Die Spritpreise – immer wieder ein Anlass für deftigen Unmut bei den Verbrauchern. Dabei lässt sich den Mineralölkonzernen nur bedingt ein Vorwurf machen, denn einen nicht unerheblichen Teil des Spritpreises macht die Kraftfahrzeugsteuer aus. Beim Benzin beträgt diese rund die Hälfte des Literpreises in Deutschland, bei Diesel liegt der Prozentsatz etwas geringer. Doch wie liegen wir damit im europäischen Vergleich?
So viel vorweg: In einigen anderen Ländern Europas zahlt der Autofahrer noch deutlich mehr an den Staat! Wie sich das genau gestaltet, darüber klärt unser Ratgeber auf.
Eigenschaften der Spritsteuer
Die Spritsteuer beziehungsweise Kraftstoffsteuer ist eine Verbrauchssteuer, die auf den Verkauf von Kraftstoff erhoben wird. In den meisten Ländern wird die Kraftstoffsteuer nur auf Kraftstoffe erhoben, die für den Transportbereich Verwendung finden. Kraftstoffe, die für den Antrieb landwirtschaftlicher Fahrzeuge verwendet werden und/oder Heizöl, das dem Dieselkraftstoff ähnlich ist, werden in der Regel mit einem anderen, niedrigeren Satz besteuert. Die Einnahmen aus der Kraftstoffsteuer werden häufig für Verkehrsprojekte verwendet, sodass die Kraftstoffsteuer von vielen als "Benutzungsgebühr" angesehen wird.
In einigen Ländern dient die Kraftstoffsteuer aber auch als allgemeine, nicht zweckgebundene Einnahmequelle. Teilweise wird die Kraftstoffsteuer auch in Form einer Ökosteuer zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit eingesetzt.
Die Rolle der Spritsteuer in der Energiepolitik
Die Besteuerung von Kraftstoffen im Verkehrswesen wird als Mittel zur Verringerung der Umweltverschmutzung und der möglichen globalen Erwärmung sowie zur Energieeinsparung befürwortet. Höhere Steuern auf fossile Brennstoffe machen Benzin genauso teuer wie andere Brennstoffe, zum Beispiel Erdgas, Biodiesel oder Elektrobatterien, was sich für den Verbraucher in Form der Inflation auswirkt, da so die Transportkosten für die Beförderung von Waren im ganzen Land steigen.
Das Intergovernmental Panel on Climate Change, die Internationale Energieagentur, der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben die Regierungen bereits mehrfach aufgefordert, die Benzinsteuersätze zu erhöhen, um damit die sozialen und ökologischen Kosten des Benzinverbrauchs zu bekämpfen.
Die Spritsteuern europäischer Länder im Vergleich
Eine Nature-Studie hat ergeben, dass die Spritsteuern im Zeitraum 2003 bis 2015 zwar in mehr Ländern erhöht als gesenkt wurden, die durchschnittliche Benzinsteuer weltweit jedoch aufgrund des höheren Verbrauchs in den Niedrigsteuerländern gesunken ist.
- Steuern auf Benzin
Die Europäische Union schreibt vor, dass die EU-Länder eine Mindestverbrauchssteuer von 0,36 Euro pro Liter auf Benzin erheben. Allerdings halten sich nur Bulgarien, Ungarn und Polen an diesen Mindeststeuersatz für Kraftstoffe, während alle anderen EU-Länder höhere Verbrauchssteuern auf Benzin erheben.
Zum Vergleich: Die Niederlande erheben mit 0,82 Euro pro Liter die höchste Benzinsteuer in der Europäischen Union. Den zweithöchsten Satz erhebt Italien mit 0,73 Euro pro Liter, gefolgt von Finnland mit 0,72 Euro pro Liter.
Die niedrigste Mineralölsteuer auf Benzin erhebt Ungarn mit 0,34 Euro pro Liter, da der ungarische Steuersatz in seiner Landeswährung, dem Forint, festgesetzt wird, was zu einem Durchschnittssatz führt, der nach Wechselkursschwankungen leicht unter dem EU-Mindestsatz liegt. Die nächstniedrigeren Preise gelten für Bulgarien und Polen mit jeweils 0,36 Euro pro Liter.
- Steuern auf Diesel
Ungefähr 30 Prozent aller zugelassenen Personenkraftwagen in der Europäischen Union sind Dieselfahrzeuge. Daher müssen viele europäische Verbraucher Verbrauchsteuern auf Diesel statt auf Benzin zahlen. Die EU setzt hier eine etwas niedrigere Mindestverbrauchssteuer von 0,33 Euro pro Liter auf Diesel fest.
25 der 27 EU-Länder erheben auf Diesel eine niedrigere Verbrauchsteuer als auf Benzin. Sowohl das Vereinigte Königreich (das faktisch nicht mehr zur EU gehört) als auch Belgien erheben auf beide Kraftstoffarten den gleichen Steuersatz, während Slowenien Diesel 0,01 Euro höher besteuert als bleifreies Benzin. Der durchschnittliche Verbrauchsteuersatz für Benzin beträgt in Europa 0,55 Euro pro Liter und für Diesel 0,44 Euro pro Liter.
Das Vereinigte Königreich erhebt mit 0,67 Euro pro Liter die höchste Verbrauchsteuer auf Diesel, gefolgt von Italien (0,62 Euro pro Liter) und Belgien (0,60 Euro pro Liter). Die Länder mit den niedrigsten Verbrauchssteuern auf Dieselkraftstoff sind Ungarn mit 0,31 Euro pro Liter, was aufgrund des Wechselkurses ebenfalls unter dem Mindestsatz liegt, gefolgt von Malta, Bulgarien und Polen, die jeweils 0,33 Euro pro Liter verlangen.
Einflussfaktoren auf die Spritpreisentwicklung
Im letzten Jahr sind die Energiepreise in den europäischen Ländern erheblich gestiegen, was zum Teil auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine zurückzuführen ist. Elf Länder senkten vorübergehend die Steuern auf Benzin und Diesel, um den Preisanstieg teilweise auszugleichen. In Deutschland wurde der Steueranteil des Benzinpreises am stärksten gesenkt, nämlich von 0,67 Euro auf 0,36 Euro, gefolgt von Belgien mit einer Senkung von 0,60 Euro auf 0,46 Euro. Alle vorübergehenden Senkungen sind jedoch bereits wieder ausgelaufen.
Alle EU-Länder erheben außerdem eine Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel. Die hier angegebenen Steuerbeträge beziehen sich also nur auf die Verbrauchssteuer und enthalten nicht die Mehrwertsteuer, die auf den Verkaufswert von Benzin und Diesel erhoben wird.
