Waren die letztjährigen Esso-Celebrations bereits geprägt von der Spannung auf den neuen Leiter des Tankstellengeschäfts, Alexander Hentschke, so wurde das dieses Jahr hinsichtlich des Faktors Spannung nochmals erheblich getoppt: Nachdem Esso im Herbst 2017 verkündet hatte, dass der geplante Verkauf des Netzes an sogenannte Branded Wholesaler nicht nur geklappt, sondern der Zuschlag entgegen allen Ankündigungen nicht an eine Reihe von Interessenten, sondern an nur einen Käufer, die Firma EG (Euro Garages) Limited aus England, erfolgte, war die Unruhe groß.
Die Informationsveranstaltungen, die danach folgten, konnte diese Unruhe nur unwesentlich verringern. Zu groß waren die Fragen, die eine solche wesentliche Umgestaltung mit sich brachten und noch immer bringen: Ende des Pächtersystems, kategorischer Verbot des Verkaufs von Alkohol an den Stationen, Umgestaltung des Shopgeschäfts usw. Diese Ungewissheit führte teilweise zu ganz erheblichen Existenzängsten, insbesondere bei den Pächtern, mindestens aber zu einer Investitionshemmung. Denn wer investiert gerne in unsicheren Zeiten.
Als dann verkündet wurde, dass sich EG auf den Celebrations vorstellen würde, war die Spannung natürlich groß. Umso erfreulicher war es, dass die Geschäftsleitung von EG, Mohsin Issa und Ilyas Munshi, höchstpersönlich nach München reisten. Insbesondere das Bekenntnis von Issa, dass er selbst eine Station betrieben hatte und um die Nöte der Betreiber deshalb sehr wohl wisse, machte ihn den Anwesenden spontan sympathisch. Durch die Vorträge konnte man anschaulich erkennen, woher EG kommt, wofür die Firma steht und wohin sie will. Und das sind ambitionierte Ziele. Mit großer Offenheit waren die beiden Unternehmer bereit, auf die Fragen der Anwesenden spontan zu antworten, wenn auch nicht jede Frage abschließend geklärt werden konnte.
Denn EG ist schnell gewachsen, rasend schnell sogar. Mittlerweile hat das Unternehmen rund 4.500 Stationen in Europa und den USA, die meisten davon erst vor kurzem erworben. Dabei handelt es sich um einen bunten Mischmasch aus Händler- sowie Pächterstationen und Filialbetrieben in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Rechtsordnungen und Mentalitäten. Das muss erst einmal „verdaut" werden.
Das Hauptbekenntnis lautete deshalb, dass EG überhaupt kein Interesse habe, das Vorhandene alsbald grundlegend zu verändern. Man wolle auf den vorhandenen Strukturen aufbauen und diese optimieren. Die Anwesenden sollten EG nicht als Bedrohung, sondern als Chance sehen. Und wenn ich aus den nachfolgenden Gesprächen den richtigen Eindruck gewonnen habe, so haben diese Vorträge doch tatsächlich zur Beruhigung beigetragen. Das hörte sich alles seriös an und hier will wohl niemand innerhalb kürzester Zeit alles auf den Kopf stellen.
Natürlich hat dies die weiteren Themen auf der Tagung wie den sehr positiven Umbau der Stationen auf Synergy in den Hintergrund treten lassen. Auch kritische Themen wie die Probleme mit der Kasse, konnten nur gestreift werden. Aber hierfür gibt es ja unsere Esso-Gespräche.
Ich will den Bericht aber nicht abschließen, ohne das tolle Abendprogramm zu loben. Tolle Band, tolle Stimmung. Lob an die Verantwortlichen! Da überkommt einen dann doch auch etwas Wehmut. Denn dies dürften in diesem Jahr die letzten Esso-Celebrations gewesen sein, bevor ab Herbst EG das Ruder übernimmt. Aber vielleicht führt EG diese Veranstaltung weiter. Wünschenswert wäre es.
Es bleibt spannend …
(Autor: André Zacharias, Geschäftsführer der IG Esso; der Artikel erschien in Sprit+ 5/2018)