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Grünes Licht: Capricorn kauft Nürburgring

11.03.2014 16:01 Uhr
Grünes Licht: Capricorn kauft Nürburgring
Gegner des Deals befürchten, dass Capricorn das regionale Gewerbe ausbluten lässt.
© Foto: Jürgen Tomicek, Werl

Der Vertrag ist unterschrieben: Neuer Besitzer des insolventen Nürburgrings wird der Autozulieferer Capricorn. Die Sanierer sehen die Rennstrecke auf dem Weg zu neuem Glanz. Entstehen soll dort ein Zentrum für Automobiltechnik. Anderen Gebäuden droht die Abrissbirne.

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Der Düsseldorfer Autozulieferer Capricorn kauft die Rennstrecke Nürburgring sowie den für 330 Millionen Euro Steuergeld gebauten Freizeitpark für 77 Millionen Euro - und will in der Eifel bis zu 25 Millionen Euro investieren. Nach zehn Monaten geht damit ein zäher Prozess zu Ende, der mit Verkaufsanzeigen in Zeitungen begonnen hatte. Die 1927 eröffnete insolvente Rennstrecke kommt erstmals in ihrer Geschichte in private Hände.

Damit es am krisengeplagten Ring wieder bergauf geht, will der neue Herr dort verstärkt Automobil-Technikfirmen ansiedeln und auch die Formel 1 halten. Die für viel Geld gebaute Partymeile "Grüne Hölle" - von Kritikern als Kirmes verspottet - wird abgerissen, die erst kürzlich nach langem Stillstand gestartete Achterbahn Ringracer stillgelegt. "Ich kann Ihnen sagen, dass der Ringracer relativ schnell verschwindet", sagt Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild dazu. Er werde an einen anderen Ort in Rheinland-Pfalz umziehen - wohin, bleibe erst noch ein Geheimnis. "An diesem Ort wird er sich viel wohler fühlen."

Letztlich macht damit am Ring ein Bieter das Rennen, der dem Motorsport nahesteht - und schon dort vertreten ist. Das Unternehmen aus Düsseldorf, das unter anderem Kurbelwellen und Kolben herstellt, betreibt nahe der Asphaltschleife bereits ein Werk mit etwa 100 Mitarbeitern. Künftig sollen es noch mehr werden.

Spannend bleibt aber auch nach dem Verkauf, ob die EU-Kommission Zahlungen des Landes Rheinland-Pfalz in Höhe von insgesamt einer halben Milliarde Euro als illegale Beihilfen wertet. Unter anderem die Initiative "Ja zum Nürburgring" hatte sich wegen dieser Zahlungen beschwert. "Wir gehen davon aus, dass Brüssel bis zum Spätsommer zu einer Entscheidung kommt", sagt Sanierersprecher Pietro Nuvoloni. Falls die Wettbewerbshüter illegale Beihilfen erkennen, geht es auch darum, in welcher Höhe diese geflossen sind - und ob den Ring-Käufer Rückforderungen treffen.

Gegner des Deals - etwa Tankstellenunternehmer Thomas Rausch (s. u.) -  befürchten, dass ein privater, auf Gewinn ausgerichteter Käufer die Tore zur Strecke schließt und Motorsportbegeisterte künftig in der Eifel in die Röhre gucken. Diese Angst will Wild gleich bei seinem ersten großen Auftritt vom Tisch wischen: "Der Nürburgring wird öffentlich zugänglich bleiben." In einem neuen Beirat wolle er zudem Vertreter aus der Region einbinden.

In dem Ring-Insolvenzverfahren in Eigenregie dürfte nun ein größerer Teil des Kaufpreises indirekt ans Land zurückfließen. Wild und sein Unternehmen gehen mit viel Optimismus in das Abenteuer, das er gar nicht für ein solches zu halten scheint: "Operativ ist der Nürburgring kein Sanierungsfall." Und Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt sagt nach einer vielstündigen Sitzung des Gläubigerausschusses erleichtert: "Ich bin sehr, sehr glücklich."

Thomas Rausch ist Inhaber einer freien Tankstelle in unmittelbarer Nähe zum Nürburgring. Zusammen mit den zwei Rennfahrern Christian Menzel und Sabine Schmitz hat er die Protestaktion "Wir sind Nürburgring" ins Leben gerufen. Sie wollen verhindern, dass Investoren das regionale Dienstleistungsgewerbe ausbluten lassen. Mehr dazu lesen Sie im tankstellen markt 3/2014, der am 7. März erschienen ist. (dpa/beg)

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