Die Versorgungslage mit Ethanol als Grundstoff zur Herstellung von Desinfektionsmitteln ist nach Angaben des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) gesichert. Behördliche Sonderregelungen der vergangenen Tage ermöglichen die Verwendung von technischem Bioethanol zur Herstellung der benötigten sterilisierenden Mittel. Deutschland folgt damit einer kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) ausgesprochenen Empfehlung, die Herstellungsvorgaben zu lockern, um die Produktion durch chemische Industrie und Apotheken vor Ort ausweiten zu können. Bislang war das Bioethanol überwiegend im Kraftstoffsektor abgesetzt worden. „Durch diese Änderungen können unsere Unternehmen jetzt die Mengen an Bioethanol als Grundstoff für Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen, die für den Gesundheitsschutz so dringend benötigt werden“, sagte Norbert Schindler, Vorsitzender des BDBe.
Auch Verbio Vereinigte Bioenergie hat am Standort Zörbig eine Produktionslinie zur Herstellung von Desinfektionsmittel eingerichtet. Aus dem sonst als Biokraftstoff eingesetzten Bioethanol wird jetzt ein Mittel zur Händedesinfektion gemäß Empfehlung der WHO produziert. Man habe die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt und eine entsprechende Sondergenehmigung bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin beantragt, die auch erteilt wurde, heißt es in einer Pressemitteilung. Da Bioethanol, der als Biokraftstoff verwendet wird, nicht geschmacks- und geruchsneutral ist, musste der gesamte Herstellungsprozess umgestellt werden, um diese Anforderung zu erfüllen. Darüber hinaus musste Verbio kurzfristig eine neue 24-Stunden-Abfüllung und die entsprechende Logistik für handelsübliche Verpackungseinheiten im Desinfektionsmittelbereich einrichten. Aktuell werden 40.000 Liter Desinfektionsmittel pro Woche hergestellt. Die Produktionsmengen werden sukzessive weiter hochgefahren.
Das in der Nahrungs- und Genussmittelbranche tätige Paderborner Unternehmen MBG Foodservice hat ebenfalls Teile der Produktion zur Herstellung von Händedesinfektion umgestellt. Gemeinsam mit dem Paderborner Mediziner-Ehepaar Dr. Grimm Wiegand wurde das Produkt entwickelt. Altersheime und Pflegeeinrichtungen sowie öffentliche Stellen in Paderborn erhalten 10.000 Liter als Hilfe. (jr)