Minol hatte als einzige Kraftstoffmarke in der DDR ganz im sozialistischen Sinne eine Monopolstellung inne. In seinem neuen Buch "Der Pirol an der Zapfsäule. Minol – Geschichte und Geschichten" beschreibt Ulrich Biene, wie der VEB (Volkseigener Betrieb) Minol sein Netz aufbaute. Biene lässt die Tankstellenwelt der DDR auch an persönlichen Geschichten lebendig werden, etwa an dem des Tankwarts Lothar Hahn.
Biene verschweigt auch nicht die Probleme in der Praxis. So zeigt das Beispiel Saßnitz zeigt, wie schwierig es um den Aufbau von Infrastruktur im Hinterland bestellt war. Zusammen mit dem Kraftfahrer Jörg Thiele, der seine letzte 24-Stunden-Intertankstelle genau einplante, erlebt der Leser, was passierte, wenn der Minol-Sattelzug zum Nachtanken vorfuhr, die Kette spannte und "in diesem Moment nichts mehr ging". So wird auch die Anziehungskraft der Nachttankbox verständlich.
Schon 1988 ist Minol weitgehend abgewirtschaftet und muss sich schließlich nach dem 9. November 1989 noch einmal komplett neu erfinden. „Die lila Kraftstoff-Revolution“ nennt Autor Biene diesen Prozess. Minol wird vom VEB zur Mineralölhandel AG umgewandelt, 1992 folgt ein neuer purpurroter Markenauftritt. Zwei Jahre später übernimmt Elf Aquitaine die AG. Damit beginnt das Verschwinden der Marke Minol. 2004 gibt es nur noch wenige Minol Stationen. Sie werden nur noch zur Sicherung der Markenrechte erhalten. 2024 gibt es nur noch drei Minol Tankstellen in Deutschland.
Aufmerksamen Sprit+-Leser ist der Name Ulrich Biene nicht unbekannt. Wir hatten bereits „Tanklaster des Wirtschaftswunders“ und "Bitte Volltanken!" von ihm vorgestellt.
Ulrich Biene: Der Pirol an der Zapfsäule. Minol – Geschichte und Geschichten
160 S., HC, 160 × 240 mm, Farb- und s/w-Abb.
ISBN 978-3-96311-964-4