Tankstellenbetreiber, die mit der Idee kokettieren, sich eine E-Ladesäule auf den Hof zu stellen, kommen langfristig um eine DC-Ladesäule (Gleichstrom) nicht herum. Darin sind sich die E-Mobilitätsexperten Gerald Vogel von Innogy und Olaf Becker von Tokheim Service einig: „Für Tankstellen kommt eigentlich nur das Schnellladen ab 50 kW infrage, um den Kunden kurze Standzeiten zu ermöglichen“, meint Becker.
Wobei „kurz“ relativ zu verstehen ist, denn noch hängen E-Autofahrer je nach Modell zwischen 30 und 40 Minuten an einer 50-kW-Säule fest, ehe der Akku zu 80 Prozent aufgeladen ist. Mehr Strom können die aktuellen Modelle – die Marke Tesla einmal ausgenommen – noch nicht aufnehmen. „Im Spitzenbereich bei kommenden Premiumfahrzeugen werden wir ein Ladeerlebnis schaffen können, das sehr nah an einem Tankvorgang dran ist. Wir rechnen dann mit fünf bis acht Minuten“, sagt Vogel.
Für die aktuelle Fahrzeuggeneration genügt Betreibern eine 50-kW-Säule. „Ich würde allerdings dazu raten, einen Hersteller zu suchen, der modular aufbaubar ist“, rät Becker. Wenn nur an einem von zwei Ladepunkten Strom benötigt wird, sorgt das Modul dafür, dass dort mehr Ladeleistung aufgenommen werden kann. „Das lässt sich dann in Stufen über sogenannte Cubes erweitern und bis zu 400 kW so treiben“, ergänzt Becker.
Standort festlegen
Zunächst einmal gelte es zwei grundlegende Fragen zu klären, beschreibt Vogel: den potenziellen Standort zu bestimmen und die Frage zu klären, wie der Strom vom Netzanschluss der Tankstelle dorthin kommen soll: „Dadurch, dass wir über sehr hohe elektrische Anschlussleistungen sprechen, geht es um viel Strom, der in der Regel den Bedarf, den eine Tankstelle im Normalbetrieb verfügbar hat, übersteigt“, erklärt Vogel. Im Gespräch mit dem örtlichen Netzbetreiber ist dann zu besprechen, ob eine Anschlusserweiterung möglich oder ob die Anschaffung eines Trafo nötig ist. „Beim DC-Laden brauchen Sie eigentlich immer einen Mittelspannungsanschluss und also einen Trafo“, meint Becker.
Wenn man die gewünschten Kapazitäten nicht erreicht, bietet sich auch der Einbau eines Pufferspeichers an, der überschüssige Energie in einer quaderförmigen Box in Wasserstoff oder alten Batterien festhält. So lassen sich Leistungsspitzen abfedern und selbstgewonnene Energie von der Photovoltaikanlage direkt an der Säule verkaufen. Im Tiefbau werden dann vom Netzanschluss der Tankstelle zum Bereich, an dem die Ladesäule stehen soll, die Kabel verlegt und die Säulen in der Regel auf ein Fertigbetonfundament gestellt. Je nach Anbieter, Bundesland und Netzversorger kann das Er- und Einrichten einer neuen Ladesäule eine Frage von Wochen bis zu drei Monaten werden. „Im Regelfall kommt man ohne behördliche Genehmigungen aus“, informiert Vogel. Beabsichtigt der Betreiber den Bund als Förderer ins Boot zu holen, kann es aber schnell mal ein Jahr dauern, bis die ersten Bescheide ins Haus flattern.
(Autor: Michael Simon; der Artikel erschien in Sprit+ 3.2018.)