Patrick Carré, Shell
Der Chef des Shell-Tankstellengeschäfts in der D-A-CH-Region, Patrick Carré, möchte das Shopgeschäft stärken, obwohl er dessen Frequenz schwächt. Mit der mobilen Bezahllösung Smartpay ermög-licht Shell es eiligen Kunden deutschland-weit, vom Tankfeld aus die Rechnung zu begleichen. „Wir haben gelernt, dass es nichts bringt, den Kunden in den Shop zu zwingen. Stattdessen wollen wir seine Bedürfnisse ernst nehmen. Mehr Umsatz im Shop soll durch attraktivere Angebote gelingen“, referierte Carré. Dazu gehöre auch, die Mitarbeiter nicht zu Verkaufs-robotern zu machen und den Kunden durch Zusatzangebote zu nerven, sondern das Personal grundsätzlich im Service zu schulen. Bezüglich des Sortiments sagte Carré mit subtilem Gruß an Aral, er glaube nicht, dass das Heil darin liege, einen Supermarkt in die Tankstelle zu übertragen. Es gelte, die richtigen Convenience-Angebote vorzuhalten. Außerdem gab er zu bedenken, dass jeder Standort einen heterogenen Kundenkreis habe, der sich stark von anderen Tankstellen unter-scheide. Deshalb hat Shell auf Basis von 12.000 Kunden-Interviews vier verschie-dene Shopformate entwickelt, die auf den jeweiligen Standort am ehesten passen: Shops für die tägliche Routine, Tankstellen, an denen die Autopflege im Vordergrund steht, Food-Shops mit reichhaltigem Essensangebot und rund um die Uhr geöffnete Stationen.
Peter Obeldobel, Valora
Über das Zusammenspiel von Mitarbeitern und Führungskräften referierte Peter Obeldobel, Vorsitzender der Geschäfts-führung von Valora. Obeldobel berichtete, wie in seinem Unternehmen, einem Anbieter von Convenience und Foodservice (unter anderem die Marken „Backwerk“ und „Ok.–“), Mitarbeiter geführt werden. Motivation entstehe beim Mitarbeiter durch Anerkennung, Wissen um die eigene Rolle und leichte Überforderung. Früher habe die Führungskultur bei Valora so ausgesehen, wie in vielen Betrieben: Eine Idee eines Mitarbeiters musste von ganz unten über mehrere Instanzen nach oben, wo sie dann für gut, schlecht oder änderungswürdig befunden wurde. Das machte den Prozess langsam und demotivierte Mitarbeiter. Inzwischen dreht Obeldobel die klassische Führungspyramide um: Mit-arbeiter dürfen eigene Ideen ausprobieren, wodurch sie sich mehr einbringen und Spaß an der Arbeit haben.
Torsten Rieger, Orlen
Wie sieht die Orlen die Zukunft ihrer Star-Tankstellen? Auf Grundlage von Kundenbefragungen und Analysen stellten Torsten Rieger, Manager Non Fuel Business, und sein Team etwas überrascht fest, dass ihre Kunden die Tankstelle als Ort des Treffpunkts und der Erholung wahrnehmen. Deshalb weicht Orlen vom ursprüng-lichen Konzept ab und möchte künftig den Bistro-bereich stärken: Der Aufbau einer Tankstelle teilt sich dann in die Bereiche Erholung, Bistro/Kasse und den normalen Shopbereich auf. Räumlich werden die Verweil- und Durchreisebereiche durch eine unter-schiedliche Fußbodenoptik getrennt, bodentiefe Fenster sollen schon von außen Lust auf den Bistrobereich machen. Ebenso wie das LED-Portal, mit dem der Kunde bereits auf dem Forecourt werblich angesprochen wird. Das Kernsortiment bleibt bestehen, Frische to go ist hinzugekommen. Hier seien die Abschriftquoten für Salat „unerfreulich hoch“, konstatierte Rieger, im Bistro allerdings konstant.
Jochen Wilhelm, TIV
Der Geschäftsführer des Tankstellen-Interessen-verbands, Jochen Wilhelm, nutzte seinen Auftritt, um die großen MÖG zu kritisieren, die Pächter zu bloßen Funktionären auf der Umsetzungsseite reduzieren würden. Doch die Pächter würden inzwischen oppo-nieren, was den MÖG eine Nachwuchsproblematik eingebrockt habe. Für die Tankstelle der Zukunft sieht er drei Szenarien: die Tankstelle als Logistik-Hub, an der beispielsweise auch Drohnen landen können, die Tankstelle als Wohlfühloase und die vollautomatisierte Tankstelle, die eigenständig Fahrzeuge betankt.
Newcomer
Der Veranstalter gab einigen Start-ups die Möglichkeit, sich mit kurzen Vorträgen zu präsentieren. Allen gemein war der Grundsatz „all natural“, also nur natürliche Zutaten, in das Produkt einfließen zu lassen:
- Daria Mai stellte die Marke „Frau Ultrafrisch“ vor: Aus frischem Obst, Gemüse, Kräutern und Gewürzen produziert das Start-up gesundes Essen, lecker und schnell. Mai nennt deshalb ihre Lunchgerichte, Suppen und Smoothie-Kekse „fast good food“.
- Der Slogan von Alla Kolpakova heißt „good mood – brain food“. Aus Hanf gewinnt das Start-up kalt gepressten Direktsaft, in dem neben Wasser, Traubensüße, Limettensaft und Kohlensäure stecken. Die Blätter der Nutzhanfpflanze, aus denen der Saft gepresst wird, enthalten kein berauschendes THC, beruhigte Kolpakova.
- Berauschendes Koffein enthält hingegen das Produkt Green Coffee von „Selo good beverages“. Laura Zumbaum legt Wert auf fair gehandelte ungeröstete Bio-Kaffeebohnen aus Kolumbien, die ein kalorienarmes, veganes Produkt ergeben, das so belebend wirken soll wie ein doppelter Espresso.
- Mit ihrer Wurst stellten sich die Macher von Grillido bereits in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen vor“. In Omas Keller entwickelte Gründer Michael Ziegler eine Wurst, die besonders proteinreich ist und starke Nährwerte hat, sodass sie sich in Fitnessstudios als Stärkung nach dem Sport eignet.
- Das Team von Jonas Bieber stellt unter der Marke „Dörrwerk“ Snacks aus gerettetem Obst und Gemüse her, das aufgrund ästhetischer Mängel nicht mehr im Handel verkauft wird. Zu den Produkten gehören Apfel- und Tomatenchips sowie Fruchtpapier.
(Autor: Michael Simon; Der Beitrag erschien in Sprit+ Ausgabe 4/2018.)
Hinweis: Die nächste Veranstaltung findet am 20. und 21. Februar 2019 im Titanic Chaussee Berlin statt.