinweisen können, damit wir es nicht absagen müssen. Ich möchte noch erwähnen, dass wir zudem zwei Referenten haben, die vor Ort in die Stationen gehen und am POS Schulungen durchführen. Sie nehmen sich Zeit, um mit den Mitarbeitern noch einmal Abläufe im Shop von der Warenannahme über die Einlagerung bis zur Platzierung durchzugehen. Auch das Einmaleins der Kundenansprache wird geschult. Das Ziel dabei ist, nicht mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend zu laufen wie ein Oberschullehrer, sondern die Betreiber mit einzubeziehen. Das kommt sehr gut an.

Eine Anfahrt entfällt beim E-Learning. Dabei handelt es sich um kurze Videos, die für Tankstellenbetreiber und -mitarbeiter kostenlos sind. Sollen diese eine Art Appetizer für die Präsenzseminare sein?

Genau, das ist ein guter Begriff. Wir versuchen, den Tankstellenbetreiber zu sensibilisieren. Er hat ja sein Tagesgeschäft, mit dem er schon Stress hoch zehn hat. Da fehlt dann oft die Zeit, ein bisschen zu reflektieren und sich zu fragen, wo es noch Potenzial gibt.

Welche Anregungen geben die E-Learnings? Mit diesen kurzen Filmen wollen wir den Finger mit einem Schmunzeln in die Wunde legen. Das Thema bei unseren E-Learnings ist die Shopoptimierung. Die Story ist: Ein junger Mann übernimmt die Tankstelle und holt sich Rat von einem erfahreneren Branchenkenner. Dafür haben wir den Elefanten in Scheiben geschnitten und uns verschiedene Bereiche angeguckt: das Personal, die Kassenzone, das Tabak- und das Kühlregal. Die Filme sollen den Betreibern auf charmante Weise einen Spiegel vorhalten und zeigen, was sie noch verbessern könnten.

Über Ihre Homepage gelangt man noch auf die sogenannte Online-Akademie. Worum handelt es sich hierbei?

Das war eine Geschichte, die seinerzeit der Verband versucht hat. Dieses Angebot war kostenpflichtig und wurde überhaupt nicht genutzt. Wir zogen daraus die Konsequenzen und stellten das Angebot mit unseren kostenfreien E-Learning-Videos auf neue Beine. Das bei der Online-Akademie behandelte Thema HACCP (Lebensmittelhygiene, Anm. d. Red.) fehlte uns noch bei den E-Learnings, ab November ist das jetzt aber auch bei uns online. Alle weiteren relevanten Themen bilden wir ebenfalls mit ab.

Die Seminarteilnahme kostet für BFTMitglieder 250 Euro (zzgl. MwSt.), NichtMitglieder können für einen Aufpreis von 50 Euro teilnehmen. Kalkulieren Sie mit diesem Betrag kostendeckend oder gewinnbringend?

Auch das haben wir lange diskutiert. Wir sind zwar eine GmbH und müssen natürlich schwarze Zahlen schreiben, aber wir versuchen hier, zu einem wirklich vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis Seminare anzubieten. Wir wollen die Akademie kostendeckend betreiben und so viel Input wie möglich an die Tankstellen weiterreichen. Wenn wir hier plus/minus null rausgehen, ist das für uns okay.

Wie erleben Sie den freien Tankstellenbetreiber – als lernwilligen Unternehmer oder als Business-as-usual-Typ, der Fortbildungen scheut? 

(lacht) Das ist ungefähr so, als würden Sie mich fragen, ob Wasser nass ist. Sie kennen ja das Thema „dringend vor wichtig“. Ich kann viele freie Tankstellenbetreiber sehr gut verstehen. Oftmals scheitert eine Teilnahme an pragmatischen Dingen: zum Beispiel, dass der beste Kassierer, den ich gerne mal zur Schulung schicken möchte, bereits in einer Schicht verplant ist oder so viel Personal im Urlaub oder krank ist, dass der Chef nicht wegkann. Der Schulungsort sollte nicht zu weit entfernt sein, darauf müssen wir natürlich auch achten. Das sind viele Kleinigkeiten, die oftmals ein Hemmnis für eine Teilnahme sind.

Es schlummert also noch großes Potenzial in der BFT-Akademie?

Ganz schlank gerechnet arbeiten an jeder Tankstelle mindestens sechs bis acht Mitarbeiter. Wenn man sich dann einmal überlegt, dass wir bei der EFT ein Potenzial von rund zweieinhalb Tausend freien Tankstellen haben, ist noch einiges möglich.

Welche Anregungen von Betreibern setzen Sie derzeit um?

Zum Thema Sicherheit an der Tankstelle werden wir eine Datenbank aufbauen, damit jeder weiß, welche Formblätter er braucht: Von HACCP über die Beschriftung einer LPG-Säule bis hin zur Fälligkeit von TÜV-Zertifikaten. Aus dieser Datenbank soll sich jeder kostenlos die Daten und Formblätter runterladen können. Für 2017 planen wir, im Bereich der Nachwuchsförderung tätig zu werden. Hier planen wir ein Format, mit dem wir den Nachfolgern der aktuellen Betreibergeneration Hintergrundwissen vermitteln und sie für das Führen einer Tankstelle begeistern. Geplant sind außerdem Schulungen im Backbereich und im Ölverkauf.

(Das Gespräch führte Michael Simon; der Artikel erschien in Sprit+ 09.2016.)

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