Ein deutlich gesteigertes Ergebnis und eine Entwicklung des Tankstellengeschäftes, die in fast allen Bereichen deutlich über dem Marktdurchschnitt lag, konnte die Westfalen-Gruppe bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz verkünden. Nach einem enttäuschenden 2014 weist der Jahresabschluss 2015 damit wieder die Zahlen auf, die man beim Münsteraner Familienunternehmen aus früheren Jahren gewohnt war.
So stieg das Ergebnis vor Steuern im vergangenen Jahr sehr deutlich um 30,5 Millionen Euro auf 32 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss, der 2014 gerade noch knapp 150.000 Euro betrug, lag bei 21,4 Millionen Euro. Lediglich der Konzernumsatz sank um 7,3 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro, was jedoch ausschließlich auf den weiteren Preisrückgang bei den Mineralölprodukten zurückzuführen sei, so das Unternehmen.
Auch im Tankstellengeschäft ging der Umsatz aufgrund der niedrigen Produktpreise zurück, doch ansonsten gab es in diesem Bereich viele Erfolgsmeldungen. Denn in einem Umfeld, so Vertriebsvorstand Reiner Ropohl, das durch geringes Wachstum, Preisdruck und harten Wettbewerb durch internationale Konzerne geprägt sei, entwickelte sich der Absatz an den Westfalen- und Markant-Stationen deutlich besser als der Markt. So konnte die Westfalen beim Absatz von Ottokraftstoffen um 0,3 Prozent zulegen, während der Markt 1,6 Prozent verlor. Auch beim Diesel gab es Zuwächse von 6,6 Prozent, die weit über dem Marktdurchschnitt von plus 3,3 Prozent lagen. Und während die Waschzahlen allgemein stagnieren, freute sich die Westfalen über einen Zuwachs von 7,2 Prozent. Auch im Shop war ein Plus von 3,6 Prozent zu verzeichnen, während der Markt nur zwei Prozent zulegte. Im Bereich Shop und Bistro sieht Westfalen auch weiterhin den Schlüssel zum Erfolg. „Wir sind überzeugt, dass das Convenience-Angebot entscheidend dafür sein wird, ob ein Standort in Zukunft erfolgreich sein wird. Daher arbeiten wir an neuen Angebotsformen“, erläuterte Ropohl.
Neue Angebote gibt es zudem im Bereich der Wäsche: So eröffnete die Westfalen in Kerpen in diesen Wochen die erste Lkw-Hochleistungswaschanlage unter dem Namen Westfalen Truck Wash. Im Bereich der alternativen Kraftstoffe setzt Westfalen auf Wasserstoff und will damit seiner bisherigen Vorreiterrolle bei den alternativen Kraftstoffen gerecht werden: An der Station in Münster-Amelsbüren entsteht zurzeit die erste Wasserstoff-Tankstelle für die Betankung von Elektrofahrzeugen, die mit Brennstoffzellentechnik angetrieben werden – immerhin eine Investition von insgesamt drei Millionen Euro. „Wasserstoff ist für uns noch kein Geschäft, aber wir hoffen, dass sich die Investition in drei bis fünf Jahren rechnen wird“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Fritsch-Albert.
Von der Elektrifizierungsinitiative der Bunderegierung hält er dagegen wenig und verweist auf die Erfahrungen mit den Ladesäulen an den eigenen Stationen, die bisher kaum angenommen werden. „Das Problem ist, dass es aktuell kein preiswertes und alltagstaugliches E-mobil gibt“, so der Vorstandsvorsitzende, der der Politik bei den strategischen Entscheidungen zu alternativen Antriebsenergien ohnehin wenig zutraut. „Wir werden das machen, was sich am Markt durchsetzt und nicht das, was der Minister empfiehlt. Denn das ist schon beim Biodiesel und bei E 10 gescheitert“, betonte Fritsch-Albert. (Dagmar Ziegner)