Warum wurde das H-Kennzeichen vor drei Jahrzehnten eingeführt? Damals wurde mit dem Siegeszug des Abgaskatalysators die Kraftfahrzeugsteuer umgestellt. Statt einer reinen Bemessung nach Hubraum wurden die Fahrzeuge nach ihrem Schadstoffausstoß eingestuft. Für automobile Klassiker hätte dies zu horrenden Steuersätzen führen können, obwohl sie im Alltag kaum bewegt werden und die Umwelt entsprechend wenig belasten. Das H-Kennzeichen löste diese Ungerechtigkeit auf: Für alle Klassiker wird eine jährliche Pauschalsteuer von 191 Euro erhoben.
Formale Voraussetzung ist ein Gutachten für die Fahrzeugeinstufung als Oldtimer nach § 23 StVZO. Die GTÜ ist für Oldtimergutachten eine kompetente Adresse: Deutschlandweit sind zahlreiche GTÜ-Prüfingenieure Spezialisten auch für klassische Fahrzeuge. Eine weitere Voraussetzung für das H-Kennzeichen ist ein Fahrzeugalter von mindestens 30 Jahren ab Erstzulassung. Zudem muss es weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sein und der Pflege des historischen Kulturgutes dienen, wie der Gesetzgeber festgelegt hat. Beim Stichwort Originalzustand gibt es eine Offenheit: „Zeitgenössisches Tuning“. Was zur Bauzeit eines Fahrzeugs erlaubt war, darf auch heute nachgerüstet werden. Etwa ein Motortuning oder auch Spoiler, Felgen und Reifen. Zur Begutachtung gehört ebenso das Bestehen einer Hauptuntersuchung, die weiterhin alle zwei Jahre zu durchlaufen ist. Diese Vorgaben sollen sicherstellen, dass keine stark abgenutzten Alltagsfahrzeuge im Alter von 30 Jahren und mehr durch die Hintertür im Straßenverkehr verbleiben.
Obwohl die Zahl der Oldtimer Jahr für Jahr um rund zehn Prozent zunimmt macht ihr Anteil im Jahr 2021 lediglich rund ein Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge aus. Außerdem werden sie nicht viel bewegt – im Durchschnitt pro Jahr nur 1.740 Kilometer und damit neunmal weniger als alle anderen Pkw. Laut einer Studie der Bundesanstalt für Straßenverkehr sind die Emissionen der Oldtimer deswegen in Summe unerheblich. Auch zum Unfallgeschehen tragen die Klassiker wenig bei. Die meisten von ihnen werden im Winter gar nicht bewegt, viele nur bei Sonnenschein und nicht bei widrigen Straßenverhältnissen. Eher mäßige Geschwindigkeiten in Verbindung mit den geringen Laufleistungen führen zu Recht niedrigen Versicherungsbeiträgen. Deutsche Fahrzeughersteller führen die H-Kennzeichen-Statistik an: Mercedes-Benz vor Volkswagen und Porsche. (sh)