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Für wen lohnt sich ein Erdgasauto?: Nichts für Wenigfahrer

03.09.2019 11:29 Uhr
Seat Erdgasfahrzeug
Der VW-Konzern wirbt mit einer frisch erneuerten CNG-Modellpalette um Kunden.
© Foto: Seat

Erdgas verbrennt sauberer als Benzin und kostet viel weniger. Trotzdem ist der alternative Sprit nicht für jeden Autofahrer interessant.

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Nach Jahren der Flaute feiert das Erdgasauto aktuell ein kleines Comeback. Rund 10.000 Pkw mit dem alternativen Kraftstoff sind im vergangenen Jahr neu zugelassen worden, auch der Fahrzeugbestand hat nach langem Siechtum wieder zugelegt. Woran liegt die neue Attraktivität des Gases?

Gas verbrennt umweltfreundlicher als Benzin oder Diesel und kostet an der Tankstelle weniger. In Zeiten hoher Spritpreise und immer strenger werdender Abgasnormen sowie drohender Innenstadt-Fahrverbote rückt der alternative Kraftstoff daher gleich doppelt wieder in den Fokus. Vor allem die Autohersteller haben den relativ sauber verbrennenden Erdgasantrieb wiederentdeckt und bringen neue Modelle mit dieser Antriebsalternative auf den Markt. Der VW-Konzern wirbt mit einer frisch erneuerten Palette um Kunden – nicht zuletzt als Reaktion auf den sinkenden Diesel-Marktanteil in der Folge des Abgas-Skandals. Nun soll der Erdgasmotor mit seinem niedrigen CO2-Ausstoß an der Seite des E-Autos helfen, EU-Strafzahlungen zu verhindern.

Der Kunde profitiert von dieser Strategie. Erstmals ist beispielsweise mit dem Seat Arona auch ein Modell aus dem populären SUV-Segment in einer TGI-Variante mit Erdgasmotor zu haben. Und mit VW Golf und Opel Astra werden auch einige Bestseller mit alternativem Antrieb angeboten. Allerdings: Ganz so groß und vielfältig wie noch bei einigen früheren Erdgas-Wellen ist das Angebot heute nicht mehr.

Erdgas profitiert vom reduzierten Steuersatz

Das Sparpotenzial beim Erdgasauto ergibt sich durch die geringeren Kraftstoffkosten. An der Tankstelle kostet CNG rund einen Euro pro Kilogramm, was in etwa einem Benzinpreis von 70 Cent entsprechen würde. Wie die Bundesregierung 2016 beschlossen hat, profitieren der Alternativkraftstoff durch das Energiesteuergesetz weiterhin von einem reduzierten Mineralölsteuersatz. Insgesamt läuft die Subvention bis 2026, ab 2024 reduziert sich der Steuervorteil stufenweise. Für den Halter bedeutet das Zeitdruck. Denn oft muss man mehrere Jahre fahren, damit sich der meist um einen vierstelligen Betrag höhere Anschaffungspreis amortisiert und sich die Investition lohnt.

Der Automobilclub ADAC hat für verschiedene Neuwagen mit Gasantrieb die günstigste Modellvariante im Vergleich mit Benzinern und Dieseln ausgerechnet, der Kostenvergleich bezieht sich auf fünf Jahre Haltungsdauer. So lohnt sich bei einer Jahresfahrleistung von maximal 10.000 Kilometern beispielsweise ein Kleinwagen eher mit Benzin-Motor, während mit höherer Fahrleistung Erdgas immer stärker seine Vorteile ausspielt.

Ab 15.000 Kilometern und mehr im Jahr hingegen amortisiert sich die etwas höhere Anfangsinvestition und man fährt günstiger als mit einem Benziner. Nutzt man ein Erdgasauto nicht nur aus Überzeugung, lohnt es sich also mit spitzem Bleistift zu berechnen, ab welcher Jahresfahrleistung sich die zusätzlichen Anschaffungskosten amortisiert haben. Vergleichsrechner im Internet helfen bei der Analyse.

Tankstellennetz noch dürftig

Bedenken sollte man auch die geringe Zahl an Tankstellen. Für CNG gibt es bundesweit rund 900 Tankstellen, aber noch immer viele weiße Flecken auf der Landkarte. Im Internet oder über Smartphone-Apps kann man sich die Standorte der Tankstellen anzeigen lassen. Die Aussichten für Erdgas sind aber gut: Bis 2025 soll es 2.000 Anlaufstellen geben, so der Plan einer Initiative von Autoindustrie und Gasanbietern. Für den Notfall sorgt bei beiden Antrieben ein kleiner Benzintank an Bord dafür, dass man nicht liegen bleibt. Je öfter man diesen jedoch nutzt, weil keine Tankmöglichkeit in der Nähe ist, desto unwirtschaftlicher wird allerdings der Betrieb.

Die relativ lange Dauer bis zur Amortisierung und das dünne Tankstellennetz schränken die Zielgruppe deutlich ein. Wer nur wenig Auto fährt ist eben so wenig ein typischer Erdgaskunde wie jemand, der flexibel lange Strecken über Land fahren will. Für einige Kundengruppen könnte Erdgas jedoch genau die richtige Wahl sein: Etwa für den Berufspendler mit hoher Jahresfahrleistung und Gastankstelle in der Nähe von Wohnort oder Büro. (rp)

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