Herr Mücke, welche Trends erkennen Sie derzeit in der Tabakbranche?
Es ist erkennbar, dass es eine Differenzierung bei den Produkten gibt. Neuartige Produkte wie E-Zigaretten, Erhitzer, aber auch Kautabak werden stärker wahrgenommen. Da werden wir sicher in den nächsten Monaten und Jahren weiter einen Aufschwung sehen. Nach wie vor wird aber in den nächsten Jahren der Schwerpunkt bei klassischen Tabakprodukten liegen. Sie haben einen Jahresumsatz von 26 Milliarden Euro, die neuartigen Erzeugnisse von 600 Millionen Euro.
Empfinden Sie E-Zigaretten dann überhaupt als Konkurrenz?
Als Konkurrenz nicht, nein. Die meisten Hersteller bieten in allen Kategorien eigene Produkte an. Die neuartigen Produkte ergänzen also die Portfolios unserer Mitgliedsunternehmen, ohne dass die Gefahr besteht, dass die klassischen Tabakprodukte verdrängt werden. Das wäre auch nicht im Sinne der Verbraucher, die selbst entscheiden wollen und sollen, welches Tabakerzeugnis für sie das Richtige ist. Die Souveränität der Verbraucher steht für uns über allem.
Was sehen Sie noch als Trend an?
Für uns ist ein Dauerthema der Jugendschutz. Wir wollen dazu beitragen, dass die Raucherquote bei Jugendlichen und Kindern noch weiter sinkt. Aktuell liegt sie bei 7,2 Prozent. Wir möchten den letzten Schritt gehen, dass sie noch weiter zurückgeht.
Sie bieten dafür seit Januar 2019 das Online-Schulungsprogramm „Jugendschutz im Handel“ an …
Das wird sehr gut angenommen, darüber sind wir außerordentlich froh. Das Tool bringt die Teilnehmer auf den aktuellen Stand zu den gesetzlichen Vorgaben und bietet Praxisbeispiele und Argumentationshilfen. Wer die Schulung abschließt, erhält ein Zertifikat. Wir freuen uns besonders, dass wir Anfang Juli den Comenius-Edumedia-Award der Gesellschaft für Pädagogik, Information und Medien dafür erhalten haben.
Wie engagieren Sie sich noch für den Jugendschutz?
Auf der Messe Intertabac werden wir den Besuchern das Online-Tool vorstellen und zu dem Thema informieren. Außerdem läuft unsere Aufkleberaktion weiter. Dabei verteilen wir Aufkleber, die sowohl auf das Abgabealter von Tabakprodukten als auch von E-Zigaretten hinweisen, an den Einzelhandel. Wir bekommen weiterhin regelmäßig Anfragen dafür. Es ist wichtig, nicht auf halbem Wege stehenzubleiben. Deshalb beschränken wir das Thema Jugendschutz nicht nur auf den Bereich klassischer Tabak, sondern weiten ihn auf E-Zigaretten aus.
Kommen in der nächsten Zeit rechtliche Neuerungen auf die Händler zu?
Wir sind bis in den Mai hinein mit der Einführung von Track & Trace beschäftigt gewesen. Auf Herstellerseite funktioniert nun alles, bei einigen Händlern gibt es noch manchmal Schwierigkeiten. Nicht rechtlich, aber regulativ schwierig wird das Thema Zigarettenabfälle. Die Stummel, die achtlos in die Umwelt geworfen werden, sind ein großes Problem. Wir müssen eine dauerhafte Lösung finden, die die Unternehmen nicht belastet und dieses Problem löst. Der DZV arbeitet mit Bürgerinitiativen zusammen, wir verteilen unsere Taschenaschenbecher, die sehr gut angenommen werden. Derzeit befinden wir uns in der Konzeptionsphase gemeinsam mit kommunalen Trägern und der Entsorgungswirtschaft.
(Das Gespräch führte Julia Richthammer. Das Interview erschien in Sprit+ Ausgabe 9/2019.)